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mySPOX-Stammtisch


Gründer: Karrramba | Mitglieder: 163 | Beiträge: 22
Von: Talentfrei
04.12.2013 | 9343 Aufrufe | 51 Kommentare | 20 Bewertungen Ø 8.0
Kommentar eines Außenstehenden
Ideenlos, Konzeptlos, Mutlos
Warum bei Königsblau die Alarmglocken läuten müssen

In Gelsenkirchen hat man es als Trainer naturgemäß nicht sehr leicht. Der mediale Druck ist extrem hoch, doch damit kann man zurecht kommen. Der Verein hat finanzielle Probleme, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung. Der Verein verfügt über eine gute Jugendarbeit und eine, zumindest von Außen betrachtet, vernünftige Struktur.

Blickt man auf die derzeitige Tabellensituation in der Bundesliga, so kann man sagen, dass die Situation auf Schalke zwar nicht optimal, aber keinesfalls aussichtslos ist. Das Spiel am kommenden Wochenende gegen Gladbach: ein wichtiges, jedoch kein entscheidendes. Zudem hat man natürlich Verletzungsprobleme, die eine dauerhafte Topleistung unmöglich machen. Doch wann war die letzte "Topleistung" des FC Schalke 04?

Wenn man die Situation im Verein genauer betrachtet und die Spiele sieht, so kommt man unweigerlich zu der Vermutung, dass ein Grundsatzproblem auf Schalke besteht. Die Schuld auf den Trainer schieben? Okay, kann man. Der Trainer macht sicherlich nicht alles richtig, doch ist er alleine Schuld? Keinesfalls. Die Schuld auf Horst Heldt schieben? Auch machbar. Doch er ist ebenfalls nicht alleine Schuld. Die Mannschaft? Ja, auch die gehört zu den Schuldigen. Probleme tauchen nicht plötzlich auf, sie entstehen. Und zwar langsam.



Fehler bei der Kaderzusammenstellung:


Betrachtet man den aktuellen Kader, sieht man viele prominente Namen und auch Spieler, die in der Bundesliga zu den stärksten auf ihrer Position gehören. Julian Draxler ist ein in der Fußballwelt sehr begehrtes Talent und Spieler wie Jefferson Farfan oder Benedikt Höwedes, auch Kevin-Prince Boateng haben in Europa einen großen Namen. Dazu hat man wirklich vielversprechende Talente wie Leon Goretzka, Sead Kolasinac oder den überragenden Max Meyer.


Man muss sich aber dennoch fragen, ist der Kader homogen zusammengestellt? Ist der Kader ausgeglichen? Wurden die Schlüsselpositionen qualitativ ausreichend besetzt? Alle diese Fragen muss man zwangsläufig mit NEIN beantworten.


Horst Heldt wurde in der Vergangenheit häufig kritisiert. Teure Verträge in Stuttgart, unglückliche Spielertransfers, die "Mitnahme" des teuren und nicht überzeugenden Marica von Stuttgart nach Schalke, fehlende Kompetenz und, um es ein wenig hart auszudrücken, "pseudointellektuelles Geschwafel" in den Interviews. Horst Heldt ist natürlich einer der Drahtzieher dieses fragwürdigen Kaders auf Schalke und muss sich die Frage stellen, warum er konsequent ignoriert, dass man auf Schlüsselpositionen einfach nicht gut genug aufgestellt ist.


Die Innenverteidigung ist, sofern alle Spieler zur Verfügung stehen, qualitativ auf einem hohen Niveau. Alle Spieler verfügen über hohe Qualität auf dieser Position. Im offensiven Mittelfeld, besonders im Zentrum, ist man ebenfalls gut besetzt. Die Außen, sollten Draxler und Farfan dort spielen, sind auch extrem stark. Doch was kommt dahinter? Chinedu Obasi und Christian Clemens kann man nicht als adäquaten Ersatz bezeichnen. Nachdem Ibrahim Afellay und Michel Bastos keine Rolle mehr spielten, aus verschiedenen Gründen, muss man sich nun mit diesen beiden Backups zufrieden geben. Doch das ist nicht das Kernproblem. Auch der Angriff nicht, Huntelaar und Szalai sind zwei gute Stürmer.


Die Torhüterposition ist definitv falsch besetzt. Weder Timo Hildebrand, noch Ralf Fährmann oder Lars Unnerstall sind als Stammtorhüter für eine Mannschaft, die regelmäßig in der Champions League spielt, geeignet. Man verschenkt durch diese Torhüterproblematik regelmäßig Punkte. Doch dabei gibt es Lösungen! In Deutschland gibt es viele geeignete Torhüter, die verfügbar wären. Zuletzt stellte sowohl Ron-Robert Zieler, als auch Oliver Baumann klar, dass man in naher Zukunft in der Königsklasse spielen wolle. Einer dieser beiden würde das Torhüterproblem vermutlich lösen.


