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Warum ist der Champ raus?

Titelverteidiger Denver verpasst die Playoffs
© getty
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Minnesota Vikings (7-8)

Was lief falsch? So manch ein Vikings-Fan dürfte beim Chargers-Part mitfühlend mit dem Kopf genickt haben, denn was Minnesota in dieser Saison an Ausfällen verkraften musste, hätte wohl auch kein anderes Team über eine gesamte Saison gesehen weggesteckt.

Zunächst verletzte sich Quarterback Teddy Bridgewater so schwer, dass selbst hinter seiner 2017er Saison ein großes Fragezeichen steht. Es folgten unter anderem die Ausfälle von Running Back Adrian Peterson, Left Tackle Matt Kalil und Defensive Tackle Sharrif Floyd, während Spieler wie Joe Berger und Harrison Smith zumindest einige Spiele verpassten.

Das übergreifende Problem aber waren die Ausfälle in der Offensive Line, wo sich nach Kalil, Berger und Andre Smith auch deren Ersatzmänner wie etwa Jake Long verletzten. Das zwang Spieler wie T.J. Clemmings in die Startformation, der seither quasi Woche für Woche schlicht desolate Leistungen abliefert. In der Folge haben die Vikes ein desolates Run Game, gepaart mit bestenfalls unterdurchschnittlicher Pass-Protection.

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Dazu kam, dass die anfangs so herausragende Defense nach dem furiosen 5-0-Start in der zweiten Saisonhälfte bröckelte, mit Negativ-Höhepunkten zuletzt gegen die Colts (6:34) und in Green Bay (25:38). Gegen die Packers gab es zudem die Kontroverse um das Play-Calling, angeblich sollen die Cornerbacks eine Ansage von Coach Mike Zimmer während eines Drives ignoriert haben.

Was bleibt von dieser Saison? Auch wenn es letztlich ein frustrierendes Ende für eine so hoffnungsvoll gestartete Saison ist: Minnesota nimmt viele positive Erkenntnisse mit. Sei es die Entwicklung von Cornerback Xavier Rhodes und Receiver Adam Thielen, die Tatsache, dass die Vikes Cordarrelle Patterson zunehmend besser einsetzen - oder aber aber das pure Potential der eigenen Front Seven mit Spielern wie Kendricks, Joseph und Hunter.

Wie geht es weiter? Es liegt auf der Hand, dass Minnesotas erste, zweite und dritte Priorität der eigenen O-Line gehört. Mit signifikanten Verbesserungen hier wird das Team 2017 wieder um die Playoffs mitspielen - auch falls Bridgewater nicht fit wird. Sam Bradford steht noch unter Vertrag, durch den Trade für den Ex-Eagles-QB hat Minnesota allerdings keinen Erstrunden-Draft-Pick Ende April.

Denver Broncos (8-7)

Was lief falsch? Die Probleme des Titelverteidigers auf dem Platz lesen sich unter dem Strich gar nicht so unähnlich, wie die der Vikings - auch wenn sich Denver nicht mit derartigen Verletzungsproblemen herumschlagen musste. Eine herausragende Pass-Defense reichte jedoch nicht, um die Schwächen der eigenen Offense auszugleichen.

Denver nämlich hatte ebenfalls riesige Probleme in der Offensive Line, auch im Run-Blocking. Als sich dann auch noch Running Back C.J. Anderson verletzte, kam vom Run Game endgültig nichts mehr: Die Broncos stehen vor dem letzten Spieltag bei 3,6 Yards pro Laufversuch, nur die Giants, die Bucs, die Rams und eben die Vikings sind hier schlechter. Lediglich drei explosive Runs (mindestens 20 Yards) bedeuten zudem die Rote Laterne in dieser Kategorie. Zum Vergleich: Buffalo hatte 31 dieser Runs.

