Uros Matic im Interview: "Günter Kreissl hätte mich anrufen können"

Von Christian Albrecht
Uros Matic kickte nur eineinhalb Saisons in Österreich, hinterließ aber bleibenden Eindruck.
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Vor Ihrer Zeit bei APOEL waren Sie an Austria Wien verliehen. Wie kam es zu dem Wechsel?

Matic: Nachdem ich in Kopenhagen sechs Monate lang fast keine Einsatzzeit bekommen hatte, suchte ich nach einer anderen Option. Mir gefiel das Projekt der Austria, das Ziel war es, um den zweiten Platz zu kämpfen. Außerdem kannte ich einige Spieler dort von meiner Zeit bei Sturm.

War eine Rückkehr nach Graz für Sie keine Option, nachdem die Sturm-Fans Sie ja so verehrt hatten? Günter Kreissl sagte damals, dass dreimal bei Ihrem Management bezüglich eines möglichen Transfers angerufen wurde.

Matic: Ich wollte damals auf diese Zeitungsberichte nicht reagieren. Nach alldem, was Sturm für mich getan hat und ich für Sturm gemacht habe, war ich enttäuscht, dass gewisse Sachen ausgesprochen wurden und ich wie jemand hingestellt wurde, der ich nicht bin. Günter hat meine Nummer, er hätte mich anrufen können. Wir hatten ein gutes Verhältnis, er hat mir sehr viel geholfen und ich ihm. Der einzige Anruf, den ich von Sturm bekam, war aber von Samir Muratovic, der als Scout tätig war. Über ihn haben der damalige Trainer Heiko Vogel und ich kommuniziert. Er wollte mich bei Sturm haben und ich wollte wieder für Sturm spielen. Der Rest lag in den Händen des Vereins. Im Endeffekt konnten Sturm und Kopenhagen aber offenbar keine Einigung erzielen. Das ist die Wahrheit. Deshalb ging ich zur Austria.

Im Zuge Ihres Wechsels zur Austria sagten Sie, dass Sie hier wären, um einen Titel zu gewinnen - warum war der Verein im Endeffekt so weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen?

Matic: Das Team hatte nicht die nötige Chemie, um diesen Schritt zu machen. Wenn die Mannschaft einmal über mehrere Saisons zusammenbleiben würde, könnte der Klub vielleicht auch wieder um einen Titel mitspielen. Man kann nicht in einem Transferfenster alles verändern und dann sofort Ergebnisse verlangen. Aber in der Saison zuvor landete die Austria auf dem siebenten Platz, ich habe den Klub mit einem Europa-League-Qualifikationsplatz verlassen. Persönlich hatte ich eine vernünftige Saison.

Für den SK Sturm kam Uros Matic in 22 Spielen auf sechs Scorerpunkte.
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Für den SK Sturm kam Uros Matic in 22 Spielen auf sechs Scorerpunkte.

Matic über die Kaufoption der Austria: "Für österreichische Verhältnisse zu hoch"

Ihre fantastischen Leistungen bei Sturm konnten Sie bei der Austria aber nicht wiederholen.

Matic: Die Leute haben hohe Erwartungen. Ein Spieler kann einem Team helfen, aber nicht alles verändern. Ich schoss sechs Tore als defensiver Mittelfeldspieler und bestritt beinahe alle Spiele. Wir hatten keine gute Saison, aber ich hatte einige gute Momente. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinen Leistungen.

Warum hat die Austria Ihre Kaufoption nicht gezogen?

Matic: Ich wurde 29 Jahre alt in diesem Sommer. Die Option war für österreichische Verhältnisse schlichtweg zu hoch für einen Spieler dieses Alters. Kopenhagen wollte mit dem Preis auch nicht runtergehen.

Wären Sie gerne länger bei der Austria geblieben?

Matic: Ja. Bei der Austria herrschen sehr gute Trainingsbedingungen. Sie haben ein neues Stadion, die Stadt ist schön und meiner Familie hat es gut gefallen, ähnlich wie in Graz. Die Vereine konnten sich aber nicht einigen, deshalb musste ich mich nach einer neuen Option umsehen und ich bin sehr glücklich darüber, jetzt in Nikosia zu sein.

Bei der Wiener Austria konnte Uros Matic in 35 Spielen elf Scorerpunkte beisteuern.
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Bei der Wiener Austria konnte Uros Matic in 35 Spielen elf Scorerpunkte beisteuern.

