Christian Guinin

Ohne Frage, die Formel 1 ist ein hartes Pflaster. Nur ein Buchteil derer, die sich als kleines Kind erträumen, einmal in ihrem Leben in einem roten, orangenen, blauen oder silbernen Boliden zu sitzen und über die berühmtesten Strecken der Welt zu brettern, erreichen schlussendlich die Endstation Königsklasse.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Auch Mick Schumacher ereilte dieses Schicksal bereits: Die Formel 1 verheizt ihre jungen Talente

Neben unglaublichem Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen und natürlich der gewissen Portion gottgegebenem Talent benötigt man auch eine nicht zu unterschätzende finanzielle Unterstützung. Nicht selten fließen mehrere hunderttausend Euros, entweder aus der Tasche eines wohlhabenden Elternhauses oder, mit etwas mehr Glück, durch den Support von Sponsoren, in die Karriere eines Nachwuchsfahrers. Und selbst dann, selbst wenn all diese Faktoren gegeben sind, ist es noch immer mitnichten Gewissheit, es bis ganz nach oben zu packen.Auch aufgrund vieler dieser Gesichtspunkte hatte die Formel 1 in den vergangenen 20 Jahren mit der Rekrutierung von jungen, talentierten Fahrern zu kämpfen. Ab Mitte der 2000er Jahre entwickelte sich gar das Konzept – da die laufenden Kosten für den Unterhalt eines F1-Teams ins Unermessliche stiegen –, sogenannte Paydriver anzuheuern. Also Piloten, die mit Sponsoren im Rücken für ihre Anstellung bei einem Rennstall selbst bezahlten. Darüber, ob der eine oder andere Kandidat überhaupt die fahrerischen Voraussetzungen für ein Cockpit in der Königsklasse hatte, wurde oftmals hinweggesehen.

Ganz so schlimm ist die Lage, so fair muss man sein, mittlerweile nicht mehr. Durch eine clevere Umstrukturierung der Nachwuchsserien auf der einen und der Einführung einer Kostenobergrenze für Teams auf der anderen Seite gibt es heute deutlich mehr talentierte Youngster, die sich entweder auf dem besten Weg in die Formel 1 befinden, oder dort eines der Cockpits bereits ergattert haben. Acht der 20 Piloten im aktuellen Feld sind 24 Jahre oder jünger, der grundsätzliche Trend zeigt also in die richtige Richtung.Und dennoch steuert die Königsklasse mit Tempo 300 darauf zu, sich dieses Privileg, unter vielen jungen Fahrern komfortabel wählen und den besten Kandidaten letztlich aussuchen zu können, fahrlässig zu verspielen. Mit Doohan musste bereits der zweite ganz junge Mann in diesem Jahr seine Koffer packen. Während es beim Australier sechs Rennen bis zu seiner Absetzung dauerte, <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/liam-lawson-von-red-bull-in-der-formel-1-gnadenlos-rasiert-das-groesste-problem-heisst-max-verstappen/blta016ab833d5026d6" target="_blank">kam Liam Lawson Ende März noch böser unter die Räder</a>.Nach gerade einmal zwei Grand-Prix-Wochenenden, in einem völlig neuen Auto samt eines völlig neuen Umfeldes, wurde der Neuseeländer als Teamkollege von Weltmeister Max Verstappen im Red Bull abgesägt und durch Yuki Tsunoda ersetzt. Während Lawson immerhin noch das Los blieb, sich nun bei B-Team Racing Bulls für höhere Aufgaben zu empfehlen, <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/naechstes-personalbeben-in-der-formel-1-schon-wieder-wird-ein-fahrer-ausgetauscht/blt1c39c2e53322f7a1" target="_blank">wird Doohan gänzlich in die zweite Reihe abgeschoben</a>. Er nimmt künftig den Platz von Franco Colapinto als Test- und Ersatzfahrer bei Alpine ein, der Argentinier wird dafür ins Stammcockpit befördert.

