Medien: Schalke trennt sich von Felix Magath

SID
Felix Magath wechselte im Sommer 2009 vom VfL Wolfsburg zum FC Schalke 04
© Getty

Schalke 04 und Felix Magath gehen nach der Saison offenbar getrennte Wege. Laut der "WAZ" trauen die Schalke-Bosse dem 57-Jährigen nicht mehr zu, bis 2013 den Meistertitel zu holen.

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Das Ende ist nahe: Heilsbringer Felix Magath steht bei Schalke 04 vor dem Abschied. Der allmächtige Trainer-Manager und der Traditionsklub aus dem Revier gehen offenbar spätestens im Sommer getrennte Wege.

Nach Informationen der "WAZ-Mediengruppe" trauen die Entscheidungsgremien des Vereins dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen Plan mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft bis zum Ablauf seines Vertrages 2013 in die Tat umzusetzen.

Magath ahnungslos: "Mit mir hat keiner gesprochen"

Magath, der in den vergangenen Wochen und Monaten bei den Fans massiv in die Kritik geraten war, wollte dies vor dem Achtelfinalrückspiel in der Champions League am Mittwochabend gegen den FC Valencia (Hinspiel 1:1) allerdings nicht wahrhaben.

"Mit mir hat keiner gesprochen. Ich weiß von nichts, ich gehe davon aus, meinen Vertrag bis 2013 zu erfüllen", sagte der ehemalige Münchner und Wolfsburger Meister-Coach.

"Wir haben heute ein kleines Champions-League-Spiel, solche Nebengeräusche interessieren mich deshalb nicht", so Magath vor Spielbeginn, nachdem er im Stadion von zahlreichen Fans mit Applaus begrüßt worden war. Vorstandsmitglied Horst Heldt gab derweil zu: "Schalke ist von diesen Meldungen durchgerüttelt worden."

Tönnies will sich nicht äußern

Der Aufsichtsrat soll seine Entscheidung bereits gefällt haben, hieß es aus mehreren Quellen. Der Vorsitzende Clemens Tönnies wollte sich jedoch ebenso wie andere Mitglieder des Gremiums auf Nachfrage nicht äußern.

"Vor so einem wichtigen Spiel äußere ich mich nicht", sagte Tönnies dem Nachrichtensender "n-tv" und meinte unmittelbar vor dem Anpfiff: "Ich freue mich auf ein tolles Spiel. Wir werden uns später äußern - in den nächsten Tagen, nicht heute."

Magath schrieb indes auf seiner Facebook-Seite: "Nicht verrückt machen lassen, liebe Schalker! Ich lasse mich nicht beirren. Die Mannschaft konzentriert sich auf das wichtige Spiel."

Magath mit Bilanz zufrieden

Doch das Vertrauensverhältnis zu den Anhängern ist nachhaltig gestört. Selbst sein Versuch, via Facebook (152.000 "Freunde") den Kontakt zur Basis zu normalisieren, war zuletzt nicht von Erfolg gekrönt. Die Anhänger der Königsblauen machten ihrem Unmut immer lauter Luft.

Sogar nach dem überraschenden Einzug ins DFB-Pokal-Finale forderten sie den Rauswurf des einstigen Hoffnungsträgers. "Es ist heute normal, dass man in der Kritik steht, egal was man erreicht, egal was man macht. Damit müssen wir alle leben", hatte Magath am Dienstag auf der Pressekonferenz noch gesagt.

Zum wiederholten Mal zog er dabei eine positive Zwischenbilanz seiner Amtszeit: "Ich bin sehr zufrieden, dass wir in dieser Umbruchsituation in der Champions League eine so gute Rolle spielen und auch im Pokalfinale stehen. Damit haben wir schon sehr, sehr viel erreicht."

