In meinen schlimmsten Träumen

Von Oliver Wittenburg
Nur ruhig, Manuel. Es dauert noch drei Wochen, bis Magath wieder nach Schalke kommt
© Getty

Warum Manuel Neuer nachts sein Kissen vollweint. Warum die Mainzer aber mal so was von unten durch sind. Warum Michael Ballack für gar nichts verantwortlich ist. Und warum Christoph Daum zurückkommen muss. Das alles steht unten, in der Alternativen Liste.

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1. Die Roten Teufel: Ein Thema des Wochenendes war freilich diese "unfassbare Sauerei" in Dortmund. Jetzt stehen die Mainzer ganz schön blöd da. Weg ist das Image des sympathischen kleinen Kuschel-Klubs, weg ist sie die Integrität des jungen Thomas Tuchel. Frech zeigten sie dem  Fair-Play-Gedanken den Mittelfinger, diese Mainzer, dass man glaubte, man sei im "Wilden Westen". Anschließend tanzen und feixten sie und rühmten sich ihrer skrupellosen Abgewichstheit. Alles war ihnen "scheißegal". Jede Konvention, jede Moral. Die Ausflüchte anschließend: billig. "Alibi-Gequatsche", nichts weiter. Jürgen Klopp wäre an Stelle der Mainzer - wie jeder anständige Mensch auch - "leicht beschämt" gewesen. Schade, dass er uns das nicht gezeigt hat, wie leichte Beschämung geht. Das wäre allen eine Lehre gewesen.

2. Hot Flesh by Olaf: Was der Klopp fürn Großer ist, das veranschaulichte ein BVB-Fan am vergangenen Freitag. Da ließ sich Martin H. nämlich im Tattoo-Studio "Hot Flesh by Olaf" in Unna-Königsborn das Konterfei des Dortmunder Trainers in den Rücken stechen. In Lebensgröße. Uns ist nicht bekannt, ob es andere Fußball-Fans in Deutschland gibt, die Trainergesichter auf dem Leib tragen. Falls ja, bitte in der Community anmelden und ein Beweisfoto posten. Für besonders originelle Einsendungen (Peter Neururer auf der Stirn, Christoph Daum statt Arschgeweih o.Ä.) zeigen wir uns u.U. erkenntlich.

3. Scheiß Souffleur: Da macht er einmal im Leben, was man ihm sagt und dann kommt so was dabei raus: Der DFB ermittelt gegen Michael Ballack, weil der in der Kurve "Scheiß Köln" ins Megafon gebrüllt hat. Tim Wiese musste für so eine Aktion schon mal ein paar Tausender abdrücken. Staranwalt Wolfgang "Grey Beard" Holzhäuser kündigte bereits an, seinen Klienten aus der Geschichte rauszuhauen. Er plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit: "Ich habe mit Michael gesprochen. Er wusste gar nicht, was er auf dem Zaun machen sollte. Der Capo hat ihm das in den Mund gelegt."

4. Back in '89: Die Bayern machen ja komplett auf Retro, wenn sie demnächst verkünden werden, dass Jupp Heynckes neuer Trainer wird. Anlässlich dessen fordern wir mit Nachdruck die Rückkehr von Christoph Daum zum 1. FC Köln und von Bernd Heller zum "Aktuellen Sportstudio". Und dann rein in die Ledersessel mit der ganzen Bagage, Uli Hoeneß noch dazu und ab dafür. So wie damals am 20. Mai 1989. Da konfrontierte Hoeneß den jungen Daum mit dessen gesammelten Heynckes-Schmähungen ("Werbeträger für Schlaftabletten", "Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes", "Im Grunde genommen ist er völlig kaputt"), worauf Daum Hoeneß entgegnete, dass auch er mit seiner "Masche" es nicht schaffen würde, ihn von seinem Weg abzubringen. Dann sagte Hoeneß seinen berühmten Satz: "Ich werde das auch gar nicht versuchen, weil, am nächsten Donnerstag ist Dein Weg zu Ende." Dann kam Daums Scheibenwischer Richtung Hoeneß und die Meute im Sportstudio brüllte "Zieht den Bayern die Lederhosen aus." Davon bitte ein Revival.

5. Nightmare @ Gelsenkirchen Buer: Manuel Neuer schreckt aus dem Schlaf hoch. Er atmet schnell, flach, kriegt kaum genug Luft. Die Decke ist völlig durchgeschwitzt, das Kissen nassgeweint. Wieder dieser fürchterliche Traum. Wieder dieser Unmensch. Diese Grinsefratze. "Perfekt! Neuer nach Wolfsburg!" Die Buchstaben der Zeitungsschlagzeile haben sich in seine Netzhaut gebrannt. "Alles nur ein Traum, beruhig Dich, Manu", sagt er zu sich selbst. "Er kann Dich nicht kriegen. Hier bist Du sicher." Seine Hände tasten nach dem Kassettenrekorder auf dem Nachttisch. Sie zittern, aber es gelingt ihm mit letzter Anstrengung, die Kassette umzudrehen und den Play-Button zu drücken. Langsam lässt der Druck nach, die Beklemmung weicht, die Augenlider werden schwer, Edgar Otts Stimme geleitet ihn sicher in den Schlaf. Töröööööööö!

