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"Cuban weiß, dass ich bleiben will"

Von Jan-Hendrik Boehmer
Nowitzki und Ellis sind wichtige Stützen im Spiel der Dallas Mavericks
© getty

Die Dallas Mavericks sind derzeit eines der heißesten Teams der Liga, Dirk Nowitzki selbst spielt eine starke Saison. Im Interview mit SPOX spricht der 35-Jährige über die Playoff-Chancen seines Teams im "Hammer"-Westen, seine Zukunft in Dallas - und darüber, warum er sich selbst gerne zum Clown macht.

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SPOX: Dirk, in den letzten Wochen läuft es gut bei den Mavericks. Mit acht Siegen in den letzten 10 Spielen ist Ihr Team eines der heißesten Teams der Liga. Woran liegt es? Was passt jetzt besser als noch zu Beginn der Saison?

Dirk Nowitzki: Wir haben uns vor allem besser eingespielt. In der vergangenen Saison hatten wir diverse Einjahresverträge - und die Nachwirkungen davon haben wir jetzt zu spüren bekommen. Wenn man so viele Spieler verliert, heißt das, dass man zu Beginn der folgenden Saison unzählige neue Gesichter integrieren muss. Da wussten wir, dass es Zeit braucht.

SPOX: Besonders dann, wenn sich einige der Spieler dann auch noch verletzen...

Nowitzki: Ganz genau. Devin Harris war verletzt, Brandan Wright ebenfalls angeschlagen. Das klingt jetzt für viele sicherlich nicht nach den ganz großen Namen, deren Fehlen über Sieg oder Niederlage entscheiden würde, doch die beiden sind extrem wichtige Rollenspieler für uns. Das hat uns sehr weh getan.

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SPOX: Jetzt wo alle wieder fit sind, sind Sie also bereit für einen Playoff-Run? Schließlich haben Sie zur Trade Deadline nichts mehr unternommen...

Nowitzki: Insgesamt stehen wir ganz gut da. Unser Rebounding hat sich in den letzten Wochen verbessert und in der Offensive haben wir viele Schützen, viele Playmaker. Das gefällt mir alles in allem schon gut. Es läuft gut und es macht Spaß mit der Mannschaft. Das ist in dieser Phase extrem wichtig.

SPOX: Den Spaß kann man sehen. Coach Carlisle hat sogar gesagt, dass das Team irgendwo eine neue, ganz besondere Inspiration gefunden habt, die nicht von ihm ausging und die er sich selbst nicht so ganz erklären kann. Können Sie erklären, was es damit auf sich hat?

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Nowitzki: Wir haben uns als Spieler ganz einfach zusammengefunden und uns ein Ziel gesetzt. Vor der All-Star-Pause haben wir das dann geschlossen dem Coach vorgetragen. Das hat uns allen noch einmal einen Schub gegeben.

SPOX: Und wie heißt das Ziel?

Nowitzki: Das heißt: auf jeden Fall die Playoffs schaffen. Letztes Jahr haben wir dieses Ziel verpasst, das war eine große Enttäuschung. Das soll nicht noch einmal passieren. Deshalb wollten wir auch unter allen Umständen das Momentum nach der Pause mitnehmen. Und das hat - abgesehen vom Miami-Spiel - bisher auch sehr gut geklappt.

SPOX: Gibt es dennoch etwas, dass Sie verbessern wollen?

Nowitzki: In der Verteidigung können wir sicherlich noch besser werden - und vor allem: konstanter. Besonders in den wichtigen Spielen. Das hat man gegen Miami gesehen. Ansonsten läuft es aber gut.

SPOX: Das ist im Westen allerdings auch dringend nötig, denn trotz der guten Serie steht Ihr aktuell auf dem achten Platz und wärt damit nur knapp in den Playoffs...

Nowitzki: Das könne Sie laut sagen, es ist verdammt eng. Wir müssen jedes Spiel gewinnen. Es ist extrem, wie hoch der Druck im Westen ist. Memphis sitzt uns im Nacken und eine Niederlage kann in der Conference gleich einen Absturz um zwei, drei Plätze bedeuten. Das haben wir gerade selbst erlebt. Das ist sehr gefährlich.

SPOX: Sie schauen aktuell also eher nach hinten als nach vorne?

Nowitzki: Ja und nein. Man muss natürlich immer nach oben schauen - wir spielen schließlich, um zu gewinnen, und nicht, um eine Tabellenposition zu verwalten. Sobald sich eine Chance bietet, wollen wir unseren Playoff-Seed verbessern. Das ist klar. Auf der anderen Seite ist es im Westen einfach so eng, dass man immer nach hinten schauen muss. Man muss sich das mal vor Augen führen: Da wird es vermutlich ein Team geben, das knapp 50 Siege hat - und dennoch die Playoffs verpasst. Das ist schon bitter. Die Situation im Westen ist einfach der Hammer.