Die Außenverteidiger sind ebenfalls schwach. Atsuto Uchida ist ein laufstarker Rechtsverteidiger, der Probleme im Stellungsspiel und in der taktischen Komponente aufweist. Seine Flanken sind durchschnittlich, sein Einsatz vorbildlich. Doch reicht das wirklich? Christian Fuchs auf der linken Seite läuft seiner Form schon ewig hinterher. Seine lächerlichen langen Einwürfe ermöglichen dem Gegner mehr Konterchancen, als der eigenen Mannschaft torgelegenheiten. Seine Flanken sind meistens schrecklich und landen zu 40 % hinter dem Tor. Seine Freistöße sind schon lange keine Waffe mehr. So kommt es, dass mit Kolasinac und Höwedes oftmals Innenverteidiger außen spielen müssen, die ihre Sache zwar ordentlich machen, aber keinesfalls die Leistung eines ausgebildeten und guten AV-Duo bringen können.


Das Kernproblem in der Kaderbesetzung ist aber die Königsposition im modernen Fußball: die Doppelsechs. Jermaine Jones spielt unkonstant, hat keinerlei Fähigkeiten im technischen Bereich und wandelt alle 200 Minuten am Rande des Platzverweises. Roman Neustädter ist ein Arbeiter, ein Abräumer. Das kann er gut, doch auch bei ihm vermisst man die technischen Fähigkeiten. Marco Höger, leider verletzt, ist ebenfalls ein laufstarker Spieler, der ein gutes Umschaltspiel besitzt, aber ebenfalls keine Ruhe und keine Struktur bringen kann. Leon Goretzka ist ein Riesentalent, der aber noch lange nicht über die Ruhe, die Erfahrung und die nötigen Fähigkeiten verfügt, um diese Position konstant gut auszufüllen. Was Schalke braucht, ist einen Sechser, der das Spiel lenken kann. Einen laufstarken Part haben sie ja, sie brauchen nur das technisch starke Pendant. Lewis Holtby, der vor knapp einem Jahr zu Tottenham ging, wäre ein Kandidat dafür gewesen. Ein Spieler, der Technik, Übersicht, Ballkontrolle und Passsicherheit vereint. So ein Spieler ist essenziell wichtig für jede Mannschaft. Schalke hat keinen solchen Spieler und solange das der Fall ist, ist man im Mittelfeld gegen viele Mannschaften unterlegen - besonders in der Königsklasse.



Fehler im Spielkonzept - Fehler von Jens Keller:


Jens Keller ist ein ungewöhnlicher Trainer. Charisma? Nicht vorhanden. Ausstrahlung? Auch nicht. Doch das macht ihn natürlich noch nicht zu einem schlechten Trainer. Zugegeben, das Training, das er macht, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich kann beurteilen, was er aus der Mannschaft herausholt, was man auf dem Platz sieht. Und das kann einem nicht gefallen.


Die Mannschaft kam schleppend in die Saison. Ein lächerliches Spiel gegen den HSV wurde im Endeffekt als Spektakel verkauft. Die individuellen und taktischen Fehler? Egal! Die müde und schwache Leistung gegen Saloniki wurde als kämpferisch wertvoll verkauft. Hauptsache Champions League! Kann man bis dato auch so stehen lassen. Furchterregende Auftritte in der Bundesliga folgten, im Pokal in Darmstadt hätte man mindestens drei Gegentore kassieren müssen, gegen den FC Bayern versuchte man nicht mal, an den Ball zu kommen. "Mit Bayern können wir uns garnicht messen." Okay, mit Dortmund aber, oder? Nein. Auch gegen Dortmund spielte Schalke schwach, ideenlos, ohne Konzept. Einzig gegen Leverkusen zeigte man einen wirklich guten Auftritt. Der Champions League Auftakt gegen Bukarest? 3:0. Doch ohne die verunglückte Flanke von Uchida würde Schalke wohl heute noch auf das Tor der Rumänen zulaufen.


Eine Weiterentwicklung der Mannschaft, eine Entwicklung der Spielweise - unter Keller nicht zu sehen. Positive Momente gibt es natürlich, besonders wenn der junge Max Meyer in der Offensive wirbelt. Individuelle Klasse ist auch vorhanden und zeigt sich regelmäßig. Aber ein Defensivkonzept ist nicht zu erkennen. Eine Mannschaft, die regelmäßig Gegentore nach ruhenden Bällen kassiert, muss was verändern. Doch was passiert? Regelmäßige Gegentore nach ruhenden Bällen. Alles wie gehabt auf Schalke.


Ob das zu kritisch ist? Vielleicht. Wenn man sich als Schalke-Anhänger hinterfragt und die wirklich positiven Momente dieser Saison und die guten, überzeugenden Leistungen aufzählt, auf wie viele kommt man dann? Kritik muss geäußert werden. An der Mannschaft, am Trainer, an der sportlichen Leitung. Eine Mannschaft, die ohne Defensivkonzept einfachste taktische Fehler macht, obwohl man individuell auf vielen Positionen gut besetzt ist - das ist nicht normal. Das ist auch die Schuld des Trainers. Und eben dieser Trainer hatte lange die Möglichkeit, Dinge zu verändern. Doch was ist passiert? Exakt, nichts...



