Rosberg zu McLaren - Heidfeld zu Brawn?!

Von Alexander Mey
Nach dem Ausstieg von BMW aus der Formel 1 ist Nick Heidfelds (l.) Zukunft ungewiss
© xpb

Silly Season in der Formel 1. Es ist Tradition, dass ab August die Gerüchteküche über eventuelle Cockpit-Wechsel brodelt. Doch so unübersichtlich wie in diesem Jahr war die Lage noch nie. Es ist nicht einmal klar, bei welchen Teams man 2010 fahren kann. Ein Überblick über die Unmenge an Spekulationen, die durchs Fahrerlager geistern.

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13 Rennställe sollen 2010 26 Autos an den Start bringen. Und selbst nach dem Ausstieg von BMW gibt es genügend Bewerber für diese Plätze. Aber wie seriös sind deren Programme und wie konkurrenzfähig können sie sein?

Fragen, denen die Top-Teams offensichtlich skeptisch gegenüberstehen, sonst würden sie beim nächsten Rennen in Monza nicht über einen möglichen Einsatz von drei Autos der Top-Teams diskutieren.

Die FIA geht im sportlichen Reglement für 2010 allerdings davon aus, dass 13 Teams mit je zwei Autos an der WM teilnehmen werden. Also tun wir das für diesen Überblick auch.

Die Scuderia ist die treibende Kraft hinter der Idee, 2010 mit drei Autos anzutreten. Das Druckmittel gegenüber den anderen heißt Michael Schumacher. Zumindest offiziell hat jeder bedauert, dass das Comeback von Schumi in Valencia geplatzt ist. Allein die Erwartung seiner Anwesenheit hat das Interesse an der Formel 1 in die Höhe schnellen lassen.

Das könnte 2010 endgültig Wirklichkeit werden, verspricht Ferrari-Boss Luca di Montezemolo. Er will Schumi in einen dritten Ferrari setzen. In einem der ersten beiden wäre aber wohl kein Platz für den siebenmaligen Weltmeister. Giancarlo Fisichella wird bis zum Saisonende für die Scuderia an den Start gehen. Danach will er seine Karriere beenden und für Ferrari als Testfahrer seine Runden drehen.

Die Kandidaten:

Felipe Massa: Gültiger Vertrag, ist nach Aussage der Ärzte 2010 wieder fit.

Kimi Räikkönen: Gültiger Vertrag, überzeugt zuletzt mit sehr guten Leistungen.

Fernando Alonso: Sein Wechsel steht angeblich schon lange fest, bestätigen tut das jedoch niemand. Käme er, müsste Ferrari Räikkönen eine horrende Abfindung zahlen.

 

Bei den Silberpfeilen gibt es zwei Lager. McLaren hätte nichts dagegen, mit der momentanen Fahrerpaarung weiterzumachen. Dem Vernehmen nach auch wegen des Hamilton-Clans, der sich scheut, gegen einen neuen, extrem starken Teamkollegen der Marke Nico Rosberg anzutreten.

Auf der anderen Seite steht Mercedes. Deren Sportchef Norbert Haug erklärt einen deutschen Fahrer zwar nicht zum Dogma, freuen würde er sich aber trotzdem. Wenn der dann auch noch regelmäßig um Siege fahren kann, umso besser.

Die Kandidaten:

Lewis Hamilton: Ist gesetzt, die Frage ist nur, ob als unumstrittene Nummer eins.

Heikki Kovalainen: Sein Vertrag läuft aus, er wackelt, ist aber nicht chancenlos.

Nico Rosberg: Der Wunschkandidat von Mercedes. Er und Hamilton kennen sich noch gut aus den Nachwuchsklassen, hätten menschlich sicher keine Probleme miteinander. Aber sportlich wäre Rosberg für Hamilton eine Bedrohung - und umgekehrt Hamilton auch für Rosberg. Der Deutsche pocht allerdings auf einen Wechsel zu einem Top-Team.

Adrian Sutil: Er wäre der Kompromiss zwischen Mercedes und dem Hamilton-Clan. Er wäre Deutscher und dazu noch ein guter Freund von Hamilton. Sportlich würde er wohl eher in der Kovalainen-Liga spielen als in der Rosberg-Liga.

Kimi Räikkönen: Das neueste Gerücht. Sollte der Iceman bei Ferrari Alonso weichen müssen, könnte er dank der von den Roten fälligen Abfindung oder Gehaltsfortzahlung zu einem Schnäppchen werden. Und er kennt sich bei den Silbernen bestens aus.

 

Vorausgesetzt, in der Manipulationsaffäre um den Singapur-GP 2008 ist dem Team nichts nachzuweisen, dann wird Renault trotz aller Ausstiegsgerüchte der letzten Monate 2010 wieder dabei sein.

Sky-Experte Marc Surer glaubt nicht an ein absichtliches Vergehen des ehemaligen Piloten Nelson Piquet Jr.

Die Kandidaten

Fernando Alonso: Mal angenommen, die Ferrari-Blase platzt doch noch auf wundersame Weise, dann würde Teamchef Flavio Briatore Alonso mit Kusshand behalten.

Romain Grosjean: Trotz seiner dummen Aktion in Spa gegen Jenson Button will Briatore den jungen Mann halten. Es sei denn, er baut in den letzten Rennen noch ein paar Mal Mist.

Robert Kubica: Wenige werden sich daran erinnern, dass Kubica seine ersten F-1-Kilometer in einem Renault gedreht hat. 2005 kam er als Sieger der Renault-World-Series zu seinem ersten Test. Jetzt ist er nach dem BMW-Ausstieg relativ billig zu haben.

Kimi Räikkönen: Noch ein neues Gerücht um Räikkönen. Angeblich könnte er zusammen mit einem neuen Hauptsponsor Nokia als Finnland-Doppelpack bei Briatore andocken.

 

Hinter dem vierten verbliebenen Konzern steht ein riesiges Fragezeichen. Anfang November berät man in Japan über das Formel-1-Budget und damit über das Schicksal des Teams. Ein kompletter Ausstieg gilt als denkbar. In jedem Fall soll aber das Budget dramatisch eingedampft werden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Fahrerwahl.

Die Kandidaten:

Timo Glock: Toyota hat eine Option auf ihn, will diese auch ziehen. Nur getan haben sie es wegen der ungewissen Zukunft noch nicht. Glock würde gerne bleiben, bekommt aber langsam kalte Füße und sieht sich nach Alternativen um.

Jarno Trulli: Sportlich spricht eigentlich nichts dafür, Trulli ziehen zu lassen, aber Team-Präsident John Howett sagte zuletzt sehr offen, dass er 2010 nicht mehr mit dem Italiener plant.

Robert Kubica: Die sportlich wohl beste Alternative zu Trulli. Jung, schnell - aber eventuell für den zu befürchtenden Sparkurs zu teuer.

Kazuki Nakajima: Sollte der Japaner bei Williams keine Zukunft haben, wäre er dank seiner Herkunft der perfekte zweite Mann neben Glock. Nakajima wäre billig zu haben und würde zudem das Bedürfnis des Konzerns nach einem japanischen Fahrer befriedigen.

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