Unruhe? "Niemand wusste von Verhandlungen"

Grahovac wechselte Mitte März nach Astana
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SPOX: Sie haben sich bei Rapid gut entwickelt, sind vom Talent zum Stammspieler gereift. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Grahovac: Es war die schönste Zeit meiner bisherigen Karriere. Ich habe mich immer mit dem Verein identifiziert. Sowie Rapid ist, ist auch mein Charakter. Diese beiden Dinge passen perfekt zueinander. Es ist schade, dass wir keinen Titel gewonnen haben. Aber wir waren zwei Mal knapp dran und haben in der Europa League letztes Jahr tolle Erfolge feiert, ich habe mich persönlich gut weiterentwickelt und bin zum Nationalspieler gereift.

SPOX: Was hat Sie bei Rapid am meisten beeindruckt?

Grahovac: Die Fans. Das ist jetzt nicht nur so dahingesagt. Es ist unglaublich, wie viel die Anhänger für uns geleistet haben. Auch in der aktuellen Situation stehen 20.000 Leute im Stadion voll hinter der Mannschaft. Es gibt nur wenige Vereine in Europa, die solche Fans haben. Ich muss immer wieder an das Spiel gegen Salzburg denken, als wir zur Halbzeit 0:3 hinten lagen und am Weg in die Kabine das ganze Stadion aufgestanden ist, um uns anzufeuern. Am Ende ging die Partie 3:3 aus. So etwas gibt es nur bei Rapid.

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SPOX: Ihnen wurde oft nachgesagt, im Spielaufbau nur Sicherheitspässe zu spielen. Hätten Sie in einigen Situationen mehr Risiko nehmen sollen?

Grahovac: Wir hatten früher oft um die 70 Prozent Ballbesitz. Vom Sechser wurde damals eine einfache Spielweise verlangt. Dazu kommt, dass ich immer um meinen Platz in der Mannschaft kämpfen musste. Vielleicht habe ich manchmal weniger Risiko genommen, weil im Hinterkopf dieser Gedanke da war, keine Fehler zu machen. Es ist ein großer Unterschied, ob man seinen Stammplatz sicher hat oder ob man jede Woche darum kämpfen muss.

SPOX: Was ist seit dem letzten Sommer schief gegangen?

Grahovac: Der Trainer musste gehen, neue Spieler sind gekommen. Dann hatten wir eine schlechte Phase, wieder wurde der Coach getauscht, diesmal auch der Sportdirektor. In sechs Monaten ist einfach viel zu viel passiert.

SPOX: Zuletzt kam in den Medien die eine oder andere Geschichte über menschliche Differenzen zwischen Damir Canadi und der Mannschaft auf. Wie war Ihre Beziehung zum Coach?

Grahovac: Zwischen uns lief immer alles professionell ab. Wir pflegten ein korrektes Verhältnis. Natürlich hat jeder Trainer seine positiven und negativen Seiten, aber jeder von uns hat einfach seinen Job gemacht. Ich hatte keine Probleme mit ihm.

SPOX: Unter Canadi setzt Rapid auf eine defensivere und direkte Spielweise als unter seinen Vorgängern, als der Ballbesitz noch viel Bedeutung hatte. Was kommt Ihnen mehr entgegen?

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Grahovac: Meiner Spielweise ist das alte System mehr entgegen gekommen. Die ganze Mannschaft hat Zeit gebraucht, um sich an die neue Philosophie zu gewöhnen. Ob die Umstellung richtig war oder nicht, werden die Resultate zeigen.

SPOX: Canadi beschwerte sich zuletzt, einige Spieler hätten die alten Automatismen noch nicht abgelegt. Hat sich die Mannschaft noch nicht auf die neue Spielweise eingestellt?

Grahovac: Diese Frage kann ich nicht beantworten, sondern nur der Trainer. Ich persönlich denke, dass es keinen guten oder schlechten Fußball gibt. Am Ende zählt immer nur das Ergebnis.

SPOX: Offiziell sind Sie bis Februar 2018 an Astana verliehen, danach besteht eine Kaufoption. Werden Sie noch einmal zu Rapid zurückkehren oder ist der Transfer endgültig?

Grahovac: Meines Wissens nach muss Astana mich verpflichten.

SPOX: Also handelt es sich um eine Kaufverpflichtung und keine Kaufoption?

Grahovac: Ja.

Anmerkung: Die Kaufverpflichtung bei einem Leihgeschäft ist eine seltene, aber durchaus übliche Option bei Fußballtransfers. Sie ist vergleichbar mit einer Ratenzahlung und hat den Vorteil, dass Vereine den Transfer erst im nächsten Geschäftsjahr als Ausgabe verbuchen müssen.

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