NBA

Am Anfang war Milwaukee

Dennis Schröder ist ein wichtiger Teil des starken Hawks-Kollektivs
© getty

Die Atlanta Hawks stecken in einer Mini-Krise und müssen ausgerechnet gegen das Team der Stunde aus Milwaukee ran. Das Duell gegen die Bucks (ab 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) könnte den Hawks aber Auftrieb geben - wie schon einmal in dieser Saison. Jason Kidd muss unterdessen zwei Neuzugänge in eine funktionierende Mannschaft integrieren.

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Ausgangslage

Die beste Bilanz der letzten zehn Spiele in der NBA haben - Trommelwirbel - die Milwaukee Bucks. Richtig, die Bucks. Neun Siege gab es seit dem 27. Januar, auch Spitzenteams wie Toronto und Portland mussten dran glauben.

Milwaukee ist das Team der Stunde und trotz der unerfahrenen Truppe klar auf Playoff-Kurs. Am Freitag gegen Denver standen Jason Kidd weder die Neuzugänge Michael Carter-Williams und Miles Plumlee noch der nach Phoenix getradete Brandon Knight zur Verfügung, doch seine Bucks gewannen trotzdem.

Gegen Atlanta wird Plumlee voraussichtlich das erste Mal mitwirken können, MCW macht derzeit noch eine Zehenverletzung zu schaffen, daher ist sein Einsatz noch ungewiss.

Im Gegensatz zu Milwaukee befinden sich die Hawks derzeit in einer Mini-Krise. Nach dem glanzvollen Januar ohne eine einzige Niederlage hat Atlanta im Februar vier von sieben Spielen verloren. Den vorläufigen Tiefpunkt erreichten die Hawks am Freitag, als der Spitzenreiter der Eastern Conference gegen die Toronto Raptors unter die Räder kam.

Seit dem Ende der geschichtsträchtigen Serie von 19 Siegen in Folge läuft es vor allem in Atlantas Defense nicht mehr. 102,9 Punkte erlaubte das Team von Dennis Schröder seinen letzten sieben Gegnern im Schnitt - das sind knapp 10 Zähler mehr als noch im Januar (93,6).

Die Hawks beteiligten sich an keinem der wilden Trades zur Deadline, sodass Coach Mike Budenholzer mit dem gleichen Personal wie vor der All-Star Break weiterarbeiten kann.

Die Stars der Teams

Was für eine Floskel. Das Team ist der Star. Das Problem: es stimmt. Selten hat diese Formulierung im Mannschaftssport eine größere Existenzberechtigung als beim Blick auf die Bucks und die Hawks.

Bei Atlanta kommen alle Starter im Schnitt auf mehr als zehn Punkte, vier von ihnen waren sogar beim All-Star Game dabei. Jeff Teague, Kyle Korver, Paul Millsap und Al Horford durften aufgrund ihrer starken Leistungen allesamt beim Duell zwischen West und Ost im New Yorker Madison Square Garden mitwirken.

Leader des Teams ist Point Guard Teague, der diese Saison noch einmal einen Sprung gemacht hat und daher noch am ehesten aus dem starken Kollektiv, das auch die Bankspieler um Schröder mit einschließt, heraussticht.

Das gleiche Bild in Milwaukee. Als sich Hoffnungsträger Jabari Parker das Kreuzband riss und seine Saison vorzeitig beenden musste, sahen viele das Team von Jason Kidd beim kommenden Draft schon ganz weit vorne - aber weit gefehlt.

Eine geschlossene Mannschaftsleistung nach der nächsten brachte den Bucks Sieg um Sieg und spülte sie bis auf Rang sechs der Eastern Conference. Drei Siege trennt Milwaukee nur noch von Platz drei.

Der Erfolg des Teams steht an erster Stelle und in jeder Partie ist ein anderer Spieler der Top-Scorer. Mal erwischt Khris Middleton den besten Abend, mal stechen John Henson, O.J. Mayo oder Giannis Antetokounmpo hervor.

Der Grieche mit dem unaussprechlichen Namen ist in Abwesenheit von Parker zum Aushängeschild der jungen Wilden geworden. Der Sophomore steht mit seinen Fähigkeiten stellvertretend für das gesamte Bucks-Team: groß, athletisch und uneigennützig.

