Nieder mit den Teletubbies!

Von Stefan Moser
Stehen in der Kritik, weil sie die Sprachentwicklung von Kindern stören: Laa-Laa, Dipsy und Po
© Getty

Die Bundesliga geht auf die Zielgerade - und die Alternative Liste geht mit. In den Hauptrollen am 33. Spieltag: Die Lehren der Geschichte, ein Blumenstrauß, merkwürdige Geräusche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und Dinge, die man vor der Kamera nicht tun sollte.

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1. Die gute alte Zeit: Kann sich eigentlich noch jemand an den Anfang unseres Jahrtausends erinnern? Damals wurde Borussia Dortmund deutscher Meister, Felix Magath war der Feuerwehrmann der Nation, und Christoph Daum machte sich als Trainer in der Bundesliga unmöglich. Noch Fragen? History repeats itself!

2. Meisterrausch: War das nett? Ja sicher war das nett! Vor dem Spiel in Bremen bekam nämlich jeder Dortmunder Meister von den Ballkindern persönlich einen kleinen Strauß Sonnenblumen überreicht. Und für Roman Weidenfeller ("Danke, ess' ich später!") gab's sogar einen ganz großen von Torsten Frings. Zum Dank spielte der BVB dann auch wie eine Brautjungfer, die soeben das Sträußchen gefangen hat: entrückt, losgelassen und besoffen - um sich möglichst schnell vom größten Stümper auf der Party vernaschen zu lassen. 5. Minute, 0:1, Silvestre.

3. Der letzte Vorhang: Und dann gab's jede Menge Tränen. Marek Mintal weinte, weil er sich aus Nürnberg verabschiedete. Stani weinte, weil er sich von St. Pauli verabschiedete. Aus ziemlich heiterem Himmel weinte auch Marcelo Bordon, weil er auf Schalke zu Besuch war. Und auf einmal weinte auch noch Christian Wetklo, vermutlich weil er einfach eine Heulsuse ist. Nur Udo Lattek: Der weinte nicht! Dabei gab auch er am Sonntag seinen Abschied bekannt.

Nach über 200 Jahren hört er im "Doppelpass" auf. Doch er verneigte sich nur kurz und sagte stolz: "Ich habe keine Träne im Auge!" Hätte uns auch gewundert, so stilsicher und würdevoll wie das DSF den Abgang seiner einzigen Ikone inszenierte. Moderator Jörg Wontorra würgte den Applaus ab: "Das verarbeiten wir jetzt erst mal alle...und geben in die Werbung."

4. Komische Geräusche: Hey, Sportschau! Bist Du eigentlich auf irgendwas allergisch, oder hat Dich eine fiese Erkältungswelle kollektiv erwischt? Jedenfalls schniefte und triefte fast die ganze Redaktion am Samstagabend. Aber war das auch wirklich die Nase von Steffen Simon, die während seines Kommentars ständig so penetrant ins Mikro pfiff? Merkwürdig. Sonst blubbert der doch eher...

5. Apropos ARD: Ach, und noch was, Sportschau: Dass Du dieser tollen Kamera, die der hässliche Mob in Frankfurt zu Klump getreten hat, einen eigenen Nachruf gesungen hast: "Die gibt es nur einmal auf der Welt, sie kostet 600.000 Euro und jetzt liegt sie in Trümmern, usw." - schön und gut. Aber dass da im Bildhintergrund ein paar Leute - Einzelstücke allesamt - mit Eisenstangen verdroschen wurden, ist Dir nicht aufgefallen?

6. Und apropos blubbern: Christoph Daum gab während der Pressekonferenz nach Frankfurts Niederlage in Köln einen interessanten Einblick in seine Arbeitsweise: "Ich kann keine Fakten nennen. Ich muss mich mit Durchhalteparolen und Phrasen über Wasser halten." Heureka, Herr Daum! Jetzt wo Sie's sagen...

7. Ernsthaft? Weil Bayer Leverkusen sich auf der Zielgeraden noch die Punkte vom...ähem...Hamburger SV klauen lässt, während der Weltpokalsiegerbesiegervermöbler den Weltpokalsiegerbesieger mit acht Salutschüssen aus der Liga verabschiedet, muss die schüchterne Frage erlaubt sein: Herrgott noch mal, Pillendreher!?! Wollt Ihr jetzt wirklich auch im Kampf um Platz zwei noch Zweiter werden?!?

8. Ziele setzen: Für Hoffenheim dagegen geht es rein sportlich längst um überhaupt nichts mehr. Dachten alle. Bis Andi Beck sie am Samstag eines Besseren belehrte: "Für uns geht es immerhin noch darum, die beste Rückrunde unserer Bundesligageschichte zu spielen. Das wollen wir schaffen!", sagte Beck und guckte dabei wirklich so wie Leute, die an Türen klingeln und fragen, ob Sie die frohe Botschaft schon vernommen haben. Bis ihm selbst das Licht aufging: "Das hört sich jetzt vielleicht blöd an." Sprach's und tappte von dannen.

9. Slomka weiß Bescheid: Die drei großen Fragen der Menschheit: Gibt es noch andere Waldfeen außer Holla? Warum, verdammt nochmal, hat diese scheiß Pistazie schon wieder keinen Riss in der Schale? Und was zur Hölle macht eigentlich Theofanis Gekas auf Platz drei unserer schönen Torjägerliste?Kein Wunder, dass der deutsche Fußball in Europa nichts zu melden hat! Immerhin hat sich Hannover jetzt noch rechtzeitig und standesgemäß von der Champions League verabschiedet.

Oder, wie es Trainer Mirko Slomka sehr sympathisch kommentierte: "Deutschland braucht sich nun keine Sorgen mehr zu machen."

10. Winke, Winke: Dass sich Borussia Mönchengladbach von Mike Hanke vor dem Abstieg retten lassen muss, ist an sich schon ziemlich an der Grenze. Noch schlimmer war jedoch der anschließende TV-Gruß an Mama Hanke, der er seinen Treffer zum Geburtstag widmete. In Mikes Worten: "Das Tor geht für Dich, Mama!" Jippijajey, Dipsy! Und das hier geht übrigens für Dich: Niemals in die Kamera winken!

11. Zum Trost: Auch in Sachen Verhaltensregeln vor der Kamera ist die Bundesliga also international nicht konkurrenzfähig. Zur Strafe schalten wir zum Schluss ins Ausland. Genauer gesagt nach England, wo Chelseas Abwehrspieler David Luiz vormacht, wie es richtig geht: Guckst Du!

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