"Die Situation mit Jürgen war harmlos"

SID
Matthias Sammer, Sky 90
© getty

Borussia Dortmund und Bayern München lieferten sich bereits am Samstag ein hitziges Vorspiel zum Champions-League-Finale. Trotz der Brisanz appellierte Franz Beckenbauer an die Vernunft, forderte in der "Bild": "Blamiert uns nicht!" Matthias Sammer äußerte sich bei "Sky 90" zum Disput mit Jürgen Klopp. Dazu sprach er über Uli Hoeneß, das schwierige Verhältnis zu Dortmund, Mario Götze und die Lehren aus dem Finale dahoam.

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Matthias Sammer über...

...den hitzigen Showdown: Der Countdown hat schon länger begonnen. Jetzt wird viel erzählt, obwohl es gar nicht so viel zu erzählen gibt. Das Finale wird auf dem Feld entschieden. Alles vorher ist Geplänkel. Das gehört dazu. Nichtsdestotrotz: Bei all dem, was im Moment berichtet wird, kommt es zu kurz, dass es eine außergewöhnliche Leistung ist, zwei deutsche Teams im Finale zu haben. Und die Situation mit Jürgen war harmlos.

...den Disput mit Klopp: Es gab die Gelb-Rote und Rafinha kam vom Rasen. Dazwischen habe ich nicht gesehen, wie Rafinha Jakub Blaszczykowski einen Pickel zeigte (lacht). Oder was er damit bewirken wollte. Jürgen redete mit dem Spieler. Ich sagte ihm, er soll das lassen. Daraufhin kam er auf mich zu, erklärte mir, Rafinha hätte Blaszczykowski nochmal ins Gesicht gefasst. Ich antwortete, es nicht gesehen zu haben. Schiedsrichter Gagelmann kam, wir gaben uns die Hand. Und damit war die Geschichte erledigt.

...ein Treffen mit Klopp nach dem Spiel: Es soll keine Ausrede sein. Wir mussten wirklich schnell weg, um den Rückflug zu erreichen. Jürgen richtete auch Pressesprecher Markus Hörwick aus, alles sei in Ordnung. Es war sehr emotional, aber inhaltlich total korrekt.

...die Causa Uli Hoeneß: Die Aufsichtsratssitzung ist morgen, ich weiß nicht, was wir zu erwarten haben. Ich muss gestehen, inhaltlich fühle ich mich mit diesem Thema überfordert. Ich habe immer versucht, Uli als Mensch in den Mittelpunkt zu stellen. Trotzdem möchte ich sagen: Ich hoffe, dass er bei uns bleibt.

...die Bedeutung Zeichen zu setzen: Ich kann nur sagen, wir wollten gewinnen. Wir bereiteten uns sehr gründlich, akribisch vor. Wir wollten im Rhythmus bleiben, das stand im Mittelpunkt. Nur: Das Spiel ist die eine Sache. Die andere ist, Persönlichkeit und Ausstrahlung zu demonstrieren. Bis hierher und nicht weiter. Für mich sportliche Bestandteile, die man auf und manchmal neben dem Feld demonstrieren muss. Nicht geplant, sondern der Situation entsprechend. Ich kann nur nochmals wiederholen: Mit dem nötigen Respekt.

...das Verhältnis zu Dortmund: Wir sind an einem korrekten Verhältnis interessiert. Was Dortmund im Moment wahrnimmt, interessiert mich weniger. Dass sie es derzeit anders interpretieren, dafür kann ich nichts.

...die Komunikation mit dem BVB zum Transfer von Mario Götze: Wir müssen erfolgreich sein, versuchen, die Transfers abzuwickeln. Ohne zu tief ins Detail zu gehen: So etwas muss vorbereitet werden. Dortmund war informiert. Viele Geschichten laufen natürlich über den Berater. Wir gingen sogar auf die Wünsche von Familie Götze ein. Ich denke, das war korrekt. Über den Zeitpunkt der Bekanntgabe: Das waren wir nicht. Es klingt naiv: Aber ich habe bei der Bild-Zeitung nachgefragt, ob diese Information von Bayern München kam. Das wurde verneint. Entsprechend war der Zeitpunkt des persönlichen Gesprächs nicht gegeben.

...die Idee, mit dem Götze-Coup auch Macht zu demonstrieren: Wir haben versucht, nach unserem Vorteil zu handeln. Keine Frage. Wir erkannten den Zusammenhang, hätten uns einen andere Bekanntgabe gewünscht. Nur bis dahin zielten wir auf unseren Vorteil ab. Dass uns dafür nicht jeder auf die Schulter klopft, kann ich verstehen.

...die treibenden Kräfte bei der Guardiola-Verpflichtung: Ich bin Sportvorstand und habe gewisse Überlegungen. Wo die Idee herkommt, ist egal. Ich setze mich mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zusammen und die sportliche Konstellation wird diskutiert. Letztlich entscheiden wir gemeinsam. Wenn einer dagegen ist, wird das nicht gemacht. So war das vor meiner Zeit und ist es noch immer. Was ich bestätigen kann: Mario war mir kein Unbekannter. Und Guardiola analysierten wir schon zu DFB-Zeiten, in der Wirkung des rein sportlichen und vom Persönlichkeitsprofil. Ich wehre mich gegen die Diskussion, wie viel Anteil ich daran hatte. Das ist eine Entscheidung des FC Bayern. Und die Stärke war immer, diese einstimmig zu fällen.

Seite 2: "Wir werden das Finale gewinnen"