Sexuell eher passiv

Von Florian Bogner
Konnten nicht warten, bis das Licht aus ging: Kölns Clemens und Wolfsburgs Benaglio
© Imago

Die neuste AL kommt etwas anrüchig daher - aber hey: die Bundesliga ist nun mal sexy wie nie! Daran kann auch die Selbsthilfegruppe vom Doppelpass nichts ändern. Oder Podolskis Attentat auf Dzekos Blinddarm. Und warum sterben die Guten immer zuerst?

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1. Quod licet Iovi, non licet bovi: Ein wirklich toller Spruch, den sich die ollen Römer ausgedacht haben. Und er gilt auch zwei Jahrtausende später noch! Deswegen darf der Kaiser auch fröhlich weiter Kinder zeugen, während TV-Sendungen zum Pinkeln gehen (Sky90), Sachen wie "Telefon-Konferenz-Call" erfinden (Sky90) und sich morgen nicht mehr an sein Geschwätz von heute erinnern (immer). Andere wiederum dürfen eben nicht ungestraft dem Oberwolf auf den Schwanz treten (Lukas Podolski, Dunkelgelb), den Unparteiischen einen "Orschlurch" heißen (Ciprian Marica laut Wolfgang Stark, Glattrot) oder das Torwandschießen beim Sportstudio eigenmächtig um einen siebten Schuss verlängern (Michael Steinbrecher, Gott überlegt sich seine Strafe noch. Wobei...).

2. Apropos Kinder: Dass sie es in Hannover mit der Namensgebung nicht so haben, weiß man spätestens seit Mike Hanke seinen Nachwuchs Janatha-Fey (falls man es nicht raushört: ein Mädchen) und Jayron-Cain (ein Junge) nannte. In sich geschlossen also nur sehr logisch, dass Christian Schulz seit seinem Fallrückziehertor gegen Hamburg an der Leine nun grenzdebil und übermäßig kreativ "Schulzinho" gerufen wird. Um seinem Namen weiter Ehre zu machen setzte er gegen Freiburg erneut zum Fallrückzieher an - allerdings im eigenen Strafraum. Jan Schlaudraff wird von seinen Kollegen übrigens wirklich "Schlaufi" gerufen. Und apropos Hanke alias Mr. Hanky: Zweites Tor. Im zweiten Spiel hintereinander. Brüller.

3. Apropos Niveau: Zum Jugendwort des Jahres 2010 wurde jüngst der Ausdruck "Niveaulimbo" gewählt. Die Kriterien dafür erfüllte die Selbsthilfegruppe vom "Doppelpass" am Sonntag mal wieder voll, indem die Herren, den Rohrschlucht-Incident von Marica erörternd, in zehn Minuten mehr Fäkalworte regnen ließen als in einer ganzen Staffel Supernanny. Ey Udo, hast Du gerade Niveau zu mir gesagt?

4. Zahlenmenschen: Angesichts der astronomisch hohen Zahl an Gesamtgegentoren (VIERZIG!) sprach Gladbachs Tobias Levels nach der 1:4-Abreibung in Dortmund noch etwas wirr im Kopf folgende Worte: "Wir sollten gucken, dass wir aus den nächsten drei Spielen noch sechs bis acht Punkte holen. Wenn uns das nicht gelingt, stehen wir vor einer ganz schweren Aufgabe." Einfach mal kurz wirken lassen.

5. Senfblähfarben: Oh Teufelswerk Farbfernsehen! Auch die Gegenprobe auf vier unterschiedlichen Redaktionsfernsehern brachte uns keine Gewissheit darüber, welche "Farbe" die Auswärtstrikots des VfB Stuttgart eigentlich wirklich haben. Tendenz: Irgendwas zwischen dem Auswurf eines Kettenrauchers und dem was hinten rauskommt, wenn ein Braunbär einen Bundeswehrsoldaten isst. Immerhin konnte ausgeschlossen werden, dass dem VfB jemand in den TriKOTkoffer geschissen hatte. Haben ja auch so genügend Probleme, die Stuttgarter.

