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"Ich bin ein richtiger Nowitzki-Fan"

Von Interview: Thorsten Schmidt
Kelly Olynyk ist ein großer Bewunderer von Dirk Nowitzki und Steve Nash
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SPOX: Allerdings war es lange Zeit gar nicht abzusehen, dass Sie irgendwann einmal den Sprung in die NBA schaffen...

Olynyk: Das stimmt. Früher war ich ein zierlicher Junge und habe daher als Point Guard begonnen. Doch plötzlich bin ich an der High School in einem Jahr um 18 Zentimeter gewachsen.

SPOX: Und dann mussten Sie umgeschult werden?

Olynyk: Genau. Als ich 2009 von der High School ans College ging, war ich plötzlich weit über zwei Meter groß. Ich konnte nicht mehr als Point Guard spielen, sondern musste in den Frontcourt. Doch damit bin ich anfangs überhaupt nicht zurecht gekommen. Zumal ich mit Elias Harris und Robert Sacre zwei wahnsinnig starke Kontrahenten auf meiner Position hatte. Daher habe ich fast nur auf der Bank gesessen und kaum Minuten bekommen.

SPOX: In der Saison 2011/12 waren Sie dann so verzweifelt, dass Sie ein komplettes Jahr aussetzten und ausschließlich trainierten...

Olynyk: Ich habe hart an mir und meinen Fähigkeiten gearbeitet. Ich wollte größer, schneller, stärker und athletischer werden. Das ist mir offenbar ganz gut gelungen.

SPOX: In der Tat. Nach Ihrer Rückkehr spielten Sie 2012/13 eine überragende Saison mit 17,8 Punkten pro Spiel bei 62,9-prozentiger Wurfquote.

Olynyk: Robert hatte sein Studium beendet, daher bildeten Elias und ich den Frontcourt. Unser gesamtes Team hat stark gespielt, ich ebenfalls. Ich hätte zwar noch ein weiteres Jahr an der Uni bleiben können. Doch als ich gehört habe, dass verschiedene NBA-Teams an mir interessiert sind, wollte ich direkt den Sprung wagen.

SPOX: Wie sehr profitieren Sie davon, dass Sie früher einmal Point Guard waren?

Olynyk: Ich glaube schon, dass das ein Vorteil ist. Ich kann gut mit dem Ball umgehen, kann auch Dreier schießen und bin daher ein variabler Big Man.

SPOX: Im Draft 2013 wurden Sie an 13. Stelle von den Dallas Mavericks gepickt, dann jedoch an die Celtics weitergegeben. Wie war Ihre Gefühlslage dabei?

Olynyk: Es wäre aufregend gewesen, mit Dirk Nowitzki zusammenspielen zu können. Speziell für mich als Big Man, weil ich eine Menge von ihm hätte lernen können. Dirk ist mehrfacher All-Star, ein zukünftiger Hall-of-Famer. Ich muss sogar gestehen: Ich bin ein richtiger Nowitzki-Fan!

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SPOX: Weshalb?

Olynyk: Schon seine Anfänge in der NBA habe ich ganz eng verfolgt. Das hatte damit zu tun, dass er mit Steve Nash zusammenspielte, als er 1999 in die NBA zu den Mavericks kam. Nash ist ja auch Kanadier, ich bin ein riesengroßer Anhänger von ihm. Deshalb war ich früher auch ein großer Sympathisant der Mavericks. Es wäre schon cool gewesen, jetzt in Nashs Spuren zu wandeln und für Dallas zu spielen. Aber wie gesagt: Auch hier in Boston kann ich überhaupt nicht klagen.

SPOX: Steve Nash ist eine kanadische Basketball-Legende. Was können Sie von ihm lernen, auch wenn Sie ein ganz anderer Spielertyp sind?

