"Neuer" Federer macht Jagd auf Nadal

Von Philipp Joubert
Roger Federer (l.) macht mit neuem Trainer Jagd auf den Weltranglistenersten Rafael Nadal
© Getty
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Damen

Nach der Rückkehr von Justine Henin 2010 schien das Damentennis vor einem goldenen Jahr zu stehen. Doch Verletzungen und etliche Formtiefs der Spitzenspielerinnen hinterließen eher Enttäuschung als Zuversicht. Es ist nicht abzusehen, wo die Reise 2011 hingeht. Es könnte das Jahr der älteren Spielerinnen wie Kim Clijsters oder Serena Williams werden. Auch eine Übernahme des Zepters durch jüngere Spielerinnen wie Caroline Wozniacki oder Alisa Kleybanova ist möglich. Sogar eine Rückkehr der ehemaligen Grand-Slam-Siegerinnen Maria Scharapowa, Ana Ivanovic und Swetlana Kusnetsowa an die Spitze scheint nicht ausgeschlossen.

1. Kim Clijsters: Vor ihrem Rücktritt 2007 galt die Belgierin als ganz großes Talent, dem es trotz eines Grand-Slam-Titels an Nervenstärke fehlte und dem absoluten Willen, Außergewöhnliches zu erreichen. Seit ihrem Comeback tritt die früher vor allem aus der Defensive agierende Clijsters viel offensiver auf und kann jede Gegnerin ausspielen, einschließlich ihrer früheren Angstgegnerin Justine Henin. Ihr Ziel für das neue Jahr kann nur sein, mindestens zwei Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Der Belag bei den Australian Open sollte ihr dabei entgegen kommen.

2. Serena Williams:Es sieht so aus, als wenn Serena Williams nicht vor dem Frühling von ihrer schweren Schnittverletzung am Fuß zurückkehren wird. Die Ehre, eine der besten Spielerinnen aller Zeiten zu sein, kann ihr keiner mehr nehmen. Aber das wird die ehrgeizige Amerikanerin nicht davon abhalten, noch einmal alles für ihr Comeback zu geben. Keine Spielerin hat es in den letzten Jahren so häufig geschafft, von Formtiefs und Verletzungen zurückzukommen. So würde es auch nicht verwundern, wenn die aufschlaggewaltige Spielerin schon in Wimbledon oder bei den US Open ihren 14. Grand-Slam-Titel gewinnen würde.

3. Caroline Wozniacki:Die Dänin hat den Weltranglistenthron bestiegen, ohne vorher ein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben. Ihr fehlt die große Waffe im Spiel und gerade mit der Vorhand hat sie Probleme, Gegnerinnen zu dominieren. Eine herausragende Übersicht auf dem Platz und nervenstarkes Spiel geben ihr aber in jedem Match eine Chance. Wozniackis Auslosung bei den Australian Open ist allerdings so unangenehm, dass sie schon früh ausscheiden kann. Ihre Konstanz im Spiel wird aber wieder dazu führen, dass sie am Ende des Jahres weit oben in der Weltrangliste platziert ist - ob mit oder ohne Grand-Slam-Titel.

4. Wera Swonarewa: Was die Russin macht, hat Hand und Fuß, auf und neben dem Platz. Die Diplomatiestudentin, die früher vor allem für ihre tränenreichen Ausraster berüchtigt war, hat im letzten Jahr zwei Grand-Slam-Endspiele erreicht. Vor allem die Art und Weise war dabei beeindruckend. Mit kühlem Kopf und der richtigen Mischung aus Angriff und Abwarten spielte sie eine Gegnerin um die andere aus. Ein weiteres Finale oder sogar ein Sieg bei den Australian Open, wo eine gute Auslosung wartet, scheinen durchaus im Bereich des Möglichen.

5. Justine Henin: Mit ihrem Comebackjahr 2010 kann die Belgierin trotz des Finaleinzuges bei den Australian Open nicht zufrieden sein. Selten schaffte sie es, Konstanz in ihr Spiel zu bekommen. Es scheint, als wisse die Belgierin nicht genau, in welche Richtung ihr Comeback gehen soll. Will sie wie angekündigt den bisher verwehrten Wimbledon-Titel gewinnen, wird sie so aggressiv spielen müssen, wie sie es Anfang des letzten Jahres tat. Das verträgt sich aber nicht unbedingt mit dem Spiel, das sie zur zweitbesten Spielerin der letzten zehn Jahre machte. In diesem Jahr scheint alles möglich, von drei Grand Slams bis hin zum endgültigen Rücktritt.

Woman to watch - Victoria Azarenka

Victoria Azarenka kannte lange nur eine Spielweise: immer fest draufhauen auf den Ball. In einer guten Woche sah sie mit ihren spektakulären Returns wie die beste Spielerin der Welt aus, in anderen ging hingegen gar nichts. Ihre einzigartige Intensität auf dem Platz machte sie darüber hinaus noch verletzungsanfällig. Mittlerweile spielt die Weißrussin mit etwas mehr Weitsicht, und so scheint der ganz große Durchbruch schon in Australien möglich, wo sie in den letzten beiden Jahren nur unglücklich an der späteren Siegerin Serena Williams scheiterte.

Die Aussichten der Deutschen

2011 könnte das erfolgreichste Jahr für das deutsche Damentennis seit langem werden. Andrea Petkovic ist nicht nur die Lautsprecherin unter den Spielerinnen, sondern auf dem besten Weg, ein Star im internationalen Tennis zu werden. Ob ihre wirklich soliden Grundschläge und der sehr gute Aufschlag genug sind, um ganz nach oben zu kommen, ist wegen ihrer durchschnittlichen Beinarbeit allerdings fraglich.

Julia Görges hat sich über die letzten Jahre immer weiter verbessert und ihre beeindruckende Vorhand wird sie im Jahr 2011 zu konstant guten Resultaten führen. An der Seite von Altmeisterin Lisa Raymond könnte es im Doppel sogar zum ganz großen Triumph reichen. Die eher stille Angelique Kerber wird wieder ein effektives Jahr haben und hat eine gute Chance, ihren ersten Titel auf der WTA Tour zu gewinnen.

Das größte Talent hat aber zweifelsohne die Berlinerin Sabine Lisicki. Wegen ihrer vielen Verletzungen ist sie im Moment außerhalb der Top 100 in der Weltrangliste zu finden. Trotzdem hat sie mit ihrem Spiel, das Kraft und Finesse tadellos vereint, die Fähigkeit, für die ganz großen Resultate zu sorgen.

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