6. Lost in Translation: Überhaupt - was hatte Marica nun eigentlich zu Stark gesagt? Erdloch? Niveau? Haarsucht? Der Rumäne beteuerte tags drauf vehement seine Unschuld. Aus dem Gesicht von Fredi Bobic geblubbert hörte sich das dann so an: "Er ist immer noch der Meinung, dass er das nicht gesagt hat." Und wir sind immer noch der Meinung, dass er damit nicht durchkommen wird. Er hätte ja auch Fotzenlecker sagen und damit den gleichnamigen Malerpinsel meinen können. Nur so als Idee. Hätte das Ganze aber auch nicht besser gemacht.

7. Auftragen, polieren: Wann immer man glaubt, man habe schon alles gesehen, kommt ein neuer Klugscheißer an und straft einen Lügen. Unfassbare Szene bei Dortmund vs. Gladbach: Da hätte doch beinahe Mister Miyagi alias Dreikäsehoch Kagawa ein Kopfballtor gemacht. Was kommt als nächstes? Der große Pogatezzo lässt Jayron-Cain auf der 96-Weihnachtsfeier verschwinden?

8. Blümchensex: Fußballspiele sind für den VfL Wolfsburg in letzter Zeit irgendwie immer ein bisschen wie passiver Sex. Der VfL liegt mehr oder weniger regungslos da, der Gegenüber fummelt ein bisschen rum und ehe man sich's versieht und ohne böse Absicht: ist er plötzlich drin. Angesichts dieser eher biederen Sexualpraktiken muss man sich schon fragen, wie Edin Dzeko auf das etwas ungestüme Vorgehen von Lukas Podolski ("Angriff auf den Blinddarm", Beckenbauer) reagiert hätte, wenn das Licht aus gewesen wäre. Wobei: Eigentlich wollen wir's gar nicht wissen.

9. Zitate zum Wochenende, unplugged: "Ich möchte eine Welt, in der Pinguine ohne Aufnahmeprüfung Polizisten werden können." (Frank Drebin) - "Ich rufe die Franzosen hiermit auf, mehr Kinder zu zeugen. Dann werden wir in 20 Jahren auch wieder gute Spieler haben." (Michel Platini) - "Winterpause? My ass." (Felix Magath) - "Ding dong, die Hex' ist tot." (Wolfgang Overath)

10. Frank "the Statement" Rost: Sexuell eher brachial veranlagt ist bestimmt Frank Rost, der, kaum zurück in der Kiste, wieder ordentlich zupackte, grunzte und geiferte. Als dann so ein passiver Field-Interview-Mensch nicht die passende Frage stellte, kam es Rost mal wieder hoch. "Müssen uns das mit den Gegentoren mal abgewöhnen da hinten, da wirste irre, da sollense nen anderen reinstellen, ich hab da keinen Bock drauf" - und dann wollte ihn der Field-Mensch kurz mit: "Aber der HSV ist doch ein Spitzenteam" unterbrechen und Rost dann: "Spitzenteam? Die Tabelle lügt nicht! Brauchen uns da nicht immer so einen Stuss rummlullern" usw. Ach, die AL liebt Kerle wie Rost.

11. Thank you for travelling: Das war sie also, meine erste AL seit knapp drei Jahren. Bisschen Bammel hatte ich ja schon davor, deshalb habe ich auch AL-Gott Oliver Kucharski vorab mit der Bitte um Input angeschrieben. "Florian, vorweg, mich langweilt diese Bundesliga-Saison kolossal", schrieb O. missmutig zurück und klagte sein Leid: Er fühle sich nicht richtig angefasst. "Ein Spitzenspiel mit dem Namen Hannover vs. Freiburg ist die größte Frechheit, seit ich Fußball schaue." Und: "Eventuell könnte Dortmund mich ganz leicht berühren, wenn sie eine ebensolche Rückrunde spielen, aber andererseits kann ich Klopp seit diesem dämlichen Interview mit Zeigler nicht mehr leiden." Guter Punkt. Conclusio: "Ich wünsche mir also weiterhin, dass mindestens acht Mannschaften ersatzlos gestrichen werden." Danke, O.

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