NFL

Schluss mit der Selbstsabotage!

Melvin Gordon ist einer von vielen Chargers mit Ball-Security-Problemen
© getty

Die San Diego Chargers empfangen zum Auftakt von Week 6 im Thursday Night Game die Denver Broncos (Freitag, ab 2.30 Uhr live auf DAZN) und müssen sich fragen, warum sie in der Tabelle so weit weg sind vom Super-Bowl-Champ. Die Spiele waren meist eng, doch am Ende gab es zu viele Defizite. SPOX beleuchtet den bisherigen Saisonverlauf und schaut auf die kommende Aufgabe.

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"Man kann sich diesen Kram nicht ausdenken. Du denkst dir: 'Ernsthaft jetzt, können wir noch irgendeinen anderen Weg finden, um ein Spiel zu verlieren?'", verzweifelte Philip Rivers nach der jüngsten schier unglaublichen Pleite bei den Oakland Raiders in Week 5. Und wahrlich, ausdenken könnte man sich den Saisonstart der San Diego Chargers wirklich nur schwer.

Abgesehen vom deutlichen Erfolg gegen die Jacksonville Jaguars in Week 2 setzte es vier Pleiten für San Diego, drei davon in Folge. Der aus Chargers-Sicht enttäuschendste Part der Misere ist sicherlich die Tatsache, dass man durchaus auch bei 4-1 statt bei 1-4 hätte stehen können. Doch gerade am Spielende offenbarten die Chargers immer wieder unglaubliche Schwächen.

Zum Start verlor man in Kansas City, nach einer zwischenzeitlichen 21:3-Führung Mitte des dritten Viertels. Am Ende implodierte das Team von Head Coach Mike McCoy jedoch und verlor letztlich in der Overtime.

In Week 3 blieb man wie üblich bis zum Ende in Schlagdistanz und lag 1:17 Minuten vor Schluss sogar vorne in Indianapolis. Dann aber fand Andrew Luck T.Y. Hilton für einen 63-Yard-Touchdown-Pass und drehte das Spiel. Die Chargers hatten ihrerseits noch genügend Zeit für einen Gegenschlag und marschierten zügig voran. Doch kurz nach Beginn des Drives leistete sich Tight End Hunter Henry einen Fumble und warf damit die Chancen auf einen Comeback-Sieg weg.

Späte Fehler als Killer

Week 4 gegen die New Orleans Saints daheim verlief ähnlich und entwickelte sich zu einem Shootout. Wieder mal lag San Diego lange Zeit vorne - bis das Team dann begann, sich massiv selbst das Leben schwer zu machen. Erst verlor Melvin Gordon einen Fumble, wenig später dann Travis Benjamin. Beide Turnover resultierten in Touchdowns der Gäste, die damit das Spiel drehten. Den Rest gab den Chargers dann ein später Pick von Rivers.

Getoppt wurde dieser, ja fast schon Dilettantismus, nur noch vom Finish in der Vorwoche. Ganz am Ende des Spiels in Oakland bot sich die Chance auf den späten Ausgleich durch ein Field Goal aus 36 Yards. Doch es kam nicht zum Kick, denn Holder Drew Kaser fumbelte den Snap. Und so ging auch ein viertes Spiel der noch jungen Saison verloren.

Um mal festzuhalten, wie unglaublich unwahrscheinlich diese Niederlagen trotz der späten Führungen waren, sei hier Finanzanalyst Seth Bienstock zitiert, der dem Wall Street Journal folgendes diktierte: "Wenn man eine Computer-Simulation von diesen Punkten an 30 Millionen Mal laufen lässt, verlieren die Chargers alle vier Spiele genau einmal."

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die Fehlerquote des Teams extrem hoch ist und gerade eigentliche Leistungsträger immer wieder schier unglaubliche Aussetzer drin haben, die das Team teuer zu stehen kommen. Insgesamt stehen bei den Chargers schon acht verlorene Fumbles auf dem Konto, in den letzten beiden Wochen war Running Back Melvin Gordon der Sündenbock.

"Ich habe es im Hinterkopf gehabt und ich glaube nicht mal, dass ein Verteidiger den Ball berührt hat. Ich muss mir das nochmal angucken. Als ich den Platz verließ, war ich total sauer. Wir hatten einen guten Drive. Ich war schon fast in der Zone. Und dann kam der Ball einfach aus meinen Händen", beschrieb der Sophomore sein jüngstes Missgeschick.

