Innerhofer Top-Favorit auf der "Kandahar"

SID
Auf der "Kandahar" gilt Christof Innerhofer als das Maß aller Dinge
© Getty

Nach seinem Sieg beim WM-Super-G gilt der Südtiroler Christof Innerhofer als Top-Favorit für die Königsdisziplin Abfahrt. Kein anderer Fahrer kommt mit den schwierigen Bedingungen auf der Eispiste "Kandahar" so gut zurecht wie er.

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Aksel Lund Svindal war regelrecht schockiert. "So was", sagte der norwegische Olympia-Zweite in der Abfahrt, "so was habe ich noch nie gesehen." So was wie die Abfahrten von Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer auf der völlig vereisten und extrem rumpligen "Kandahar"-Piste in Garmisch-Partenkirchen. "Er fährt so souverän, lässt uns andere alle schlecht aussehen. Die Bedingungen sind schwierig - doch er lässt es leicht aussehen", sagte Svindal über den "Eis-König", den Topfavoriten auf Gold am Samstag.

Für den Schweizer Didier Cuche steht schon fest, dass Innerhofer als erster Doppel-Weltmeister in den Speed-Disziplinen seit dem Amerikaner Bode Miller in Bormio 2005 Ski-Geschichte schreiben wird. "Für uns geht es nur noch um Silber und Bronze", sagte er.

Svindal, Cuche und Miller sind die schärfsten Rivalen von Innerhofer, und der Amerikaner berichtete, warum er den Italiener für nur schwer zu schlagen hält: "Es hat hier extreme Schläge, die machen es nicht nur schwer, sie rauben dir auch die Energie." Energie - davon hat der 1,86 m große und 90 kg schwere Modellathlet Innerhofer reichlich.

Innerhofer wie kein anderer

Kräftemäßig stehen ihm die anderen Weltklasse-Abfahrer wie Svindal, Cuche, Miller oder auch der Österreicher Michael Walchhofer allerdings kaum nach. Was Innerhofer in Garmisch so stark macht, ist seine Fähigkeit, pickelharte Pisten wie die "Kandahar" zu meistern wie kein anderer.

"Es ist ein Test, wie entschlossen du bist", sagte Miller über die Strecke zwischen "Tröglhang" und "Freiem Fall", der mit 92 Prozent Gefälle steilsten Stelle im Weltcup: "Wenn du Zweifel hast, hast du keine Chance. Wer hierher kommt, muss mit sich selbst ehrlich sein und sich fragen, ob er das Risiko wirklich eingehen will."

Innerhofer hat diese Frage schon beim Super-G entschlossener als alle seine Konkurrenten mit "ja" beantwortet. Zahlreiche Rivalen haderten dagegen mit den Bedingungen. Zu wellig, zu "schlagig", wie es im Ski-Jargon heißt, sei es auf der "Kandahar". Außerdem könne man die vielen Unebenheiten kaum erkennen. Das mache es gefährlich - gerade, wenn man viel riskiert, um in die Nähe einer Medaille zu kommen.

Renndirektion reagiert auf Kritik

Die Renndirektion um Günter Hujara hat deshalb reagiert, den Sprung in den "Freien Fall" etwas abgetragen und Wellen in der Zielabfahrt geglättet. Die scharfe Kritik an der Präparierung wies Hujara zurück. "Ich habe Verständnis für die Läufer, sie stehen unter gewaltigem Druck. Aber wir arbeiten wie die Schweine da oben. Es ist nur für den zu hart, der nicht die richtige Abstimmung findet", sagte er. Die Abstimmung des Materials muss extrem "aggressiv" sein - auch da ist Innerhofer der Konkurrenz voraus.

Dass er beim zweiten Training am Freitag 2,99 Sekunden hinter dem Besten, dem Franzosen Adrien Theaux, und 2,92 Sekunden hinter Cuche lag, musste ihn nicht beunruhigen. Innerhofer fuhr wie einige andere Läufer nicht voll - und die Piste war wegen der Startzeit 12.30 Uhr weicher.

"Jetzt sind andere die Favoriten", behauptete der clevere Innerhofer prompt, sein Gefühl für die Piste sei "nicht mehr so gut". Walchhofer hatte "mehr Spaß" als beim ersten Versuch auf der am Donnerstag noch eisigeren Unterlage, und auch Svindal fand es "viel angenehmer. Ich würde es lieber so haben, Innerhofer so wie am Donnerstag".

Herausforderung "Kandahar" annehmen

Der Norweger hofft wohl vergeblich. Das Rennen am Samstag wird um 11.00 Uhr gestartet, dann wird die über Nacht gefrierende "Kandahar" vermutlich wieder einer Eispiste gleichen - der Strecke, die Hujara und Rennchef Florian Eckert Innerhofer unbewusst auf den Leib geschneidert haben.

Was also ist zu tun, um Innerhofer zu stoppen? Man müsse eben die Herausforderung "Kandahar" annehmen, meinten Svindal und Miller.

"Dass die Piste sehr viele Wellen hat, macht es schwieriger. Aber hey, das ist die WM, das gehört dazu", sagte Svindal. Und Miller, der wildeste Hund im Ski-Zirkus, fügte an: "Es macht Spaß, sich Herausforderungen zu stellen. Das ist es doch, was das Rennfahren ausmacht - nicht nur dahingleiten und schauen, wie schnell deine Ski sind." Dafür fehlt den Rennläufern auf der "Buckelpiste" von Garmisch-Partenkirchen ohnehin die Muße.

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