Ein heller Stern und viele Fragen

Von Florian Bogner
bayern dortmund
© Getty

München - Die Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Vermarktung der Bundesligarechte über Leo Kirch und dessen neu gegründete Firma "Sirius" hat bei Vereinsvertretern ein geteiltes Echo hervorgerufen.

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An der Speerspitze der Kritiker des DFL-Deals steht der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV, Bernd Hoffmann. Der stimmte am Dienstag in Frankfurt als einziger der 35 anwesenden Vertreter der Profi-Vereine gegen den Kirch-Deal.

"Die vorgelegten Bedingungen des Gesamt-Deals haben mich nicht überzeugt", meinte Hoffmann am Dienstag. Außerdem sei die Entscheidung von der DFL "unter unnötigem Zeitdruck" erzwungen worden.

Welche Bedingungen des Deals den HSV-Boss nicht überzeugt haben, wollte Hoffmann am Mittwoch leider nicht weiter ausführen. Die HSV-Geschäftsstelle erklärte mit Nachdruck, dass Hoffmann zu keiner weiteren Stellungnahme bereit sei.

Der Vorwurf, die DFL habe mit Geldscheinen gewedelt und die Liga habe angesichts dieser monetären Offerte vorschnell "ja" gesagt, steht jedoch im Raum. Ein fader Beigeschmack bleibt allemal.

"Ein schales Gefühl bleibt"

Kirch hatte die Bundesliga vor fünf Jahren mit seinem Firmen-Crash in arge Bedrängnis gestürzt. Nun hat er die DFL mit der Aussicht auf sicheres Geld durch Bankbürgschaften überzeugt. Die Finanzierung der rund drei Milliarden Euro, die "Sirius" für die Bundesliga-Rechte zwischen 2009 und 2015 bezahlt, sei absolut gesichert, heißt es.

"Damit verfügt die Bundesliga über die größte finanzielle Absicherung ihrer Geschichte", verkündete DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Dienstag nicht ohne Stolz.

Dem gegenüber steht die Aussage von Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: "Die Bundesliga hat durch Kirch damals viele Millionen verloren. Es bleibt ein schales Gefühl." Leverkusen enthielt sich immerhin bei der Abstimmung.

Watzke spricht von Quantensprung

Ganz anders sieht das hingegen Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Man kann den Herren Rauball und Seifert nur gratulieren. Damit brechen wir alte Strukturen auf, nun ist wieder Bewegung in den Markt gekommen."

Für den deutschen Fußball sei der Deal ein Quantensprung. "Ich halte Herrn Kirch für einen strategisch denkenden Unternehmer mit Visionen. Die finanzielle Sicherheit ist eine andere als damals. Wir können für sechs Jahre planen", sagte Watzke.

Nicht die Deutsche Bank

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wollte Kirchs Firma am Mittwoch allerdings nicht offenlegen, welche Bank die Bürgschaft stellen wird. "Nach allem, was man darüber lesen und hören kann, wird es nicht die Deutsche Bank sein", so das einzige Statement eines Kirch-Sprechers.

Nicht weiter verwunderlich, denn laut Kirch waren die Deutsche Bank und deren früherer Chef Rolf Breuer für die Kirch-Pleite im Jahr 2002 hauptverantwortlich.

DFL übernimmt Live-Berichterstattung selbst

Einher mit dem neuen Deal geht auch, dass die DFL die Live-Berichterstattung in Zukunft selbst zu übernimmt.

Eine weitere Firma, an der Kirch 51 Prozent und die DFL 49 Prozent halten soll, wird zukünftig die Berichterstattung zur 1. und 2. Bundesliga übernehmen und diese dann an den meistbietenden Sender verkaufen. Momentan kommt dafür eigentlich nur der derzeitige Rechte-Verwerter Premiere in Frage. Dort sträubt man sich aber gewaltig gegen dieses Hüllen-Dasein.

"Aus heutiger Sicht ist es ausgeschlossen, dass wir ein fertiges Bundesliga-Produkt senden, das jemand anderes produziert", meinte der Vorstandsvorsitzende Carsten Schmidt. "Wir verkaufen ein hochwertiges Produkt und wollen das auch in Zukunft tun, dazu gehört auch die eigene journalistische Leistung."

"Knebelung der Sender"

Auch beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV) schrillen die Alarmglocken. "Das würde die Knebelung der Sender bedeuten", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.

Für den TV-Sportjournalismus ist diese Entwicklung wieder mal eine Zerreißprobe.

Denn woher soll Kirchs neue Produktionsfirma die journalistischen Fachkräfte nehmen, die es bedarf? Man wird sich wohl beim Mitarbeiterstamm der bestehenden Unternehmen wie Premiere oder den Öffentlich-Rechtlichen bedienen müssen, wie es schon der mittlerweile gescheiterte Pay-TV-Anbieter "Arena" getan hatte.

Wer bekommt die Übertragungsrechte?

Am Mittwoch kündigte Kirch einen offenen Poker um die Übertragungsrechte an. "Es gibt keine Vorabsprachen", sagte ein Kirch-Sprecher. "Jeder kann, jeder darf mitbieten." Nach dem Rückzug von "Arena" hoffen die DFL und Kirch insgeheim wohl darauf, dass sich durch den Verkauf fertig produzierter Live-Sendungen neue Konkurrenten zu Premiere finden lassen.

Denn nun können andere Bieter auf das Angebot von "Sirius" und der DFL zurückgreifen, ohne eine eigene Redaktion aufzubauen. Trotz der Verärgerung über die neuen Modalitäten will sich Premiere aber nicht zurückziehen.

"Bieten werden wir auf jeden Fall", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Mehr Geld werde man aber nur zahlen, wenn es mehr Exklusivität gibt - die ARD-Sportschau also erst später am Abend läuft. Darauf läuft es auch wohl hinaus, wie Seiferts Aussagen am Dienstag bestätigte.

"Ich kann die Bedenken nicht zerstreuen, dass es die Sportschau weiter zur bisherigen Uhrzeit geben wird", meinte der DFL-Geschäfsführer: "Das kann ich auf keinen Fall garantieren."

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