Wer fordert Carlsen?

SID
Gegner gesucht: Schach-Champ Magnus Carlsen wartet auf einen Herausforderer
© getty

Derzeit kämpfen die Herausforderer (u.a. Mi., 10 Uhr im LIVE-TICKER) von Magnus Carlsen um die Chance auf das WM-Duell gegen den Titelverteidiger. Der beste Schachspieler der Welt werkelt dagegen an vielen Fronten - und stellt einen neuen Rekord auf.

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Neun Züge und zwölf Sekunden dauerte es - dann hatte Magnus Carlsen auch den reichsten Mann der Welt schachmatt gesetzt. In einem seiner zahlreichen Fernsehauftritte spielte der norwegische Schach-Weltmeister auch eine Partie gegen Bill Gates - mit bösem Ausgang für den Microsoft-Gründer. Das entsprechende Internetvideo wurde zum Hit und fast 2,5 Millionen Mal angeklickt.

Solche Show-Duelle stehen seit dem Gewinn seines WM-Titels im vergangenen November häufiger auf dem Programm des zweitjüngsten Weltmeisters der Geschichte. Auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gehörte schon zu seinen Gegnern. Während seine Konkurrenten derzeit in Chanty-Mansijsk den Herausforderer für das WM-Duell Ende des Jahres ermitteln, befindet sich der 23-Jährige auf Werbetour. Für sich und seinen Sport.

Carlsen gewohnt bescheiden

"Ich denke nicht, dass ich alleine die Popularität von Schach fördere. So viele Menschen haben große Dinge für das Spiel gemacht", sagte Carlsen allerdings zuletzt in einem Interview: "Ich bin nur mit einem kleinen Teil daran beteiligt, dem Sport wachsen zu helfen."

Damit dürfte er sein Engagement allerdings ein bisschen zu bescheiden darstellen. Fast in allen Regionen der Welt erschienen zuletzt Interviews mit ihm. Er selbst besucht in seiner Heimat immer wieder Jugendturniere und trainiert mit dem norwegischen Nachwuchs. Ein enormer Ansporn für die Jugendlichen, immerhin ist Carlsen in seiner Heimat seit seinem Sieg eine der bekanntesten Sportlerpersönlichkeiten.

Popularität nimmt zu

Mit dem britischen Model und Schauspielerin Lily Cole drehte Carlsen zudem einen vielbeachteten Werbespot für eine Bekleidungsfirma, für die der "Mozart des Schachs" seit Jahren selbst modelt. Das erhöhte auch bei nicht gerade sportinteressierten Menschen seinen Bekanntheitsgrad - und wohl auch in nicht unerheblicher Weise den Stand seines Bankkontos.

Dennoch: Die in Carlsen gesetzten Hoffnungen, Schach populärer zu machen, sind bisher durchaus aufgegangen. Zumal er bei all seinen Verpflichtungen und Aktivitäten abseits des Brettes auch im Schach weiter erfolgreich bleibt. Anfang Februar gewann er die Chess Challenge in Zürich - das Turnier wurde live im norwegischen Fernsehen übertragen - gegen hochklassige Gegner. Mittlerweile beträgt sein ELO-Wert 2881, die höchste jemals erreichte Punktzahl.

Eigene App

Und auch sein letztes Projekt scheint erfolgreich zu sein. Carlsen entwickelte eine Smartphone-App, die einzelnen Schwierigkeitsstufen richten sich nach dem jeweiligen Alter des Norwegers. Über 100.000-mal wurde "Play Magnus" bisher heruntergeladen - auch wenn dem Benutzer droht, gegen einen zehnjährigen Carlsen zu verlieren. "Das Ziel ist, Leute zu begeistern, die normalerweise nicht Schach spielen", sagte er.

Gleichzeitig gab er auch seinem zukünftigen Herausforderer noch einen Tipp auf dem Weg: "Er wird alle Hilfe brauchen, die er bekommen kann. Er sollte also die App mal ausprobieren." Im November könnte es dann sogar zu einer Neuauflage des Vorjahresduells kommen. Nach 4 von 14 Runden führt Ex-Weltmeister Viswanathan Anand das Feld der acht Kandidaten an.

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