Während manche Teams eine solche Schwäche hinnehmen oder gar wettmachen können, ist das für die Offense von Broncos-Coach Gary Kubiak nicht vorgesehen: Die Offense basiert vielmehr auf dem Run Game, und so lastete regelmäßig viel zu viel auf den Schultern von Trevor Siemian - hinter einer desolaten Pass-Protection. Siemian mag zwar körperlich fit sein, im Gegensatz zu Peyton Manning allerdings gelingt es ihm selbstredend (noch) nicht, Defenses vor dem Snap zu sezieren und den eigenen Spielzug so womöglich entscheidend umzustellen.

Nicht unerwähnt bleiben darf außerdem die Tatsache, dass Denvers Defense als Gesamtkonstrukt nicht auf dem herausragenden Vorjahres-Level war. Das betrifft insbesondere die Mitte des Feldes, wo sich die Abgänge von Malik Jackson und Danny Trevathan in der Run-Defense deutlich bemerkbar machten - während gleichzeitig die Linebacker mehrfach in Coverage Schwächen offenbarten.

Was bleibt von dieser Saison? Die Broncos haben noch immer die beste Pass-Defense der Liga, daran gibt es keinen Zweifel. 40 Sacks gehen bereits auf das Konto von Von Miller und Co., Denver lässt als einziges Team unter sechs Yards pro Pass (5,8) sowie unter 200 Passing-Yards pro Spiel (187,2) zu. Hier sah der Titelverteidiger sogar noch besser aus, als 2015.

Wie geht es weiter? Genauso offensichtlich wie die Stärken sind aber auch die Baustellen: Die Mitte der Defensive Front muss angegangen werden, über allem aber steht - genau wie in Minnesota - die Offensive Line. Quarterback-Gerüchte halten sich ebenfalls, ohne O-Line würde etwa ein Tony Romo den Broncos aber auch nur wenig nutzen. Hinter einer verbesserten Line nochmals mit Siemian in die Saison zu gehen, während sich Paxton Lynch weiter entwickelt, scheint hier nicht der schlechteste Weg.

Tennessee Titans (8-7)

Was lief falsch? Über die komplette Saison schafften es die Titans nicht, ihre Secondary in den Griff zu bekommen: Spieler wie Perrish Cox (wurde vor einigen Wochen entlassen), Valentino Blake oder Brice McCain sind keine NFL-Starter, und in der Folge gab es hier immer wieder riesige Probleme. Jüngst zu sehen beim 17:38 in Jacksonville, was Tennessee um das Division-Endspiel gegen Houston in Week 17 brachte, oder aber bei den beiden schmerzhaften Niederlagen gegen die Colts und der Beinahe-Pleite in Chicago.

Dadurch mussten Teams die solide Run-Defense kaum testen - die meisten Gegner konnten den Ball durch die Luft bewegen. Auf der anderen Seite des Balls fehlte es Marcus Mariota, der das Regular-Season-Finale nach seinem gegen die Jags erlittenen Beinbruch verpassen wird, im Passing Game oftmals an verlässlichen Waffen, Delanie Walker und Rishard Matthews ausgenommen.

Was bleibt von dieser Saison? Genau wie Denver und Minnesota hatten auch die Titans eine ganz große Stärke, wenngleich sich diese in Tennessee aufseiten der Offense findet. Die Titans haben ihren im Frühjahr mit der Verpflichtung von DeMarco Murray und dem Draft-Investment in Jack Conklin und Derrick Henry eingeschlagenen Weg konsequent verfolgt und wurden belohnt: Das Running Game ist die große Stärke dieses Teams und hinter einer starken Line eine gute Basis für die Zukunft. Letzteres gilt fraglos auch für Marcus Mariota, der den nächsten Schritt gemacht hat und vor allem in der Red Zone brutal effizient ist.

Wie geht es weiter? Cornerback ist Baustelle Nummer eins, hier könnte man fast alles austauschen. Ein zusätzlicher Outside Receiver sowie Pass-Rush-Kadertiefe würde nicht schaden, insgesamt aber sind die Titans auf einem sehr guten Weg und haben keinen Grund, in irgendeiner Art und Weise von ihrem Weg abzurücken.

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