NBA

Lakers gewinnen Playoff-Fight

Von Florian Regelmann
Kobe Bryant war mit 27 Punkten Topscorer beim Lakers-Sieg in Boston
© Getty

Die Los Angeles Lakers (15-11) gewinnen einen Krimi bei den Boston Celtics (14-11) mit 88:87 nach Overtime und beenden damit die Siegesserie der Celtics. Pau Gasol ist der entscheidende Mann auf dem Court.

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Gasol verbuchte 25 Punkte und 14 Rebounds - und er machte den Sieg mit einem Block in der letzten Sekunde der Overtime klar. Kobe Bryant war mit 27 Punkten (11/24 FG) Topscorer der Partie, Andrew Bynum kam auf 16 Punkte, 17 Rebounds und 3 Blocks.

Für die Lakers, die sich in der Saison bislang extrem auswärtsschwach präsentiert hatten, war es erst der vierte Sieg im 13. Auswärtsspiel.

Für die Celtics, die neun ihrer letzten zehn Spiele gewonnen hatten, endete eine Siegesserie von fünf Spielen. Beste Werfer bei Boston waren Ray Allen mit 22 Punkten (9/20 FG) und Paul Pierce mit 18 Zählern (7/18 FG, dazu 9 Rebounds, 7 Assists).

Reaktionen:

Mike Brown (Trainer L.A. Lakers): "Der Put-Back von Allen wäre drin gewesen, aber Pau hat nicht aufgehört zu spielen, bis das Horn ertönt ist und hat für uns den Block gemacht."

Pau Gasol (L.A. Lakers): "Ich habe in meiner Karriere schon Situationen erlebt, wo man einfriert, dem Ball nachschaut und das Spiel verliert."

Ray Allen (Boston): "Ich war in der perfekten Position - und dann kam er aus dem Nichts plötzlich an."

Doc Rivers (Trainer Boston): "Das war ein furchtbares Spiel. Auch wenn wir es gewonnen hätten, wäre es ein furchtbares Spiel gewesen. Ihre Defense hatte ihren Anteil, aber vieles bei uns war selbstverschuldet."

Paul Pierce (Boston): "Ich hatte zweimal im letzten Angriff den Ball. Einmal habe ich den Pass nicht gemacht, einmal habe ich den Wurf nicht getroffen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Beide Teams mit den gewohnten Starting Fives. Die Celtics beginnen mit Rondo, Allen, Pierce, Garnett und O'Neal. Bei den Lakers starten Fisher, Bryant, World Peace, Gasol und Bynum. Gute News für L.A.: Blake (Rippenverletzung) ist nach 13 Spielen Pause wieder zurück. Boston muss dagegen auf wichtige Rollenspieler verzichten: Bradley (Schulter) und Dooling (Hüfte) fallen aus. Auch Pavlovic (Handgelenk) fehlt.

9.: Bass ist für Garnett im Spiel und macht sofort auf sich aufmerksam. Erst der Dunk nach starkem Pass von Rondo, dann der butterweiche Jumper. 15:10 Celtics. Timeout Lakers. Bryant hat immer noch keinen Wurf genommen.

12.: Die Bankspieler drehen auf. Erst haut Pietrus seinen zweiten Dreier innerhalb von nicht mal zwei Minuten rein, dann hat Blake die Antwort von Downtown für die Lakers. 26:22 Boston.

20.: Zockt Bryant jetzt langsam auf? Kobe übernimmt bei den Lakers das Kommando und macht zwei Körbe nacheinander. L.A. ist dran - 37:36 Boston.

24.: Der TD Garden kocht! Erst hämmert KG den Ball nach Rondo-Lob-Pass in den Korb, dann scort Allen nach einem Pierce-Steal im Fastbreak. Lakers-Coach Brown nimmt noch mal die Auszeit und schnauzt Gasol mächtig an. Mit dem Buzzer dann aber noch eine überragende Aktion von Bynum, der sich den Offensiv-Rebound schnappt und per Hook-Shot abschließt. Plus Foul von O'Neal. 47:45 Celtics.

30.: Allen for threeeee! Zuvor O'Neal mit dem Dunk und Rondo mit dem Layup Coast-to-Coast. 7:0-Run der Celtics. 60:53 Boston.

36.: Ein unfassbarer Wurf von Bryant! Allen verteidigt Kobe perfekt, besser kann man es nicht machen, hat die Hand noch im Gesicht, aber Bryant schmeißt das Ding trotzdem irgendwie rein. Kobe ist selbst begeistert. Die Lakers beenden das dritte Viertel mit einem 14:4-Run und führen plötzlich mit 3. 67:64 Lakers.

44.: Pietrus hat einige Dreier in Serie verballert, Allen steht schon zur Einwechslung bereit, aber der Swingman schießt weiter. Und trifft! Bryant hat aber sofort die Antwort und netzt den Jumper. 77:77. Extrem intensives Spiel.

48.: Perfekter Play Call von Rivers in der Auszeit. Allen wird frei gespielt und trifft den Dreier. 10 Sekunden vor Ende verpasst Bryant den Jumper, aber Gasol ist mit dem Tip-In zur Stelle. 82:82. Der letzte Angriff der Celtics ist eine einzige Katastrophe und endet mit einem chancenlosen Dreier aus dem Nirgendwo von Pietrus. Overtime.

OT, 3.: Erst schießt Bryant mit ablaufender Shot Clock den Jumper rein, dann trifft auch Blake den langen Jumper. Bei den Celtics geht offensiv nichts mehr. 86:82 Lakers. Timeout Boston.