In der Bundesliga weit zurück

Die Bundesliga-Bilanz ist allerdings sehr ernüchternd. Zurzeit sind die Knappen mit nur fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz Tabellenzehnter. Im DFB-Pokal hat die Mannschaft allerdings durch das 1:0 im Halbfinale bei Bayern München das Endspiel gegen den MSV Duisburg erreicht, und auch in der Königsklasse hatte sich Schalker besser als in der Meisterschaft präsentiert.

Angetreten war Magath vor zwei Jahren mit großen Zielen. Der Mann, der gerade den VfL Wolfsburg zum Sensationsmeister gemacht hatte, sollte die seit 1958 andauernde vergebliche Jagd nach einem deutschen Meistertitel beenden.

"Wenn es in den nächsten vier Jahren nichts wird, dann gute Nacht und auf Wiedersehen. Dann hätte ich es auch nicht verdient, hier weiterbeschäftigt zu werden", sagte der Ex-Nationalspieler bei seiner Vorstellung im Juni 2009. Das Projekt S04 bezeichnete er als "vielleicht schwierigste Mission" seiner Trainerkarriere.

Tönnies geht auf Distanz

In seiner ersten Saison führte Magath die junge Schalker Mannschaft auf Anhieb zur Vize-Meisterschaft, der Coach wurde von den Fans und dem Schalker Umfeld gefeiert. Allerdings leitete Magath für die laufende Saison einen konsequenten personellen Umbruch bei den Königsblauen ein.

Er holte Stars wie Raul (Real Madrid) und Klaas-Jan Huntelaar (AC Mailand), ingesamt 40 neue Spieler in 19 Monaten für 39 Millionen Euro Ablöse. S04-Aufsichtsratschef Tönnies, der Magath einst bei den Vertragsverhandlungen auf dem Bauernhof des Trainers vom Projekt Schalke persönlich überzeugt hatte, war zuletzt immer mehr auf Distanz zum Chefcoach gegangen.

"Auf Schalke muss man die Fans mitnehmen. Das hat er versäumt", hatte Tönnies den eigenwilligen Fußballlehrer kritisiert: "So ist er selbstverschuldet in die Kritik gekommen."

Rehhagel, Dutt oder Rangnick?

Nun wird bereits kräftig über die Magath-Nachfolge spekuliert, sogar Otto Rehhagel könnte eine Rolle spielen. Der Freiburger Chefcoach Robin Dutt soll nach Informationen der Bild-Zeitung Top-Kandidat auf den Trainerposten bei S04 sein.

"Ich halte es so, wie in den vergangenen Jahren auch. Ich werde mich an Spekulationen nicht beteiligen", sagte Dutt am Mittwoch. Auch Ralf Rangnick (zuletzt 1899 Hoffenheim), bereits von September 2004 bis Dezember 2005 auf Schalke tätig, könnte eine mögliche Alternative darstellen.

"Bild" spekuliert, dass im Fall einer Trennung von Magath noch vor Saisonende Rehhagel als Interimscoach einspringen würde. Angeblich habe dieser sein Einverständnis bereits signalisiert.

"Typ Jürgen Klopp" favorisiert

Zuletzt war der 72-Jährige aus Essen Nationaltrainer Griechenlands, er führte die Hellenen zum überraschenden EM-Triumph 2004 in Portugal. Die dritte Variante soll sein, dass ein Fußballlehrer auf Schalke einspringt, der keine Interimslösung darstellt und sofort bereitsteht.

Die Schalker wollten zunächst allerdings nicht konkret Stellung nehmen. "Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren. Wir haben keine offizielle Stellungnahme in der Pipeline", sagte Finanzvorstand Peter Peters.

Man wolle sich auf das Champions-League-Spiel am Mittwochabend gegen Valencia konzentrieren. Laut Mediendirektor Rolf Dittrich sei vor diesem Spiel keine Pressekonferenz geplant. Der neue Trainer soll laut "WAZ" ein "Typ Jürgen Klopp" sein und bereits sportliche Erfolge in seiner Vita vorzuweisen haben.

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