Guay gewinnt überraschend Gold in der Abfahrt

SID
Der Kanadier Erik Guay hat das Abfahrtsrennen bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen gewonnen
© Getty

Der Kanadier Erik Guay hat bei der Ski-WM überraschend Gold im Abfahrtsrennen gewonnen. Der 29-Jährige verwies Topfavorit Didier Cuche und Christof Innerhofer auf die Plätze.

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Als Didier Cuche endlich im Ziel war, ballte Erik Guay die Hände zur Faust und schrie seine Freude hinaus.

Zuvor hatte der Kanadier sämtliche Glückwünsche abgelehnt, trotz seines famosen Streckenrekords, mit dem er die Kandahar bezwungen hatte.

"Ich habe mein Geld auf Didier Cuche gesetzt", versicherte der Canadian Cowboy - und es dauerte eine Weile, ehe er begriff, dass er sich verzockt hatte.

"Das ist das beste Gefühl der Welt"

Guay fuhr mit Nummer 10, der Schweizer mit der Nummer 18, und danach war klar: Zwei Jahre nach John Kucera ist schon wieder ein Kanadier Weltmeister in der Abfahrt, der alpinen Königsdisziplin.

"Das ist das beste Gefühl der Welt", sagte Guay. Er war der würdige Sieger eines packenden Rennens auf der Kandahar", die im Gegensatz zu den vergangenen Tagen nicht mehr ganz so hart und eisig war - die vorderen Startnummern hatten einen kleinen Vorteil.

Cuche, Topfavorit auf den Titel, erreichte mit immerhin schon 0,32 Sekunden Rückstand Rang zwei, der Südtiroler Christof Innerhofer, bereits Super-G-Weltmeister, holte mit Nummer 9 und trotz Anflügen einer Grippe Bronze (0,76 Sekunden zurück).

Tobias Stechert aus Oberstdorf belegte mit 4,90 Sekunden Rückstand Rang 31, Andreas Sander aus Ennepetal flog nach einem Sturz in die Fangzäune. Er klagte danach über Schmerzen im rechten Knie.

"Ich werde heute alle einladen"

Die Konkurrenz hätte gewarnt sein können. Guay und die Kandahar, das ist schließlich eine ganz besondere Beziehung.

Am 24. Februar 2007 war dem Kanadier dort sein erster Abfahrtssieg im Weltcup gelungen, damals freilich noch auf der alten Strecke, die jetzt die Damen befahren.

Hinterher feierte er im In-Lokal Peaches, wo auch Bode Miller ein gern gesehener Gast ist, derart ausgiebig, dass er seinen Siegerscheck auf dem Tresen liegenließ.

Gleiches drohte für die Nacht zum Sonntag. Guay kündigte an: "Ich werde heute alle einladen, Trainer, Physiotherapeuten, Mannschaftskollegen, die haben es sich verdient."

Auf dem Siegerscheck werden übrigens umgerechnet 31.000 Euro stehen.

"Garmisch ist immer so toll gewesen, und jetzt Weltmeister"

Auch elf Monate vor den Weltmeisterschaften war Guay in GAP erfolgreich, beim Weltcup-Finale 2010 gewann er den Super-G, mittlerweile auf der neuen Kandahar.

Es war sein dritter Weltcup-Sieg. "Garmisch ist immer so toll gewesen, und jetzt Weltmeister", sagte Guay, der seinen Erfolg voller Pathos den verletzten Mannschaftskollegen der Canadian Cowboys widmete.

Kucera ist nach einem Beinbruch unmittelbar vor Olympia 2010 noch nicht wieder in den Weltcup zurückgekehrt, zwei Wochen vor der WM verletzte sich Manuel Osborne-Paradis bei der Weltcup-Abfahrt in Chamonix. "Wir haben recht harte Zeiten durchgemacht", sagte Guay mit ernster Miene.

Auf der Kandahar gelang Guay wohl die Fahrt seines Lebens.

Canadian Cowboys feiern Erfolge

"Er ist ein phantastischer Skifahrer, ein großartiger Techniker, ein super Springer", sagte Bernhard Russi, Olympiasieger von 1976 aus der Schweiz. Guay führt die große Tradition der kanadischen Abfahrer fort.

Früher hieß die Mannschaft um Steve Podborski und Ken Read Crazy Canucks, doch Gold gewannen die Verrückten nie. Dazu musste erst die aktuelle, von Read geförderte Generation kommen, die sich nun eben Canadian Cowboys nennt.

Der Spitzname "beschreibt uns als Gruppe sehr gut", erklärt Kucera: "Wir sind hart arbeitende Jungs, wir machen das, was wir tun, mit Hingabe, und wir wollen auch gar nichts anderes machen."

Auch das Logo der Canadian Cowboys hat es in sich: Ein Totenkopf mit Cowboyhut und Tuch um den Hals und zwei gekreuzten Skiern im Hintergrund.

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