Matic: Schwächen in Sturms Personalpolitik

Rückblickend: War Ihre Zeit bei Sturm die beste Ihrer Karriere?

Matic: Zusammen mit der Halbsaison bei Kopenhagen auf jeden Fall. Sturm war ein riesiger Karriereschritt für mich. Der Verein ist großartig. Ich mochte alles, den Klub, die Fans und die Art und Weise, wie Franco Foda Fußball spielen ließ. In Kopenhagen habe ich dann das Double gewonnen und wurde in das serbische Nationalteam einberufen. Ehrlicherweise durchlebe ich aber momentan eine ähnliche Zeit bei APOEL.

Wünschen Sie sich manchmal, dass Sie länger bei Sturm geblieben wären?

Matic: Natürlich. Vor allem auch, weil meine Familie richtig glücklich in Graz war - und das, weil ich sehr glücklich war. Aber mir macht es auch Spaß zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Sturm nie schlechter wäre als Zweiter, hätten sie damals einige Spieler längerfristig an den Klub gebunden.

Sie waren Ihre gesamte Karriere über nie schlimmer verletzt - wo liegt Ihr Geheimnis?

Matic: Fußball gibt mir alles, deshalb muss ich etwas zurückgeben. Ich mag es als erster beim Training zu sein um meinen Körper auf die Einheiten vorzubereiten. Ein guter Schlafrhythmus und gute Ernährung sind sehr wichtig. Im Prinzip weiß jeder, was zu tun ist, nur sind sehr viele zu faul es umzusetzen.

Sie wurden in Ihrer Zeit in Kopenhagen vom serbischen Nationalteam für die Qualifikation zur WM 2018 einberufen - hatten Sie sich davor nicht bereits für Mazedonien, das Land Ihres Großvaters, entschieden?

Matic: Als ich in Skopje war, bekam ich einen Anruf vom mazedonischen Fußballverband. Ich wurde als Gast eingeladen und bekam ein Trikot geschenkt. Plötzlich stand überall, dass ich mich für den mazedonischen Verband entschieden hätte. Aber natürlich war es immer mein Traum, für mein Geburtsland und das meiner Eltern zu spielen.

Matic: Zypern? "Sturm hat hier gegen Larnaka 0:5 verloren"

Auf Ihr Debüt müssen Sie aber nach wie vor warten - glauben Sie noch daran?

Matic: Um ehrlich zu sein, denke ich nicht sehr viel darüber nach. Mein Fokus liegt auf meinem Klub. Ich war in dieser Saison schon knapp dran, aber ich muss geduldig bleiben und weiter hart arbeiten, dann wird man sehen.

Angenommen die Liga wird zu Ende gespielt: Wie schätzen Sie die Chancen auf den Titelgewinn für APOEL ein? Stadtrivale Omonia führt die Tabelle aktuell mit sechs Punkte Vorsprung an, APOEL ist Dritter.

Matic: Wenn das Best-Case-Szenario eintreffen sollte - was ich allerdings nicht glaube - dann dürfte die Liga Anfang Mai fortgesetzt werden. Wir haben noch zwei direkte Duelle gegen Omonia und auch gegen den Zweiten Anorthosis Famagusta. Natürlich glaube ich an den Titel. Die Liga ist sehr ausgeglichen und hat gute Qualität. AEK Larnaka beispielsweise ist aktuell Fünfter, Sturm hat hier 0:5 in der Europa-League-Qualifikation verloren. Viele unterschätzen die zyprische Liga, aber die Klubs hier haben viel Tradition, tolle Fans und gute Spieler. Jeder Verein hier hat mindestens zehn Legionäre.

Können Sie sich vorstellen länger auf Zypern zu bleiben?

Matic: Das ist aufgrund der aktuellen Situation schwer zu sagen. Im Dezember gab es bereits Gespräche zwischen APOEL und Kopenhagen, da mich der Klub gerne weiter hier haben möchte. Das wird sich jetzt aber alles hinauszögern. Aber natürlich, APOEL ist ein großer Klub mit reicher Geschichte. Die Insel ist sehr schön, das Essen gut, das Wetter traumhaft - ich hätte nichts dagegen.

Uros Matic' Karriere in Zahlen

SpieleToreAssistsEinsatzminuten
856126.691
78885.401
39432.491
35652.934
33352.479
22332.010
16--750
721630
3--270
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