Ein Leben für den BVB

Von Daniel Börlein
Nach 13 Jahren verlässt Dede Borussia Dortmund am Saisonende
© Imago
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Sommer 2007

Die Borussia ist längst im Bundesliga-Mittelmaß angekommen. Die Saison 2006/2007 wird auf Platz neun abgeschlossen, nachdem zuvor mit Bert van Marwijk und Jürgen Röber zwei Trainer gehen mussten. Der neue Chefcoach heißt seit März Thomas Doll. Dede ist einer der wenigen Borussen, dessen Leistungen noch gehobenen Ansprüchen genügen.

Das ist auch anderen Klubs nicht verborgen geblieben. Der AS Rom buhlt intensiv um den Brasilianer. Das finanziell lukrative Vertragsangebot liegt Dede unterschriftsreif vor. Der BVB will seinen Publikumsliebling allerdings nicht abgeben. Dede akzeptiert die Entscheidung des Klubs schließlich klaglos. In den Jahren zuvor waren unter anderem bereits der FC Barcelona, Bayern München und Galatasaray Istanbul abgeblitzt.

Dedes Gedanken: "Das Angebot liegt noch bei mir zu Hause. Rom wollte mich für drei Jahre und 2,9 Millionen Euro pro Saison. Netto! Da geht schon viel im Kopf herum, wenn die Möglichkeit besteht, sich finanziell zu verbessern und ein anderes Land kennen zu lernen. Am Ende habe ich einfach gesagt, dass mich das Geld und die Champions League nicht so jucken. Ich bin stolz, dass ich Borusse geblieben bin."

Oktober 2007

Dede ist bestens integriert und seit mittlerweile über neun Jahren in Deutschland. Längst ist Deutschland zu seiner zweiten Heimat geworden. Er fühlt sich wohl und kann sich vorstellen, in Dortmund seine Karriere zu beenden. Am 23. Oktober 2007 erhält er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Dedes Gedanken: "Wenn ich nach Brasilien fliege und meinen deutschen Pass zeige, dann bin ich stolz. Ich weiß ganz genau, nicht jeder bekommt einen deutschen Pass. Dass ich einen habe, ist eine Ehre für mich."

August 2008

Finanziell hat der BVB seine schwierigste Phase überwunden, sportlich allerdings dümpelt die Borussia vor sich hin. Unter dem neuen Coach Jürgen Klopp soll nun alles besser werden. Die Saison beginnt mit einem 3:2-Erfolg in Leverkusen vielversprechend. Der große Schock dabei: Dede reißt sich das vordere Kreuzband im linken Knie.

Die Fans sind erschüttert, unterstützen ihren Liebling allerdings sofort. Im BVB-Forum wird jeden Tag ein neuer Thread erstellt, der den Countdown bis zu Dedes Comeback einläutet. Nur drei Tage nach seiner Operation läuft Dede am Rande des Spiels gegen die Bayern auf Krücken über den Rasen und wird von den Fans gefeiert.

Dedes Gedanken: "Drei Tage nach meiner Operation wollte ich unbedingt beim Spiel gegen die Bayern im Stadion sein. Meine Ärzte rieten ab, doch ich drängte. So humpelte ich auf Krücken aufs Feld. Was ich dann erlebte, werde ich nie vergessen: Die Fans jubelten mir zu, sie hielten ein Spruchband hoch ('Dede, nur noch 4.152 Stunden', Anm. d. Red.) und die Mannschaft trug ein Transparent auf den Rasen: 'Der ganze BVB für unseren Dede'. Ich war zu Tränen gerührt. Freudentränen."

Februar 2009

Der BVB wird 100 Jahr alt und lässt zum Jubiläum die Jahrhundertelf des Vereins wählen. Mit dabei: Dede. Der Brasilianer schafft es neben Jürgen Kohler, Matthias Sammer und Julio Cesar in die Abwehr der Auswahl.

Dedes Gedanken: "Das ist eine der tollsten Sachen, die mir passiert ist, seit ich bei Borussia bin. Fast elf Jahre bei einem Verein, das können bestimmt auch in Dortmund nur wenige von sich sagen, das ist ein halbes Sportlerleben."

März 2009

Die Leidenszeit hat ein Ende. Die Kreuzbandverletzung ist überstanden, die Reha gut verlaufen. Dede ist wieder fit und bereit für die Bundesliga. Am 7. März ist es soweit. Beim Auswärtsspiel in Stuttgart läuft er erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder in der Bundesliga auf. Bis zum Saisonende wird er in allen Partien in der Startelf stehen - die Europa League verpasst der BVB trotzdem am letzten Spieltag noch.

Mai 2009

Fast zehn Jahre ist Dede mittlerweile in Dortmund - es wird mal Zeit für einen Rekord. Durch seinen Einsatz am letzten Spieltag der Saison in Gladbach wird der Brasilianer zu dem ausländischen Profi, der die meisten Partien für einen Verein bestritten hat. Zum 315. Mal trägt Dede an diesem 23. Mai das schwarz-gelbe Trikot in der Bundesliga.

Dedes Gedanken: "Das ist ein Rekord des Herzens. Ich habe immer alles für den BVB gegeben. Am liebsten ist es mir aber, etwas mit der Mannschaft zu erreichen. Die Mannschaft ist immer das Wichtigste, dann kommt das Individuelle."

November 2009

Nachdem ihn in der Vorbereitung auf die neue Saison ein Kieferbruch zurückgeworfen hat, zieht sich Dede eine erneute Knieverletzung zu: Innenband und Meniskus sind kaputt. Der Linksverteidiger wird von Youngster und Dede-Fan Marcel Schmelzer vertreten - und zwar so gut, dass Dede nicht mehr an ihm vorbeikommt, als er wieder fit ist. Dedes Platz ist fortan die Bank. Ärger macht er deshalb dennoch nicht.

Dedes Gedanken: "Mein Freund Emerson hat mir in vielen Telefonaten gesagt: Ein Profi spielt höchstens sieben, acht Jahre auf höchstem Niveau. Ich hatte elfeinhalb gute Jahre. Jetzt habe ich einfach nur Pech gehabt."

Oktober 2010

In der Saison 2009/2010 kommt Dede nach seiner Knieverletzung und der Degradierung zum Reservespieler noch auf sieben Liga-Einsätze, in der laufenden Spielzeit ist es gerade mal einer - über fünf Minuten gegen den HSV im November 2010. Kurz davor darf er Schmelzer in der Europa League gegen Paris St. Germain vertreten. Es wird bis heute sein letzter Startelf-Einsatz für Borussia Dortmund bleiben.

Der Blick in die Zukunft

Am 14. Mai endet die Saison und damit auch eine Ära. Leonardo de Deus Santos wird dann ein letztes Mal das BVB-Trikot tragen und ein letztes Mal von den Borussen-Fans gefeiert werden. Tränen werden fließen. Vergessen werden sie ihn in Dortmund nie - und er seinen BVB auch nicht, egal was kommt, denn: "Im Herzen bleibe ich Borusse!"

13 Jahre BVB: Das ist Leonardo de Deus Santos

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