Das Schlüsselduell

Kyle Korver vs. Jared Dudley. 24 Punkte, 10/10 FG, 4/4 Dreier, 4 Rebounds, 2 Assists, 4 Steals. In 24 Minuten. Diese Statline liest sich beindruckend - und sie gehört nicht etwa Korver, dem besten Shooter der Liga, sondern Jared Dudley.

Beim Aufeinandertreffen der beiden Teams am 26. Dezember stellte der zu Saisonbeginn fast in Vergessenheit geratene Bucks-Zweier den Rekordjäger der Hawks deutlich in den Schatten.

Korver ist aktuell auf dem Weg zu einer historischen Saison mit einer Trefferquote von jeweils mehr als 50 Prozent aus dem Feld und von der Dreierlinie. Zudem liegt seine Freiwurfquote bei über 90 Prozent.

Zuletzt lief es für Korver aber weniger gut. In den letzten drei Spielen traf er lediglich 3 von 16 Versuchen vom Perimeter. Vor allem gegen die langen Arme der Bucks-Defense wird das Spacing durch Korver dringend benötigt. Es ist an der Zeit, wieder ein paar Dreier reinzuschrauben.

In der Defense wird Korver gegen Dudley oder wahlweise Mayo und Middleton genau das zu verhindern versuchen. Die Tiefe auf dem Flügel macht die Bucks 48 Minuten lang zu einer Bedrohung von Downtown, auch da jeder von ihnen heiß laufen kann. Mit einer Dreierquote von 37,8 Prozent ist Milwaukee das drittbeste Team der Liga - direkt hinter den Hawks auf Rang zwei.

Geschichte

Als die Hawks das letzte Mal eine Reise nach Milwaukee antraten, hatten sie schweres Gepäck dabei. Nachdem sich Teague, Millsap und Co. im Spiel zuvor eine 30-Punkte-Niederlage abgeholt hatten, schlugen sie gegen die Bucks zurück.

Der Sieg im BMO Harris Bradley Center bedeutete für Atlanta aber nicht nur die Rehabilitation nach der hohen Pleite, sondern auch den Anfang einer unglaublichen Serie. 19 Spiele gewannen die Hawks in Folge, stellten einen neuen Franchise-Rekord auf und blieben den gesamten Januar über ungeschlagen.

Was seinen Anfang in Milwaukee nahm, könnte nun - rund zwei Monate später - seine Wiederholung finden. Am Freitag verlor das Team von Mike Budenholzer gegen Toronto mit 25 Punkten Unterschied. Beste Aussichten also auf die nächste Sieges-Serie der Hawks.

Rookies

Bei Hawks sucht man vergeblich nach einem Neuling im Kader, die Bucks haben davon gleich vier. Der prominenteste Rookie ist natürlich Jabari Parker, doch der fällt nach seinem Kreuzbandriss noch die gesamte Saison aus.

Tyler Ennis kam zusammen mit Plumlee aus Phoenix und ist aufgrund der Verletzung von Carter-Williams derzeit der Backup-PG von Jason Kidd. In seinem ersten Spiel für Milwaukee durfte Ennis 18 Minuten ran - mehr als in den letzten sechs Wochen bei den Suns insgesamt.

Damien Inglis wurde Anfang des Jahres am Knöchel operiert und wird wie Parker lange ausfallen, Johnny O'Bryant hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in den Dunstkreis der Rotation gespielt. Im gut aufgestellten Frontcourt hat er aber kaum eine Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Stimmen

Mike Budenholzer (Coach Hawks): "Wenn man seine Würfe nicht trifft, dann muss man sich auf seine Defense verlassen können. Gegen Toronto haben wir nicht gut verteidigt. Ich bin besorgt über die Würfe, die wir zulassen, die Offensiv-Rebounds und die Loose Balls, die wir nicht bekommen."

Jason Kidd (Coach Bucks): "Wir sind ein junges Team und mit solch einem Trade und dem All-Star Weekend umzugehen, ist für 20-Jährige nicht ganz einfach. Wir machen das alles als Mannschaft durch und wir sind hier, um uns gegenseitig zu helfen. Und wir werden gegen Atlanta ein gutes Spiel von Giannis brauchen."

Prognose

Die Hawks kämpfen sich wie damals im Dezember gegen die Bucks zurück in die Erfolgsspur. Milwaukees Offense ist im Halfcourt zu einseitig, um Atlanta ernsthaft gefährlich werden zu können. Zudem ist es für die Bucks das erste schwere Spiel ohne Knight. Daher gibt es einen souveränen Erfolg des Ost-Spitzenreiters.

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