Olynyk: Steve ist ein total uneigennütziger Spieler. Er liebt es, den Ball zu verteilen und seine Teamkollegen besser zu machen. Diese Einstellung habe ich auch als Big Man versucht, von klein auf zu verinnerlichen. Hinzu kommt Steves unglaublicher Arbeitswille. Er ist kein großes Talent, eigentlich nur durchschnittlich veranlagt. Doch er hat sich bis nach ganz oben gekämpft.

SPOX: Kennen Sie Nash persönlich?

Olynyk: Ja klar, wir haben bereits in der Nationalmannschaft zusammengespielt. Bei jeder Gelegenheit gibt er mit Ratschläge, wie ich mich verbessern kann. Er ist für mich ein riesengroßes Vorbild.

SPOX: Ihre ersten NBA-Monate sind nun vorüber. Wie sind Ihre Eindrücke?

Olynyk: Man hat viel mehr Spiele als am College, die Herausforderung ist enorm. Jeden Abend triffst du auf die besten Basketballer der Welt. Für uns bei den Celtics gab es bereits viele Ups und Downs. Es fühlt sich wie eine Achterbahnfahrt an.

SPOX: Sie stehen nicht in den Playoff-Rängen, doch nun ist der lange verletzte Rajon Rondo zurückgekehrt.

Olynyk: Die Situation ist schwierig, weil Rajon so ewig verletzt war und draußen gewesen ist. Es ist nicht realistisch zu glauben, er kommt zurück und ist sofort wieder der Alte. Es wird eine Zeit brauchen, bis er wieder topfit ist. Wir haben ja auch viele neue Spieler oder Rookies wie ich im Team, die noch nie mit Rajon zusammengespielt haben. Das bedeutet jetzt eine enorme Umstellung für uns alle. Aber perspektivisch ist es natürlich genial, wenn du einen All-Star-Point-Guard in deiner Mannschaft hast.

SPOX: Was ist im weiteren Saisonverlauf noch möglich?

Olynyk: Wenn Rajon noch besser spielt und das Team sich so schnell wie möglich an ihn gewöhnt, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass wir doch noch die Playoffs angreifen.

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SPOX: Haben Sie eigentlich Karriereziele, die Sie unbedingt erreichen wollen?

Olynyk: Das ultimative Ziel ist, den NBA-Titel zu gewinnen. Daran arbeite ich hart. Wenn man bei uns in der Halle die ganzen Championship-Banner hängen sieht, motiviert dich das als Spieler sehr.

SPOX: Zu guter Letzt: Wir haben vorhin schon kurz über Ihre Haare gesprochen. Hatten Sie schon immer eine so lange Mähne?

Olynyk: Nein. Als kleiner Junge hatte ich kurze Haare. Erst als ich am College war, habe ich mir die Haare wachsen lassen.

SPOX: Warum?

Olynyk: Ich habe am College in einer WG mit zwei Jungs gewohnt, die riesengroße Fußballfans waren. Wir haben uns gemeinsam viele Spiele angeschaut. Und mir ist aufgefallen, dass viele europäische Fußballer lange Haare tragen. Das fand ich cool. Also habe ich sie auch wachsen lassen.

SPOX: Hatten Sie dafür ein spezielles Vorbild?

Olynyk: Die ganzen Italiener, die Spanier - zum Beispiel Sergio Ramos! Aber nachdem ich meine Haare habe wachsen lassen, hat er seine radikal abschneiden lassen. (lacht)

SPOX: Wenn Sie Fußball mögen, haben Sie auch einen Lieblingsclub in der deutschen Fußball-Bundesliga?

Olynyk: Bayern München mag ich sehr!

SPOX: Die haben jetzt übrigens auch ein Basketball-Team...

Olynyk: Ach, echt? Sind die gut?

SPOX: Ja, sie kämpfen um die Deutsche Meisterschaft - unter anderem gegen Harris' Bamberger.

Olynyk: Ah okay. In diesem Fall werde ich den Bayern dann ausnahmsweise nicht die Daumen drücken. (lacht)

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