Two Minute Warning: "Der Viktor-Skripnik-Award geht an McCoy"

Rivers überragt

Ball Security ist also das große Thema bei den Chargers. Philip Rivers hingegen spielt bislang auf sehr hohem Niveau und sein Verhältnis von elf Touchdowns gegenüber nur drei Interceptions ist aller Ehren wert. Einzig die Kollegen haben ihre Mühe, diesen Level zu erreichen.

Gegen die Broncos nun wird das Team wohl mitspielen können, zumal die Offensive Line deutlich besser agiert als noch im Vorjahr. Rivers hat meist genug Zeit, seine Receiver zu finden. Allerdings ist die Defense der Broncos um Von Miller freilich nochmal ein ganz anderes Kaliber. Und der mögliche Ausfall von Right Tackle Joe Barksdale hilft da auch nicht gerade.

Was noch weniger hilft, ist der Ausfall von Danny Woodhead. Der flinke Running Back hätte ideal in ein Offensivsystem gepasst, das den Broncos das Leben schwer machen kann. Den Blueprint dafür lieferten in der Vorwoche die Atlanta Falcons mit sehr viel Spread - mit Running Backs, allen voran Tevin Coleman, auf einer der Receiver-Positionen und einem Empty Backfield.

Und gerade Woodhead, der diese Rolle ohnehin schon seit jeher ausfüllte, hätte in einer solchen Begegnung größeren Schaden anrichten können.

Kubiak fällt aus

"Atlanta hat das Spiel in die Breite gezogen. Der Schlüssel war, dass sie die Zeit hatten, [die Backs] so tiefe Routes laufen zu lassen. Dabei dauert es für die noch länger, in so tiefe Positionen zu kommen. Man kann von [den Linebackern] Brandon Marshall und Todd Davis nicht verlangen, dass sie so lange mithalten können", erklärte Broncos-Head-Coach Gary Kubiak.

Kubiak selbst wird beim Spiel in San Diego nicht zugegen sein, denn ihn erwischte eine schwere Migräne, von der er sich nun erstmal erholen muss. An seiner Stelle übernimmt Special Teams Coordinator Joe DeCamillis, der auch sonst ins wöchentliche Game-Management involviert ist und man gerade angesichts der kurzen Vorbereitung auf ein Spiel am Donnerstag nicht zu viel an den Abläufen verändern wolle. Der erfahrenere Wade Phillips kann sich also weiterhin ganz auf seinen Job als Defensive Coordinator konzentrieren.

Was auch für die Chargers spricht, ist, dass die Defense zumindest in Ansätzen dazu in der Lage ist, die Sache eng zu halten. Und wer die Broncos gegen Atlanta gesehen hat, weiß, dass der Schuh in der Offensive Line weiterhin merklich drückt. Zwar dürfte Right Tackle Donald Stephenson wieder zurückkehren, doch ob das gegen einen blendend aufgelegten Joey Bosa reicht, darf bezweifelt werden.

Der Erstrundenpick der Chargers gab in Oakland sein lang ersehntes Debüt und wusste sofort zu überzeugen. Mit zwei Sacks und fünf Tackles machte er schnell deutlich, dass der dritte Pick im Draft keineswegs zu hoch war für ihn. Broncos-QB Paxton Lynch kassierte in der Vorwoche sechs Sacks. Nun kehrt er auf die Bank zurück, denn Trevor Siemian ist nach seinem Ausfall am Sonntag wieder fit, wie das Team am Donnerstagmorgen bestätigte.

Siemian in der Pflicht

Mit Siemian dürfte das zuletzt eher stockende Offensivspiel wieder mehr Schwung erfahren, wobei das gerade über den Pass wird laufen müssen, da San Diego auf dem Boden durchaus vorzeigbar ist. Mit 83,4 Yards pro Spiel stellt man die achtbeste Laufverteidigung der NFL (3,6 Yards pro Carry).

Alles in allem scheinen die Chargers also nicht gänzlich chancenlos ins vielleicht schon richtungsweisende Heimspiel zu gehen. Die Broncos bleiben der Favorit, allein schon aufgrund der überragenden Defensive, doch eng dürfte es allemal wieder werden. Entscheidend könnte dann sein, wer den letzten Fehler macht ...

Der NFL-Spielplan auf einen Blick

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus Blumberg

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