"Erwartet das Unerwartete"

Von Cliff Schmit
Victor Oladipo und die Indiana Hoosiers zählen in diesem Jahr zu den ganz heißen Titelkandidaten
© getty

Spätestens wenn selbst US-Präsident Barack Obama zum Hobby-Astrologen mutiert, weiß jeder Bescheid: die March Madness steht vor der Tür. In den nächsten drei Wochen dreht sich in den USA wieder alles um die Faszination College-Basketball, wenn die besten 68 Mannschaften ihren Meister ermitteln.

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Fantastische Stimmung, völlig durchgedrehte Fans, echter Teambasketball, knüppelharte Verteidigung und K.o.-Spiele ohne Ende. Es gibt jede Menge Gründe die March Madness einfach nur zu lieben.

Das Bracket: Das NCAA Tournament im Überblick

Nachdem im First Four die letzten vier Plätze für das 64er-Feld ausgespielt werden, startet das legendäre Turnier dann in der Nacht auf Freitag mit der ersten Runde. Mit Elias Harris ist dieses Jahr sogar ein Deutscher mittendrin im Kampf um die begehrte NCAA-Trophäe, die am 8. April in Atlanta vergeben wird. Der Power Forward ist mit seinen Gonzaga Bulldogs in der West Region sogar an Nummer eins gesetzt.*

Hier geht's zum Bracket von President Obama

Trotzdem werden den 'Zags nur Außenseiterchancen eingeräumt. Warum dies so ist und wer dagegen die großen Favoriten auf den Titel sind, wer sich vor einem etwaigen Upset in Acht nehmen muss und wie stark die üblichen Verdächtigen sind, das alles erklärt euch SPOX in der großen March-Madness-Vorschau.

Midwest Region:

Der Top-Seed

Louisville Cardinals (29-5)

NCAA-Titel: 2 (zuletzt 1986)

Letztes Jahr: Final Four

Louisville hat es dank eines bärenstarken Endspurts noch geschafft Indiana vom "overall number 1 seed" zu verdrängen. Die Cardinals präsentieren sich dabei seit Wochen in absoluter Topform und scheinen gerade zur richtigen Zeit der Saison in Fahrt zu kommen. Nach der epischen Verlängerungsschlacht in Notre Dame (101:105/5OT), hat die Mannschaft von Trainer-Legende Rick Pitino zehn Siege hintereinander gefeiert und sicherte sich zum Abschluss zudem noch den Big East Title gegen Syracuse.

Die kleine Schwächephase der Hoosiers hat den Cardinals auf dem Weg zur landesweiten Nummer eins sicherlich in die Karten gespielt. Doch auch anderenfalls wäre es nur sehr schwer auszumachen gewesen, wer nach der regulären Saison an der Spitze des 64er-Feldes stehen sollte.

Nun sind es also die Cardinals, die vorläufig ganz oben thronen und dies auch sicherlich zurecht. Louisville bringt nämlich alles mit was eine gute Basketballmannschaft auszeichnet. Das Team von Pitino definiert sich dabei in erster Linie über die Defensive, insbesondere über eine erdrückende Ganzfeldpresse. Eine Einstellung, die in einem im Do-or-Die-Modus ausgetragenen Turnier sicherlich nicht von Nachteil ist. Der erfahrene Syracuse-Coach Jim Boeheim bezeichnete die Pressverteidigung der Cardinals jedenfalls "als die beste, die er je gesehen hat".

Louisville kann aber nicht nur verteidigen. Die Mannschaft verfügt auch im Angriff über jede Menge Optionen. Neben dem pfeilschnellen Point Guard Peyton Siva, der vor allem in Fast-Break-Aktionen glänzt, hat man mit Premium-Scorer Russ Smith zudem einen Closer in den eigenen Reihen. Unter dem Korb hält der robuste Gorgui Dieng den Laden zusammen und von der Bank kommt der unberechenbare Montrezl Harrell.

Will man bei den Cardinals kleine Schwächen ausmachen, so kann man die unterdurchschnittliche Dreipunktquote, sowie die gelegentliche Turnover-Anfälligkeit ins Feld führen. Ernsthafte Kritikpunkte sind dies jedoch nicht und alles spricht für einen tiefen Run der Cards.

Player to watch: Russ Smith. "Russdiculous". Der Spitzname sagt eigentlich schon alles über die oft spektakuläre, teilweise irrwitzige Spielweise des 21-Jährigen aus. Der Shooting Guard der Cardinals ist dabei vor allem ein begnadeter Scorer und eiskalter Vollstrecker (18,1 Punkte im Schnitt), trifft aber manchmal noch die falschen Entscheidungen. Dank seiner ausgeprägten Athletik geht der 1,83m-große Junior jedoch im Schnitt fast sieben Mal pro Partie an die Freiwurflinie, von wo er auch hochprozentig trifft (83%).

Die weiteren Favoriten:

Duke (2):

Die Blue Devils stehen nach dem sensationellen Vorjahres-Upset gegen Lehigh mächtig unter Druck und dürfen sich keinen weiteren Ausrutscher erlauben. In der Vergangenheit hat Duke jedoch keine guten Erfahrungen mit dem Nummer zwei Seed gemacht. Bei fünf Anläufen schaffte man es nie über das Sweet Sixteen heraus. Auch dieses Jahr droht spätestens im Sweet Sixteen wieder Ungemach, wenn man auf die Spartans trifft. Mike Krzyzewski muss das Beste aus seinem offensiv-starken Team um Seth Curry und Mason Plumlee herausholen. Da passt es gut, dass Center-Star Ryan Kelly rechtzeitig zu Turnierbeginn wieder fit ist.

Michigan State (3):

Tom Izzo schielt mit seinen Spartans auf die siebte Final Four-Teilnahme seiner Karriere. Michigan State hat jedoch eine harte Auslosung erwischt und muss auf dem Weg in ein mögliches Halbfinale Memphis, Duke und Louisville ausschalten. Keine leichte Aufgabe für die Spartans, dich sich in erster Linie auf ihre starken Big Men Derrick Nix und Adreian Payne verlassen können. Dominant am Brett muss Izzo vor allem ein Auge auf die schwächelnde Perimeter-Defense sowie auf die Turnover-Anfälligkeit seiner Jungs haben.

Upset-Alarm:

Oklahoma State (5) - Oregon (12)

Die Ducks wurden trotz einer mehr als ordentlichen 26-8-Bilanz nur an Rang 12 gesetzt und werden das Turnier sicherlich mit einer gehörigen Portion Wut angehen. Zudem kommt Point Guard Dominic Artis nach seiner Verletzungspause immer besser in Fahrt. Die Cowboys müssen auf jeden Fall auf der Hut sein, verfügen aber über eine Top-10-Defense und können sich im Angriff auf Freshman Marcus Smart und Markel Brown verlassen.

Seite 1: Midwest Region - Louisville, Duke, Michigan State

Seite 2: East Region - Indiana, Miami, Syracuse

Seite 3: South Region - Kansas, Georgetown, Florida

Seite 4: West Region - Gonzaga, Ohio State

*Zum Modus: Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.

Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich ein Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.

Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four.