6. Uli Hönes in Wolfsburg: Mit der knacktrockenen Seriösität eines englischen Boulevardblatts stampfen wir jetzt mal ein Transfergerücht aus dem Erdboden: Die Bayern haben ein Auge auf Diego geworfen. Rechtzeitig bevor die Magathsche Bugwelle seinen Bruder Dieter aus Wolfsburg schwemmte, machte sich Uli Hönes am vergangenen Mittwoch (geile Tarnung, Herr Hönes, aber wir von der AL sind immer auf Zack) ganz unverblümt an den VfL-Spielmacher heran. Gibt es schon einen Vorvertrag? Und: Wie will Magath seinen Superstar halten? Wir bleiben dran.

7. Magath raus! Hat Wolfsburg schon die Schnauze voll vom neuen Trainer? Kann sein, kann aber auch nicht sein. Jedenfalls waren die "Magath-Raus-Rufe" aus dem Off nicht zu überhören, als der Ex-Schalke-Wolfsburg-Bayern-Stuttgart-Frankfurt-Bremen-Nürnberg-Hamburg-Coach bei "SKY" sein Schlussplädoyer nach dem 1:1 beim VfB hielt und zu diesem Zwecke scheinbar mutterseelenallein im Daimler-Stadion stand. Wer waren die fiesen Rufer? Wolfsburg-Fans vielleicht? Doch zwölf Mann können unmöglich einen solchen Krach veranstalten, außerdem mussten die zum Zug (Brüller!). Stuttgart-Fans mit Humor? Geh fort! Oder war das einfach der Reinmachetrupp, der eben feucht durchgewischt hatte und einfach nur das Licht ausmachen wollte?

8. Nie mehr grüne Soße: Wenig hervorragend ist es, wenn was schief ist. Nehmen wir ein Regalbrett oder Schneidezähne. Wenn man da dann was Hübsches draufstellen will, also aufs Regal, oder am Ohr seiner Holden knabbern möchte, also mit den Zähnen, dann...ach, Du lieber Gott! Auch der Haussegen sollte nicht schief sein. Der schon mal gleich gar nicht. So wie bei Gekasens. Da war letztens ganz schön Feuer unterm Dach. Weil Theo die Bude nicht mehr traf, gab's harte Worte und böse Blicke von seiner Frau. Gelitten hat er, der Arme. Unbestätigten Berichten zufolge soll Frau Gekas ihrem ladegehemmten Gatten erst das Gyros versalzen und hinterher wochenlang nur Grüne Soße und Rippsche mit Kraut vorgesetzt haben. Der Gepeinigte wandte sich greinend an die Öffentlichkeit: "Meine Frau schimpft mich aus, wenn ich eine Chance vergebe." Doch Theo hat sich am eigenen Heckspoiler aus dem Dreck gezogen. Doppelpack gegen St. Pauli. "Schahaatz! Ich bin zuhause! Was gibt's zum Abendessen?"

9. Die aktuelle Hochrechnung: In der letzten Woche hat die AL unter Zuhilfenahme modernster Computertechnik exakt berechnet, wie lange es dauert, bis Bayer Dortmund vom Sockel stoßen wird. Ergebnis: Am 107. Spieltag ist es soweit. Doch das war letzte Woche. Inzwischen mussten wir heftig an den Parametern schrauben und jetzt sieht's so aus: Wachablösung schon in Runde 51! Wir können uns nur wiederholen: Aufpassen, BVB!

10. Eiertanz 2.0: Das Leben ist ja deshalb so kompliziert und unbegreiflich, weil Erwachsene nie das sagen, was sie eigentlich meinen. Weil sie nicht dürfen, weil sie nicht können, weil sie nicht wollen. Oder: Weil die Umstände es nicht zulassen. Dass man mit vielen Worten gar nichts sagen kann, das erlebt man in der Politik oder in der Bundesliga häufig. Deshalb ist es ja auch mal erfrischend, wenn jemand kurz und bündig nichts sagt. Ein Hoch auf Robin Dutt. Kurzer Name, kurze Statements, guter Mann. Glückwunsch an Bayer Leverkusen.

Samstag im Freiburger Stadion:

Reporter: "Wann werden Sie erklären, ob Sie in Freiburg bleiben oder nach Leverkusen wechseln?"

Dutt: "Dazukannichnichtssagen."

Reporter: "Warum nicht?"

Dutt: "Weilichnichtwill."

Reporter: "Und warum möchten Sie nicht?"

Dutt: "DAS GEHT DICH EINEN SCHEISS AN, DU WICHT!"

Gut, das Letzte hat Robin Dutt nicht so gesagt, aber gemeint hat er es bestimmt.

11. Spiel, Satz und Schluss: 0:6, 6:2, third set, HSV to serve, quiet please.

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