Mutig und gefährlich zugleich

Von Stefan Rommel
Thomas Schneider absolvierte als Spieler 133 Bundesliga-Einsätze für den VfB Stuttgart
© getty

Der VfB Stuttgart hält an Thomas Schneider als Trainer fest und überrascht mit dieser Entscheidung. Dabei ist sie durchaus auch nachvollziehbar.

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Der VfB Stuttgart steckt so tief im Schlamassel wie seit fast 40 Jahren nicht mehr. Und trotzdem wirft er seinen Trainer nicht raus. Für Stuttgarter Verhältnisse ist das nahezu sensationell.

Das Krisenmanagement hat sich offenbar auf einen ungewöhnlichen Weg geeinigt, der an den harten Fakten vorbeiführt. Denn die sind für Schneider historisch schlecht.

Die Entscheidung ist sehr mutig und vermutlich auch die schwerste für die Verantwortlichen seit vielen Jahren. Aber auf Grund der Gegebenheiten auch nachvollziehbar. Eine Entlassung wäre schließlich nur die eine Hälfte der "Lösung". Die andere wäre die Suche nach einem geeigneten Nachfolger gewesen. Und wer hätte das schwierige Anforderungsprofil erfüllt?

Schneider ist mehr als "nur" ein Trainer beim VfB. Er ist der Kern einer - zumindest nach außen propagierten - Strategie. Daran hängt die Ausrichtung hin zum Jugendkonzept, die Idee eines neuen Image und letztlich auch ein Geschäftsmodell: Sich auch in Zukunft mit Spielern aus dem eigenen Stall entweder sportlich zu verstärken oder Verkaufserlöse zu erzielen.

Natürlich bleiben Zweifel und Garantien gibt es wie immer auch keine. Es muss aber einen klaren Auftrag an Schneider geben: Er muss sich nicht als Typ ändern - aber er muss unbedingt sein Coaching überdenken. Keine Experimente mehr, keine Zugeständnisse.

Schneider muss aggressiver werden, mehr auf die Veränderungen beim Gegner eingehen. Fünf der sechs späten Gegentreffer in diesem Jahr gehen auf das Konto von Einwechselspielern.

Das ist ebenso wenig ein Zufall wie die Tatsache, dass die Mannschaft jetzt 16 Gegentore in der letzten Viertelstunde kassiert hat und auch in Frankfurt nicht zum ersten Mal gegen Ende der Partie körperlich stark abbaut. Wenn der Gegner seine Ausrichtung änderte, reagierte Schneider mit seinem Trainerteam bisher wachsweich darauf.

Im nächsten Spiel gegen den Tabellenletzten Braunschweig geht es um mehr als drei Punkte. Es geht um die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins für womöglich lange Zeit.

1:2 in Frankfurt: VfB kassiert 8. Pleite in Folge

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