Von Sehnsüchtigen und Favoritenkillern

Von Max Marbeiter
Real Madrid hofft in heimischer Halle auf seinen ersten Titel seit 1995
© getty

Das Final Four der Turkish Airlines Euroleague (Fr., ab 18 Uhr im LIVE-TICKER) ist auch in Madrid wieder bestens besetzt, die Halbfinalpaarungen vielversprechend. Real hofft nach zwei Enttäuschungen in Folge auf den ersten Titel seit 20 Jahren, hat mit Fenerbahce Ülker aber eine schwere Aufgabe erwischt. ZSKA Moskau möchte ebenfalls wieder nach ganz oben, muss dafür aber am unangenehmsten aller Außenseiter vorbei.

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Real Madrid - Fenerbahce Ülker Istanbul

Die Ausgangsposition: Einen Großteil seiner Spiele geht Real als Favorit an. Helfen muss das nicht zwingend. Immerhin verloren die Madrilenen zuletzt zwei Mal in Folge das Finale und warten nun seit exakt 20 Jahren auf den höchsten Titel im europäischen Basketball. Dieses Jahr soll es endlich klappen - auch ohne den vor der Saison gen Chicago abgewanderten Nikola Mirotic. Dafür spielt Real zuhause.

Während Sergio Llull im Gespräch mit SPOX an die eigenen Anhänger appelliert und davon ausgeht, dass "die Unterstützung unserer Fans ebenso wichtig" sein werde, "wie die Spieler auf dem Court", spielt Fenerbahces Jan Vesely gegenüber SPOX jedoch auf den steigenden Druck an. "Nach den Niederlagen in den vergangenen beiden Finals setzt es sie schon zusätzlich unter Druck, dass sie zuhause spielen", sagt der Tscheche. Real müsse fast gewinnen.

Ob die Königlichen zum Siegen verdammt sind, sei einmal dahingestellt. Beim Aufeinandertreffen der besten vier Teams des Kontinents von Pflichterfolgen zu sprechen, mutet schließlich ein klein wenig vermessen an. Etwas gestiegen ist der Druck nach den vergangenen Finalpleiten allerdings durchaus. Zumal Real auch in diesem Jahr wieder eine beeindruckende Einheit stellt, die in der gesamten Euroleague-Saison erst sechs Spiele verlor.

Die Kombination aus gutem Teambasketball - die Stützen spielen bereits seit mehreren Jahren zusammen -, diversen Offensivoptionen, einem beeindruckenden Backcourt um Rudy Fernandez, Llull und Sergio Rodriguez, fähigen Big Men sowie starker Defense macht Real mit zum Besten, was der europäische Basketball zu bieten hat.

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Dennoch taten sich die Iberer im Viertelfinale gegen Anadolu am Ende schwerer als erwartet - trotz des 3:1. Und genau das dürfte Fenerbahce Hoffnung machen. Das und die eigene Stärke. Denn Fener geht vielleicht als heißestes Team ins Final Four. 13 ihrer letzten 14 Spiele haben die Türken gewonnen, Champion Maccabi im Viertelfinale per Sweep in den Urlaub geschickt. Entsprechend groß ist das Selbstbewusstsein.

Und schließlich wäre da auch noch Zeljko Obradovic. Die Coaching-Legende hat in seinem zweiten Jahr in Istanbul ein beeindruckendes Team nach seinen Vorstellungen geschaffen. Fener ist tief. Fener ist vielseitig. Fener besitzt mit Nemanja Bjelica den MVP und ist einfach unglaublich gut. Auszuschließen ist es deshalb nicht, dass die Türken direkt im ersten Final-Four-Anlauf ihren ersten Titel in der Turkish Airlines Euroleague gewinnen. Es wäre übrigens Obradovic' neunter.

Das Schlüsselduell: Rudy Fernandez vs. Bogdan Bogdanovic. Ob die beiden im Spiel regelmäßig aufeinandertreffen, sei einmal dahingestellt. Darum geht es auch nicht. Sowohl Fernandez als auch Bogdanovic sind für ihr jeweiliges Team ungemein wichtige Scoring-Optionen auf dem Flügel. Funktionieren Fernandez und Bogdanovic, läuft Reals beziehungsweise Feners Offense flüssiger.

Für den Serben, in dieser Saison zum zweiten Mal in Serie Gewinner der Rising-Star Trophy, eröffnet sich im ersten Final Four seiner Karriere zudem die Gelegenheit, seinen Status als eines der größten Talente weiter zu untermauern. In Sachen Erfahrung hat Fernandez Bogdanovic allerdings einiges voraus. Andererseits geht Rudy angeschlagen ins Final Four. Der Flügel zog sich in der Liga gegen Unicaja Malaga kürzlich eine Knöchelverstauchung zu, wird laut Coach Pablo Laso aber auf jeden Fall dabei sein.

Der X-Faktor: In Kombination mit Andres Nocioni sollte Gustavo Ayon gewissermaßen Nikola Mirotic ersetzen - wenngleich der Mexikaner, verglichen mit Chicagos Rookie, grundsätzlich eher das Spiel in Brettnähe bevorzugt und dort seinen kräftigen Körper zu nutzen weiß. Gegen Feners vielseitige Big-Man-Rotation um Jan Vesely, Oguz Savas, Luka Zoric, Semih Erden und MVP-Kandidat Nemanja Bjelica kommt Ayon im Halbfinale eine monumentale Aufgabe zu. Meistert er sie im Verbund mit seinen Teamkollegen, ist Real ein großes Stück geholfen.

EXKLUSIV Jan Vesely: Glücksgefühle in Istanbul

Prognose: Es ist unglaublich schwierig. Beide Teams sind unglaublich vielseitig, tief - einfach unglaublich gut. Reals Enttäuschungen der vergangenen Jahre könnten am Ende die nötigen Reserven freisetzen. Gleichzeitig können sie bei ungünstigem Spielverlauf auch lähmen - oder überhaupt keine Rolle spielen. Fest steht, dass es eng wird. Dass Real ins Finale einzieht dagegen nicht, dennoch erhalten die Madrilenen knapp den Zuschlag.

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