Acht der 20 Fahrer in der Formel 1 sind 24 Jahre oder jünger

So ist es in dieser noch sehr jungen Saison schon das zweite Mal, dass sich Fans und Experten die berechtigte Frage stellen, warum Rennställe überhaupt auf junge, unerfahrene Piloten setzen, wenn diese keinerlei Chancen bekommen, sich zu beweisen und weiterzuentwickeln. Speziell Red Bull ist hier als treibende Kraft früherer Talente-Entwicklung scharf zu kritisieren. Schon längst ist es überfällig, den Status der Österreicher als perfekte Entwicklungsschmiede für junge Piloten in Frage zu stellen. Die Erfolgsgeschichten von Sebastian Vettel und Verstappen sind bemerkenswert, aber sie sind auch Ausnahmen.Als junger Fahrer hat man es in der Formel 1 ohnehin schon schwer genug, das Team sorgt mit dem Auftritt einiger Akteure zusätzlich für ein extrem unsicheres Umfeld. Kein Verstappen-Kollege der vergangenen Jahre wurde nicht von Gerüchten eines vorzeitigen Rauswurfs begleitet, das Team bestätigt diesen Ruf immer wieder. Lawson als Beispiel hatte schlichtweg keine realistische Chance, ein Auto kennenzulernen, das gänzlich für Weltmeister Verstappen gebaut ist.Bei Alpine gibt es deutliche Parallelen: Seit Renault das Team Ende 2016 zurückkaufte, befindet es sich in einem Dauerumbruch. <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/flavio-briatore-bei-alpine-nun-allmaechtig-das-comeback-des-umstrittenen-strippenziehers-in-der-formel-1/blt68b7f92bffe2d3e5" target="_blank">Jüngst kehrte der ehemalige Teamchef Flavio Briatore als "Executive Advisor" für Renault-CEO Luca de Meo zurück</a>. Der 75-jährige Italiener, der keine schnellen Entscheidungen scheut, soll auch die treibende Kraft hinter der Doohan-Degradierung sein.

Red Bull verschleißt Talente am laufenden Band

Auch aus deutscher Sicht ist es noch nicht so lange her, dass ein Fahrer Opfer der mittlerweile äußerst lockeren Personalpolitik in der Formel 1 wurde. Mick Schumacher wurde nach gerade einmal zwei Jahren, in denen er zwar nicht außergewöhnlich, aber auch keinesfalls zu schlecht für die F1 ablieferte, bei Haas vor die Tür gesetzt und durch den damals 35-jährigen Nico Hülkenberg ersetzt wurde.Seitdem hat <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/die-formel-1-verzeiht-nicht-warum-kein-rennstall-mick-schumacher-haben-will/6817949" target="_blank">Schumacher sichtlich Probleme, sich von diesem gebrandmarkten Image, als gescheiterter Youngster, der für die Königsklasse nicht gut genug ist, zu erholen</a> – völlig unabhängig seiner guten Eindrücke, die er als Testfahrer für Mercedes oder in der WEC hinterließ.Denn bei der Bewährungszeit junger Fahrer spielt der Faktor Kommerz eine bedeutende Rolle. Die Formel 1 ist <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/formel-1-markt-der-unbegrenzten-moeglichkeiten-die-koenigsklasse-und-ihre-gefaehrliche-abhaengigkeit-von-den-usa/blt417d756ec75dc971" target="_blank">durch den US-Markt globaler denn je, die Teams als Franchises Milliarden wert, aber weiterhin geldhungrig</a>. Das Fahrerimage ist essenziell - ein "verbranntes" Markenprofil senkt den Wert. Es ist ein Spiel, in dem eine gewisser Schwund akzeptiert wird. Solange noch genügend Nachschub vorhanden ist, mag das gutgehen. Selbst, wenn es irgendwie schäbig ist.

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Auch Mick Schumacher ereilte dieses Schicksal bereits: Die Formel 1 verheizt ihre jungen Talente | SPOX

Mit Jack Doohan muss der nächste junge Fahrer in der Formel 1 nach nur wenigen Rennen die Segel streichen. Die Königsklasse verheizt ihre Jugend.