OT, 4.: Die Celtics brauchen Pierce und Pierce liefert ab! 5 Punkte in Folge für den All-Star. Boston nach seinem Dreier kurzzeitig wieder vorne, dann kommt aber Bynum mit dem Tip-Shot. 88:87 Lakers.

OT, 5.: Bryant trifft nicht, Boston hat den letzten Angriff, sechs Sekunden noch. Der Ball geht natürlich wieder zu Pierce. Sein Wurf vom rechten Flügel fällt nicht, Allen mit dem Follow-up, aber Gasol blockt. Lakers win!

Der Star des Spiels: Pau Gasol. An dem Tag, als sein Bruder Marc und nicht er fürs All-Star-Game nominiert wurde, lieferte der Spanier eine absolut überragende Vorstellung ab. 25 Punkte (12/20 FG), 14 Rebounds, 3 Assists, 2 Blocks - die bärenstarken Zahlen sind die eine Sache. Die entscheidenden Plays, die Gasol in Boston machte, sind die andere. Sein Tip-Shot kurz vor Ende der regulären Spielzeit rettete die Lakers in die Overtime. Und sein Block gegen Ray Allens Putback rettete in der Verlängerung mit dem Buzzer den Sieg. Nicht zu vergessen: seine Defense gegen Garnett. Insgesamt auch ein Sieg der Big Three, denn Gasol, Kobe Bryant und Andrew Bynum verbuchten gemeinsam 68 Punkte und 36 Rebounds. Bester Mann bei Boston war eindeutig Allen, er wurde am Ende allerdings etwas müde.

Der Flop des Spiels: Kevin Garnett. Wie Gasol wurde auch Garnett nicht fürs All-Star-Game nominiert. Zum ersten Mal nach 14 Teilnahmen in Folge. Obwohl KG mit 12 Punkten und 12 Rebounds ein Double-Double auflegte, war seine Leistung gegen die Lakers miserabel. Der 35-Jährige ist inzwischen ein reiner Jumpshooter geworden. Und nachdem er in den letzten Spielen richtig stark getroffen hatte, traf Garnett gegen die Lakers nichts. Überhaupt nichts. 6 von 23 aus dem Feld. Seine letzten 9 Würfe versemmelt. Mehr muss man dazu nicht sagen. Bei den Lakers schwach: Die Point Guards. Derek Fisher und Steve Blake trafen zusammen nur 2/14 (Fisher: 0/7). Blake, der in der Crunchtime Fisher ersetzte, netzte immerhin in der OT einen wichtigen Jumper.

Die Analyse: Ein Fight mit echtem Playoff-Charakter. Beide Teams trafe keine 40 Prozent aus dem Feld, aber dafür war es ein Kampf, der von einer enormen Intensität geprägt war. Bei beiden Teams kamen die Stärken zum Tragen - und die Schwächen wurden sichtbar. Bryant spielte eine extrem kontrollierte Partie und nahm in den ersten neun Minuten nicht mal einen Wurf. Der Lakers-Superstar verlegte sich darauf, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Dass er im Laufe des Spiels aufdrehen würde, war ohnehin jedem klar.

Bryant traf einige spektakuläre Würfe, er hätte das Spiel aber ohne die Unterstützung von Gasol und Bynum nicht gewinnen können. Abgesehen von ein paar schlechten Entscheidungen in Halbzeit eins machte Gasol eines seiner besten Spiele in dieser seit dem gescheiterten Paul-Trade nicht einfachen Saison für ihn.

Bynum hatte zwar keine gute Quote (6/15 FG), war aber ein Biest an den Brettern und griff sich 17 Rebounds, davon 7 Offensiv-Rebounds ab, wovon einige zu Dreipunktspielen führten. Dazu kamen drei Blocks. Die Lakers spielte ihre Stärke an den Boards gut aus (55:45-Rebounds) und zeigten, warum sie eines der Top-Rebounding-Teams der NBA sind.

Negativ: Das Point-Guard-Play, nur 13 Team-Assists und mal wieder die Dreier (1/15). Nur Utah hat eine schlechtere Dreierquote als die Lakers. Die Celtics auf der anderen Seite versuchten immer wieder, über Rajon Rondo (14 Punkte, 7 Assists) ins Laufen zu kommen. Was auch phasenweise gelang: 17:6-Fastbreak-Points sprechen eine klare Sprache.

Die Celtics bestätigten auch ihr Ranking als Nummer-eins-Defense der NBA (nur 86,5 Punkte pro Spiel), sie bestätigten aber auch, warum sie in der Offense zu den schlechtesten Teams der Liga gehören (nur 90,8 Punkte). In der Half-Court-Offense gab es häufig viel zu wenig Ball Movement, was zu vielen schlechten Würfen - gerade von Rondo - führte. Der zuletzt überragende Pierce wurde außerdem von Metta World Peace gut verteidigt und kam erst ab dem letzten Viertel besser in Fahrt.

Ganz entscheidend für die Niederlage: Boston gehört ohnehin zu den Teams, die nicht häufig an die Linie marschieren, aber gegen die Lakers schoss das Rivers-Team nur mickrige fünf Freiwürfe (zu 19 bei den Lakers). Der Aufwärtstrend bei den Celtics bleibt trotz der Niederlage unverkennbar - wenn alle Rollenspieler fit sind, wird Boston im Osten gefährlich sein. Aber erst mal steht den Celtics demnächst ein hartes Programm bevor, da sie 17 ihrer 25 Spiele zuhause gemacht haben und also noch häufig in der Fremde ran müssen.

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