"Angespannt, aggressiv, aufmerksam wie immer"

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel muss beim Japan-GP einen WM-Punkt holen, um Weltmeister zu werden
© Getty

Sebastian Vettel hat den Titelgewinn beim Japan-GP (So., 7.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) vor Augen. Von der Pole-Position aus sollte es kein Problem sein, den einen fehlenden Punkt einzufahren. Ein Selbstgänger ist es trotzdem nicht.

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Waren das noch Zeiten, als sich Alain Prost und Ayrton Senna gegenseitig in die Autos fuhren, um die WM in Suzuka zu entscheiden.

Um genau diese WM-Entscheidung 2011 zu verhindern, müsste Jenson Button seinem Teamkollegen Lewis Hamilton schon ein unmoralisches Angebot machen, damit er Sebastian Vettel mutwillig aus dem Rennen befördert.

Anders wird Button kaum verhindern können, dass Vettel von der Pole-Position aus den einen zur Titelverteidigung nötigen WM-Punkt holt. Der Deutsche hat dank seiner brillanten Vorstellung im Qualifying sogar gute Chancen, den Titel stilvoll, also mit einem Sieg nach Hause zu bringen.

Vettel muss schon am Start hellwach sein

Auch wenn er sich immer noch verbietet, darüber laut nachzudenken. "Was immer Sie denken, was wir im Rennen erreichen müssen, dafür müssen wir unser Bestes geben", sagte Vettel den Journalisten in der Pressekonferenz. "Ich konzentriere mich nicht auf den einen Punkt, sondern darauf, so angespannt, aggressiv und aufmerksam wie immer zu sein."

Das sollte er auch, denn der Japan-GP wird höchste Ansprüche an Mensch und Material stellen. Dass man als Fahrer keinen Moment die Konzentration verlieren darf, hat Vettel bei seinem Unfall am Freitag nachdrücklich erfahren. "Das war ein Weckruf", kommentierte Vettel seinen Ausritt.

Hellwach muss er schon am Start sein, denn der Weg zur ersten Kurve ist erstens relativ lang und zweitens abschüssig. Eine ungewohnte Situation. "Hoffentlich arbeitet unser KERS gut und unsere Starts klappen", sagte Button.

Red Bull mit vollen Tanks haushoch überlegen

Er hat die Pole um die Winzigkeit von neun Tausendstelsekunden verpasst, geht aber trotzdem nicht automatisch davon aus, Vettel auf jeden Fall schlagen zu können.

Dazu waren die Long-Runs am Freitag zu ernüchternd. "Ich hoffe mal, dass Red Bull mit weniger Benzin unterwegs war als wir. Denn wir waren pro Runde 1,5 Sekunden langsamer als sie", sagte Button. In der Tat konnten Vettel und Mark Webber auf den weichen Reifen 1:37er Zeiten fahren. McLaren und Ferrari nur 1:39er.

"Unsere Zeiten mit viel Benzin an Bord haben uns Mut gemacht. Wir freuen uns auf das Rennen", sagte Vettel. "Aber es wird tückisch. Du kannst zu Beginn schnell sein und dann nachlassen, oder du bist erst langsam und holst dann auf."

Pirelli-Reifen erfordern viele Boxenstopps

Grund für die Unsicherheit der Piloten sind die Pirelli-Reifen. Denn die weiche Mischung baut so schnell ab, dass es im Rennen auf jeden Fall viele Boxenstopps geben wird. Pirelli erwartet zwei oder drei, die Piloten rechnen eher mit drei oder vier.

"Es ist sehr schwierig, mit diesen Reifen konstant schnell zu sein", sagte Button. "Besonders mit der weichen." Laut Pirelli dauert es in den schnellen Kurven von Suzuka nur fünf Runden, bis die Medium-Mischung schneller wird als die Soft-Mischung.

Sehr frühe erste Boxenstopps der Top-Piloten sind also zu erwarten. Ab der fünften Runde darf man im Rennen mit Vettel, Button und Co. rechnen. Sie werden danach den Großteil des Rennens auf den härteren Pneus absolvieren, die ungefähr 20 Runden halten sollten.

Schumacher mit guten Karten im Reifen-Poker

Beim Thema härtere Reifen kommt Michael Schumacher ins Spiel. Er ist in Q3 keine gezeitete Runde mehr gefahren und hat als Achter jede Menge frische Reifensätze übrig. Startet er auf der Medium-Mischung, dann könnte er sich nach wenigen Runden als Bremsklotz für einige Podiums-Anwärter entpuppen.

"Es ist natürlich das Ziel, noch den einen oder anderen Platz herauszuholen, wenngleich mir klar ist, dass es schwierig für uns wird, nach vorne zu kommen", sagte Schumacher.

Sein Mercedes-Kollege Nico Rosberg wird nach seinem Hydraulik-Defekt von Startplatz 23 aus mit Sicherheit nach vorne kommen, die große Frage ist nur, wie weit. "Ich denke, Punkte sind auf jeden Fall noch möglich", sagte er. "Mal sehen."

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

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