Vidal-Absage: Hoeneß beklagt Wortbruch

SID
Uli Hoeneß spricht nach dem Wechsel von Vidal zu Juve von Wortbruch
© Getty

Mittelfeldspieler Arturo Vidal hat seinen Wechsel von Bayer Leverkusen nach Italien zum Rekordmeister Juventus Turin bestätigt. Bayern-Trainer Jupp Heynckes muss damit auf seinen Wunschspieler verzichten, was Bayern-Präsident Uli Hoeneß verärgert.

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Für Bayern München und Jupp Heynckes ist es ein Rückschlag, für Arturo Vidal "ein großer und wichtiger Schritt" in seiner noch jungen Karriere: Der vom deutschen Rekordmeister heftig umworbene Chilene, der als Wunschspieler von Heynckes galt, wechselt von Bayer Leverkusen zu Juventus Turin. Dies bestätigte der 24 Jahre alte Chilene vor dem Abflug aus seiner Heimat in Richtung Turin, wo er am Donnerstagabend erwartet wird.

Bis zuletzt hatte Bayern-Trainer Heynckes intensiv um seinen Lieblingsschüler gekämpft und sich sehr zuversichtlich gezeigt, ihn nach München lotsen zu können. Angeblich hatte Vidal bei seinem Ex-Coach aus Leverkusen sogar im Wort gestanden. Bayern-Präsident Uli Hoeneß reagierte entsprechend verstimmt auf die Nachricht aus Chile.

Hoeneß: "Da wurde ein Wort gebrochen"

"Da wurde ein Wort gebrochen. Aber ich habe auf das Wort auch nicht viel gegeben", sagte Hoeneß der "Bild"-Zeitung. "Da war ein südamerikanischer Spielervermittler involviert, also hatte ich keine große Hoffnung, dass Worte noch etwas zählen."

Größere Probleme sieht Hoeneß durch die Absage allerdings nicht: "Das Wohl und Wehe des FC Bayern hängt nicht von Arturo Vidal ab. Man braucht schon ein großes Rückgrat, um ein Jahr bei Bayer Leverkusen zu spielen mit der Aussage: Ich gehe zum FC Bayern. Und dieses Rückgrat habe ich dem Spieler nicht zugetraut."

10,5 bis 12 Millionen Euro Ablöse für Vidal

Die Ablöse für Vidal, dessen Vertrag in Leverkusen 2012 ausgelaufen wäre, soll bei 10,5 Millionen Euro liegen und könnte erfolgsbedingt bis auf 12 Millionen Euro steigen. "Ich möchte unter Beweis stellen, dass ich das viele Geld wert bin", sagte der Defensivspezialist, der bei der alten Dame einen Fünfjahresvertrag und rund 2,5 Millionen Euro plus Boni pro Saison erhält.

Aus Deutschland nehme er "viel Erfahrung mit. Ich weiß, dass ich mit Juventus viel erreichen kann. Ich habe jetzt das Alter, um bei einem der größten Klubs Europas anzuheuern. Ich bin mehr als zufrieden mit der Möglichkeit, die mir gegeben wird", führte Vidal weiter aus. Er sei von einigen Klubs umworben worden, "Bayern München gehörte dabei von Anfang an dazu, aber Leverkusen wollte mich nicht innerhalb Deutschlands verkaufen. Mit Juve gab es aber kein Problem."

Nach der Absage von Vidal wollen die Bayern zunächst einmal nicht mehr auf dem Transfermarkt tätig werden. Im defensiven Mittelfeld gibt es laut Heynckes in Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, David Alaba, Luiz Gustavo und Anatoli Timoschtschuk ohnehin genügend Alternativen.

Vertragsunterzeichnung in Kürze

Vidal, der am Sonntag mit Chile im Viertelfinale der Copa America an Venezuela gescheitert war, wird nach Angaben aus Italien am Freitag in Turin den obligatorischen Medizin-Check absolvieren und anschließend seinen Vertrag unterschreiben. 30 Prozent der Ablöse (bis zu 3,6 Millionen Euro) gehen an Vidals früheren Arbeitgeber Colo Colo aus Santiago de Chile.

Vidal will nach dem wochenlangen Poker um seine Zukunft "mit Ruhe an die Sache herangehen. Es ist ein großes Team, das noch weiter wachsen wird mit den Spielern, die kommen", sagte er und sprach von einer "neuen Mannschaft, die sich im Aufbau befindet, um Meister zu werden und sich für internationale Wettbewerbe zu qualifizieren." In der vergangenen Saison war Juve nur enttäuschender Siebter der Serie A geworden.

Vidal spielte seit 2007 in Leverkusen und absolvierte 117 Bundesligaspiele. Begehrlichkeiten nicht nur beim FC Bayern und bei Juve hatte der Chilene vor allem durch seine starken Leistungen in der vergangenen Spielzeit geweckt, in der ihm zehn seiner insgesamt 15 Bundesliga-Tore gelangen.

Arturo Vidal im Steckbrief

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