SPOX: Da kommt es sicherlich nicht ganz ungelegen, dass auch Sie persönlich eine richtig gute Saison spielen. Wie sehr haben Sie ihr Spiel selbst umgestellt, dass es jetzt wieder so gut für Sie läuft?

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Nowitzki: Ich glaube weniger, dass meine Stärke in diesem Jahr mit einer Umstellung bei mir zu tun hat. Es ist viel mehr so, dass ich endlich wieder gesund bin. Es hat ja bereits in der Streik-Saison angefangen, dass ich immer wieder Knie-Schwellungen hatte. Dann im letzten Jahr die Operation. Danach hat es dann echt lange gedauert, bis ich wieder halbwegs in die Gänge kam. Dieses Jahr konnte ich dann endlich wieder auch in der Vorbereitung mit voller Intensität arbeiten, ich habe bereits im Sommer viel gemacht und fühle mich jetzt zum ersten Mal seit langer Zeit richtig gut.

SPOX: Wie viel Anteil hat das Team daran, dass Sie sich gut fühlen und frei entfalten können?

Nowitzki: Einen Großen. Unser Team ist in diesem Jahr deutlich besser als zuletzt - und das kommt mir natürlich zugute. Monta (Ellis) spielt zum Beispiel eine ganz starke Saison. Sein Zug zum Korb entlastet mich enorm, ich bekomme deutlich mehr offene Würfe. So macht es auf dem Court richtig Spaß - und das motiviert dann nur noch mehr.

SPOX: Wird diese positive Entwicklung auch Einfluss darauf haben, wie es für Sie persönlich nach dieser Saison weiter geht? Sie haben schließlich schon einmal gesagt, dass Sie nur so lange spielen wollen, bis Sie morgens aufstehen und Ihnen Basketball plötzlich als Arbeit vorkommt...

Nowitzki: Ignorieren kann ich den Faktor Erfolg dabei nicht. Dass wir im letzten Jahr die Playoffs verpasst haben, war natürlich eine riesige Enttäuschung - und dass es einem dann plötzlich auch nicht mehr so viel Spaß macht, ist klar. Aber an meine Zukunft kann und will ich im Moment noch nicht denken. Ich konzentriere mich voll und ganz auf die laufende Saison.

SPOX: Keine Hektik also...

Nowitzki: Absolut keine. Mark Cuban weiß, dass ich in Dallas bleiben will. Und auch ich weiß, dass mich die Mavericks eigentlich halten wollen. Da besteht also kein Grund zur Hektik.

SPOX: Sie sind in Dallas also rundum zufrieden?

Nowitzki: Definitiv. Die Chemie stimmt, wir haben einige echt coole Jungs im Team.

SPOX: Klingt ganz so, als würden Sie auch in der Freizeit noch etwas mit ihren Mitspielern unternehmen. Gibt es ein oder zwei Spieler, mit dene Sie privat am meisten zu tun haben?

Nowitzki: Ich unternehme einiges mit Jose Calderon. Wir gehen mit unseren Familien gelegentlich abends etwas essen. Aber generell ist es eher so, dass man an den spielfreien Tagen dann doch lieber weniger mit seinen Teamkollegen zu tun haben will. Wir sehen uns ja eh fast jeden Tag, da muss man nicht auch noch anschließend zusammen etwas trinken gehen. Jedenfalls nicht in Dallas. Ich glaube wir sind da eher eines der ruhigeren Teams, sehr familienorientiert.

SPOX: Gutes Stichwort. Wie hat sich Ihr Leben, Ihr Fokus als Vater verändert? Geht man da jetzt abends noch lieber nach Hause, findet noch mehr Ruhe und Kraft?

Nowitzki: Das Leben als Vater ist absolut super. Die Kleine ist gesund und es macht einfach nur riesigen Spaß. Wir hatten sie sogar beim All-Star-Game in New Orleans dabei, das war eine wunderschöne Sache, die einem dann doch noch einmal eine ganz andere Perspektive gibt. Man versucht dann einmal öfter, gemeinsam etwas zu unternehmen. Die Kleine fängt gerade an zu krabbeln, da macht es auch Spaß, einfach mal zu Hause zu bleiben und zuzuschauen.

SPOX: Wie sehr passt da noch der Dirk aus den diversen viralen Videos ins Bild? Machen Ihnen solche Dinge immer noch Spaß - werden wir Sie weiter so sehen?

Nowitzki: Die Mavericks lassen sich da immer wieder geniale Dinge einfallen - da kann ich einfach nicht "nein" sagen. Ich spiel' ja immer gern' den Clown. Das macht mir schon Spaß, aber langsam werde ich dann wohl zu alt, um da immer zu singen und zu tanzen. Jetzt habe ich auch eine Familie, da muss langsam mal ein jüngerer Kollege ran und den Kasper spielen.

Dirk Nowitzki im Steckbrief

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