Hannover feuert Slomka

SID
Mirko Slomka wurde knapp einen Monat vor seinem vierjährigen Jubiläum als Cheftrainer entlassen
© getty

Hannover 96 hat die wochenlange Hängepartie beendet und Mirko Slomka entlassen. Der niedersächsische Bundesligist zog nach einer regelrechten Demontage seines Cheftrainers am Freitag einen Schlussstrich und gab dem 46-Jährigen den Laufpass. Der Klub reagierte damit auf die sportliche Talfahrt der vergangenen Monate.

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"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber gemeinsam haben wir die Überzeugung, etwas verändern zu wollen", sagte Sportdirektor Dirk Dufner.

Klubchef Martin Kind ergänzte: "Mein persönlicher Dank gilt Mirko Slomka, der Hannover 96 vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga gerettet hat und anschließend zwei Mal in die UEFA Europa League geführt hat. Diese Erfolge werden immer eng mit seinem Namen verbunden sein."

Kind hatte vor wenigen Tagen freimütig zugegeben, dass er Dufner angewiesen habe, eine Liste mit potenziellen Slomka-Nachfolgern zusammenzustellen - der Schlusspunkt der wochenlange Demontage Slomkas deutete sich da schon an.

Nun ist die Trennung vollzogen, sie sei Slomka am Freitag durch Dufner mitgeteilt worden, teilte 96 mit. "Die Modalitäten für die Beendigung des Angestellten-Verhältnisses des Cheftrainers sind in seinem bis zum 30. Juni 2016 laufenden Vertrag geregelt. Beide Seiten vereinbarten darüber Stillschweigen", hieß es in einer Pressemitteilung. Ein neuer Cheftrainer soll "in den kommenden Tagen" gefunden werden.

Kein einziger Punkt auswärts

Nur einen Sieg aus den zurückliegenden elf Spielen, kein einziger Punkt aus acht Auswärtsspielen, Tabellenplatz 13 - die sportliche Erfolglosigkeit wurde Slomka am Ende zum Verhängnis.

Den Coach erreichte die Nachricht seiner Demission im Weihnachtsurlaub in Abu Dhabi. Der 46-Jährige hatte die Niedersachsen am 19. Januar 2010 übernommen, sein "Vierjähriges" an der Leine war ihm nicht mehr vergönnt.

Am Freitagvormittag hatte es noch einmal intensive Gespräche zwischen Vereinsboss Kind, dem Aufsichtsrat, den Investoren und Dufner gegeben. Neben der sportlichen Perspektive ging es bei der Trennung von Slomka auch um viel Geld.

Die Beurlaubung ihres langjährigen Übungsleiters kommt dem Verein teuer zu stehen. So muss der Klub seinem beurlaubten Coach nach Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung eine im Arbeitsvertrag festgeschriebene Abfindung in Millionenhöhe zahlen. Hinzu kommen die Kosten für Slomkas ebenso scheidendes Trainerteam.

Lange Liste mit Kandidaten

Wer beim Trainingsauftakt am 5. Januar an der Seitenlinie stehen wird und mit 96 am 25. Januar beim VfL Wolfsburg in die Rückrunde startet, ist offen. Nach der Absage von Wunschkandidat Thomas Schaaf ist die Liste möglicher Kandidaten lang.

Favorit auf den Posten soll nach Informationen der "Bild" Frank Kramer sein, Trainer beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Der 41-Jährige sei der Wunschkandidat von Kind, Kramer besitzt allerdings noch einen Vertrag beim Zweitliga-Zweiten bis 2015. Hier geht's zur News.

"Wir haben wirklich anderes zu tun, als uns mit so einem Humbug zu beschäftigen", sagte Fürths Präsident Helmut Hack der Nürnberger Zeitung: "An dieser Sache ist gar nichts dran. Deshalb verschwenden wir unsere Zeit auch nicht damit."

Weitere Namen wie die jobsuchenden Bruno Labbadia, Markus Babbel, Christian Gross und Michael Frontzeck werden an der Leine ebenso gehandelt wie die Zweitligatrainer Andre Breitenreiter (SC Paderborn) und Markus Kauczinski (Karlsruher SC).

Der Name Rangnick kursiert

"Wir werden uns über alle Kategorien unterhalten: erfahrene Trainer, im Abstiegskampf erfahrene Trainer, junge Konzepttrainer", hatte Kind kürzlich gesagt.

Zudem kursiert mit Ralf Rangnick auch der Name eines alten Bekannten im Umfeld des Klubs. Rangnick, derzeit Sportchef bei RasenBallsport Leipzig und Red Bull Salzburg, hatte die Niedersachsen 2002 in die Bundesliga geführt.

In jedem Fall wartet auf den neuen Mann eine knifflige Aufgabe. Die Mannschaft ist nach der jüngsten Pleitenserie vollkommen verunsichert, agierte zuletzt meist planlos und ohne erkennbares Spielsystem.

Von der gefürchteten Konterstärke, als Hannover mit seinem überfallartigen Angriffsfußball die Europa League rockte, ist das Team zurzeit meilenweit entfernt.

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