NBA

Belastungsprobe für das Superteam

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© getty
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San Antonio Spurs (2) - Houston Rockets (3)

Saisonbilanz: 3-1 (99:101, 106:100, 102:100, 112:110)

Ausgangslage

Falls noch irgendjemand daran gezweifelt hatte, ob Kawhi Leonard auch offensiv zu den besten Spielern der NBA gehört, dürfte die Erstrundenserie gegen Memphis doch noch das eine oder andere Auge geöffnet haben. Leonard war mit 31,2 Punkten und 6 Rebounds (und 54,8 Prozent FG!) der alles überragende Mann bei den Spurs und machte den Aufstand der Grizzlies beinahe im Alleingang zunichte. Insbesondere seine Leistung aus Spiel 4, dem wohl besten Spiel der bisherigen Postseason, dürfte noch eine Weile in Erinnerung bleiben.

Dennoch wird Gregg Popovich nicht ohne Sorgen in die Serie gegen Houston gehen. Denn wo Leonard konstant überragend agierte, war beim Rest des Kaders nicht zwingend von Konstanz zu sprechen. LaMarcus Aldridge spielte meist unauffällig, bei Tony Parker wechselten sich "Vintage Tony" und "bald ist es vorbei Tony" ab, auch wenn er in Spiel 6 eine der besten Playoff-Leistungen seiner Karriere zeigte. Manu Ginobili wirkte ausgenommen von Spiel 5 wie ein Artefakt, Danny Green suchte seinen Wurf und auch Pau Gasol blieb als Sixth Man weit unter seinen Möglichkeiten.

Die Spurs waren häufig dann am besten, wenn Kawhi alles in seine Hand nahm - die Passmaschine (nur 16,3 Assists pro Spiel, die zweitwenigsten der Playoffs) kam auch deshalb ins Stocken, weil Green und Co. offene Würfe nicht im Korb unterbrachten. Wobei die gute Defense der Grizzlies in der Hinsicht sicherlich auch eine Rolle spielte.

Mit den Rockets steht San Antonio nun ein völlig anderer Gegner gegenüber. Wo Memphis (und auch San Antonio) gerne langsam spielen, drückt Houston wesentlich lieber auf die Tube. In vier von fünf Spielen gegen OKC legten sie mindestens 113 Punkte auf, kein Team abseits von Golden State und Cleveland hat so viel Firepower wie die Rockets - und das, obwohl James Harden gegen OKC bloß 24 Prozent von Downtown traf. Es gibt eben auch noch Eric Gordon, Lou Williams, Patrick Beverley und andere.

Und während Houstons Defense den Spurs sicherlich mehr Freiräume lassen wird als die von Memphis, stellen die Rockets mit ihrer Spielweise auf der anderen Seite eben auch andere Probleme dar. Die Big Men der Spurs verteidigen nicht allzu gut gegen das Pick'n'Roll, auf dem Flügel sind sie abgesehen von Leonard und Jonathan Simmons nicht wahnsinnig athletisch. Parker und Ginobili sind zudem nicht mehr dafür gemacht, über 40 Minuten rauf und runter zu rennen. Die entscheidende Frage in dieser Serie dürfte daher sein, welches Team dem anderen sein Tempo aufzwingen kann - und welcher MVP-Kandidat mehr Unterstützung bekommt.

Player to watch

LaMarcus Aldridge. Bei Oldies wie Parker, Ginobili und Gasol mag es verständlich sein, dass ihre Leistungen nicht immer konstant sind, von Aldridge hingegen darf und muss mehr erwartet werden als in Runde eins. LMA hatte keine Lust, sich im Duell mit Zach Randolph und Marc Gasol die Hände schmutzig zu machen, und hatte daher zu wenig Impact, sowohl defensiv als auch offensiv. 14,3 Punkte und 7,1 Rebounds (45,3 Prozent FG) mögen für einen Rollenspieler gut sein, Aldridge jedoch sollte in San Antonio eigentlich der Robin für Leonards Batman sein. Dass er im epischen Spiel 4 gegen Memphis in 42 Minuten Spielzeit 2 (!) Rebounds holte, sprach Bände über sein mangelndes Durchsetzungsvermögen.

Dieses wird gegen Houston allerdings benötigt. Gegen Verteidiger wie Clint Capela oder Ryan Anderson sollte Aldridge mit seinen Fähigkeiten eigentlich kein Problem damit haben, offensiv Alarm zu machen. Aber auch defensiv muss er alles in die Waagschale werfen. Abgesehen von Dewayne Dedmon ist er der einzige Big Man der Spurs, der mobil genug ist, um die Pick'n'Roll-Maschine der Rockets zumindest etwas einzuschränken.

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X-Faktor

Nene. Der eine oder andere mag den Brasilianer ja bereits vergessen haben - aber in Runde eins gegen OKC war Nene schlichtweg spektakulär. Gerade gegen den zweiten Anzug der Thunder teilte der 34-Jährige aus: In 22 Minuten kam er auf 13,6 Punkte und 6,6 Rebounds - und führte die gesamten Playoffs bei der Quote an (84,8 Prozent FG bei 6,6 Würfen!). Die Spurs sind ein besseres Defensiv-Team als OKC, aber auch Gasol und Lee sind keine Spezialisten - kann Nene seine Form bestätigen, gibt das den Rockets neben den endlosen Dreiern und dem Slash'n'Kick-Game von Harden eine weitere verlässliche Scoring-Option.

Prognose

Die Spiele in der Regular Season waren extrem knapp und das werden sie auch in den Playoffs sein. Doch die zusätzliche Feuerkraft der Rockets macht sie am Ende zum gefährlicheren Team. Harden und Leonard liefern sich packende Duelle, aber die Rockets können auch dann gewinnen, wenn der Bart nicht vollkommen durchdreht. Mike D'Antoni siegt ausnahmsweise mal gegen Popovich. Rockets in 6.

Das Playoff-Bracket im Überblick