Individuelle Fehler - die Mannschaft:


Natürlich hat an einer sportlichen Misere auch immer die Mannschaft eine Teilschuld. Wie groß diese ist, lässt sich nicht bemessen. Dennoch muss man festhalten, dass diese Mannschaft auch individuell nicht alles aus sich herausholt. Julian Draxler hat, für sein Alter übrigens vollkommen normal, mit Formschwankungen zu kämpfen. Max Meyer kann natürlich noch nicht konstant spielen. Aber was ist mit Jermaine Jones? Ein Spieler, der individuell regelmäßig mit den wirrsten Fehlern glänzt. Joel Matip und Felipe Santana haben beide extreme Probleme in der Defensive, auch wenn sich beide auf dem Weg der Besserung befinden.


Die ruhenden Bälle wurden besprochen. Auch da haben gewisse Spieler Probleme, lediglich zwei bis drei Meter mit ihrem Gegenspieler mitzugehen. Das Resultat? Gegentor. Auch die Torhüter haben den Schalkern schon einige Sorgen bereitet. Timo Hildebrand hat Gegentore verursacht, Ralf Fährmann im Pokal gegen Hoffenheim eine unglückliche Figur gemacht. Selbst bei einem Spiel, in dem Fährmann in Bukarest zu Null gespielt hat, boxte er den italienischen Stürmer Piovaccari elfmeterreif fünfzig Meter durch die rumänische Landschaft.


Individuelle Fehler können die Spieler abstellen. Voraussetzung dafür ist Selbstvertrauen, welches man sich durch Siege holt. Und die werden auf Schalke dringend benötigt.



Das Programm bis zur Winterpause:


Nachdem man sich im DFB-Pokal sang- und klanglos der TSG Hoffenheim geschlagen geben musste, ist das Programm bis zur Winterpause natürlich extrem wichtig.


Bundesliga:

Mönchengladbach (A)
Freiburg (H)
Nürnberg (A)


Mönchengladbach hat alle sieben Heimspiele gewonnen, Freiburg hat ein Gegentor in den letzten vier Auswärtsspielen kassiert und Nürnberg braucht ohnehin dringend Punkte und spielt oft Remis zuhause. Das Programm ist tückisch und besonders in Gladbach kann man nicht mit einem Sieg rechnen. 6 Punkte wären Pflicht, 4 vermutlich die Realität.


Champions League:


FC Basel (H)


Entscheidungsspiel. Do or Die. Siegen oder Fliegen. Schalke muss gewinnen. Und das wird gegen den FC Basel, den Favoritenschreck aus der Schweiz, eine Charakterfrage. Ein extrem wichtiges und extrem schweres Spiel gegen eine Mannschaft, die den FC Chelsea zweimal bezwungen hat und in der Vergangenheit beispielsweise gegen Manchester United und den FC Bayern gewonnen hat. Mit diesem Spiel entscheidet sich wohl auch die Zukunft des Trainers.



Lösungsmöglichkeiten:


Ich vertrete die Meinung, dass ein Trainerwechsel im Winter und ein Umbruch im Sommer definitiv notwendig sind. Trainerkandidaten gibt es wenige, aber je eher man mit der Suche anfängt, desto größer ist die Chance einen passenden Kandidaten zu finden. Vielleicht macht ein Trainertausch auch erst im Sommer Sinn, aber Schalke 04 ist drauf und dran, die Champions League an Gladbach zu verspielen. Im Pokal gibt es keine weiteren Zusatzeinnahmen und sollte man nur in der Europa League landen, muss man schon sehr weit kommen, um einigermaßen verwertbare Erträge zu erlangen.


Jermaine Jones, Atsuto Uchida, Christian Fuchs, Chinedu Obasi - das wären schon einmal vier Kandidaten, die den Verein verlassen könnten. Außenverteidiger sind rar gesät, aber man braucht welche. Man braucht stärkere Spieler und ein klareres Konzept. Auf Schalke spricht man von Erfolgen, von Titeln, die sind aber auch nur dann realisierbar, wenn man die Mannschaft verstärkt. Ein spielstarker Sechser ist Pflicht. Je früher, dsto besser, diese Position MUSS verstärkt werden. Zwei Außenverteidiger, ein Torhüter, ein Sechser - vielleicht noch 1-2 Offensivspieler. Schalke muss die Scoutingabteilung richtig wild machen und nicht bei taktisch unterbelichteten Spielern wie Ibrahima Traore nachfragen. Scouten, Scouten, Scouten! Egal, wie lange es dauert. Es gibt Spieler mit Ausstiegsklauseln, Spieler deren Verträge auslaufen - Kreativität ist gefragt!



Abschließend:


Natürlich hat der Verein mit der ein oder anderen Last aus der Magath-Zeit zu kämpfen, natürlich gab es finanzielle Probleme. Klar hat man Verletzungssorgen. Das sind alles Mitgründe für die Situation, in der man sich derzeit befindet. Doch diese Situation wäre nicht ansatzweise so schlimm, wenn man nicht weiterhin Fehler gemacht hätte.


Schalke braucht Veränderung, Schalke braucht Struktur. Oben angefangen, im Kader augehört.


Glück auf, ihr Schalker!

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