Hamilton einfach weltmeisterlich

Lewis Hamilton feierte seinen Sieg mit einer Beckerfaust auf seinem Mercedes
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In der Formel-1-Saison 2014 soll es dank verändertem Reglement wieder mehr auf den Fahrer ankommen. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Auch die User haben die Chance zur Mitbestimmung. Teil 14: Der Singapur-GP.

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Platz 1, Lewis Hamilton: Ob Nico Rosberg mit seinem Teamkollegen mitgehalten hätte? Unklar. Dass Lewis Hamilton am ganzen Singapur-Wochenende eine weltmeisterliche Leistung hingelegt hat - unbestreitbar. Der Engländer übernahm nicht nur die WM-Führung von seinem Mercedes-Teamkollegen, er stellte dabei seine Klasse zur Schau und übernimmt auch den Spitzenplatz in der Driver-Ranking-Gesamtwertung.

Einzig das Überholmanöver gegen Sebastian Vettel war etwas riskant, ein paar Kurven später wäre das Risiko eines Zusammenstoßes geringer gewesen. Trotzdem bleibt festzuhalten: Hamilton war in Bestform. Vom Start weg setzte er sich von der knapp erfahrenen Pole Position ab. Als die Konkurrenz Respektabstand hatte, verwaltete er den Vorsprung und schonte das Material.

Dass seinen Teamkollegen ein technisches Problem eingebremst hatte, schien Hamilton nicht zu beunruhigen. Er gab Gas, wenn es nötig war - wie nach er Safety-Car-Phase, als er seinen Vorsprung binnen weniger Runden so weit ausbaute, dass er nach dem Pflichtboxenstopp nur noch den auf den alten Reifen chancenlosen Vettel überholen musste. Das war weltmeisterlich, dafür hat er sich die Bestnote verdient.

Platz 2, Felipe Massa: Das Williams-Duell gewonnen, den fünften Platz ins Ziel gerettet. Mehr ging nicht. Beeindruckend war, wie der Brasilianer, der schon in Runde 22 zu seinem zweiten Stopp kam, die Reifen bis zum Schluss konservierte. Er selbst sagte, er sei "wie eine Großmutter" um den Marina Bay Street Circuit geschlichen. Die betagte Dame war aber immerhin noch schnell genug, um die Angriffe der Konkurrenz abzuwehren.

38 Runden auf einem Reifensatz sind ein eindeutiges Zeichen, wie gut Massa an diesem Wochenende war. Im Qualifying hatte er seinem Teamkollegen Valtteri Bottas zwei Zehntel abgenommen, wobei sein erster Run der bessere war, als er sogar die virtuelle Pole innehatte.

Im Rennen war er noch besser. Massa setzte die aggressive Williams-Strategie perfekt um und schnappte sich Kimi Räikkönen durch den früheren ersten Boxenstopp, von Bottas setzte er sich nach dem zweiten kontinuierlich ab. Wenn jemand in Singapur ans Hamilton-Niveau herankam, dann war es der brasilianische Routinier.

Platz 3, Fernando Alonso: Was für den Sieger gilt, zählt auch für den Viertplatzierten. Alonso holte das Maximum aus dem Ferrari heraus. Wenn nicht sogar mehr. Einzig der Unfall zwischen Adrian Sutil und Sergio Perez kostete ihm den zweiten Platz. Mit einem perfekt ausgeführten Undercut kam Alonso an seinem deutschen Dauerkonkurrenten vorbei und übernahm die Spitze der Hamilton-Verfolger. Ich glaube nicht, dass ihm der Platz noch zu nehmen gewesen wäre.

Dass sein Manöver nach dem Start, als er die Auslaufzone nach Turn 1 genüsslich ausnutzte und nur Vettel wieder vorbeiließ, grenzwertig war, ist keine Frage. Die Rennkommissare bestraften ihn nicht, aus meiner Sicht war das richtig. Mit drei Autos parallel durch die erste Kurve zu kommen, war unmöglich. Alonso war auf der Außenbahn der Pilot, der Platz machen konnte.

Platz 4, Sebastian Vettel: Es geht doch! Sebastian Vettel meldet sich pünktlich zur Asien-Tour mit einem dicken Ausrufezeichen zurück. Der zweite Platz ist sein bestes Saisonresultat. Doch nicht nur das ist erwähnenswert, auch wie der Vierfachweltmeister dahin kam, entsprach seinem eigenen Anspruch. Im Qualifying wurde er zwar knapp von seinem Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo geschlagen, im Rennen kam er dafür endlich besser zurecht.

Vettel hielt nicht nur Alonso hinter sich, er hatte auch mit Ricciardo keine Probleme. Ein gelungener Start zwang Alonso dazu, Vettel nach seinem Verbremser wieder durchzulassen. Danach behauptete sich der Vierfachweltmeister, hatte den deutlich besseren Speed, setzte sich ab und wurde nur durch den Strategie-Fehler seines Teams zurückgeworfen. Letztlich ändert das aber nichts an der sehr guten Leistung beim besten Saisonresultat.

Platz 5, Jean-Eric Vergne: Der Franzose gab zu, dass Startplatz zwölf unter seinen Möglichkeiten war. Immerhin stand er damit aber noch direkt hinter seinem Toro-Rosso-Kollegen Daniil Kvyat. Während der Russe am Sonntag enttäuschte, setzte Vergne alles daran, endlich ein Bewerbungsschreiben für ein Cockpit in der Saison 2015 aufzusetzen. Es gelang.

Der Franzose attackierte, wo er nur konnte und arbeitete sich nach seinem Stopp in Runde 44 bis zum Ziel von Rang 14 auf 6 vor. Dass er sich dabei zwei Zeitstrafen einhandelte, muss an dieser Stelle erwähnt werden. Im Driver-Ranking ändert sich deshalb aber nichts, weil Vergne seine Fehler selbst wiedergutmachte.

Seite 1: Von Hamilton bis Vergne

Seite 2: Von Ricciardo bis zum Härtefall

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