Tweets, Waden und Bösewichte

Von Stefan Petri
Von links nach rechts: Peter Sagan, Bradley Wiggins, Thomas Voeckler, Tejay Van Garderen
© Getty
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Wo Licht ist, ist auch Schatten: Bester Bösewicht

Es gibt nicht nur Helden in strahlender Rüstung bei der Tour de France - allein schon wegen des Gewichts. Ein Drei-Wochen-Rennen ist nichts für Weicheier. Wer sich dabei keine Feinde schafft, der hat es einfacht nicht versucht. Dafür gibt's von SPOX den Darth Poulidor.

Goldener Darth Poulidor/Handschellen: Der oder die Streuer der Teppichnägel

Dazu muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Man stelle sich vor, bei 80 Sachen in der Abfahrt vor einer Spitzkehre platzt ein Reifen: Das ist lebensgefährlich. Von daher kann man fast froh sein, dass "nur" ein Fahrer aufgrund eines gebrochenen Schlüsselbeins aufgeben musste. Hoffentlich werden der oder die Täter gefasst.

Silberner Darth Poulidor: Dave Brailsford

Den Fahrern von Sky kann man nichts vorwerfen. Beim Teamchef sieht das schon anders aus. Dave Brailsford ist das Mastermind hinter der Sky-Mannschaft, Bradley Wiggins schon seit Jahren sein Protege. "Wir sind die Etappen fast immer so gefahren, wie wir es vom ersten Meeting an geplant haben. Wir haben uns nahezu keine Fehler erlaubt", freute sich Bernhard Eisel in Paris. Im Klartext: Wer Probleme mit der monotonen, unaufgeregten Fahrweise von Wiggins, Froome und Sky hat, möge sich doch an ihn wenden. Schon klar, der Erfolg gibt ihm Recht, insofern hat er alles richtig gemacht. Aber ein bisschen ärgern kann man sich schon.

Gerade den "Zweikampf" Wiggins-Froome kann man besser lösen: Lass' Froome am Peyresourde fahren, der holt sich gegen Valverde den Etappensieg, Wiggins verliert höchstens 30 Sekunden, es tut keinem weh, Spannung für die Zuschauer, alle sind glücklich. Man kann es auch so einfädeln, dass Wiggins Froome nach vorne beordert und den Vorsprung dann per Funk künstlich begrenzt. Aber durch die Taktik von Sky macht man ein Riesenfass auf und sät Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Wiggins' Sieg. Hätte man besser lösen können...

Bronzener Darth Poulidor: Pierre Rolland

Wer aus der Spitzengruppe ausreißt, obwohl der Mann im Gelben Trikot und sämtliche Favoriten Tempo rausnehmen, um auf einen von Teppichnägeln gepiesackten Titelverteidiger zu warten, und dann erst nach vielen Kilometern eingeholt wird, der macht sich keine Freunde. "Ich finde nicht, dass Rolland mit diesem Angriff sehr sportlich war", erklärte Wiggins.

"Damit muss er jetzt leben", ätzte BMC-Manager Jim Ochowicz nach der Etappe. Rolland beteuerte danach seine Unschuld, er habe es einfach nicht mitbekommen. Warum hat er dann nicht sofort rausgenommen, als sein Team ihn informierte? Oder war am Ende der Funk gestört? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Der Ehren-Poulidor: Lebenswerk

Wer sich auf und neben der Strecke jahre- oder sogar jahrzehntelang für die Tour verdient macht und das beste Radrennen zu dem macht, was es ist, soll auch bei uns nicht leer ausgehen. Achtung: Die Sarah-Brightman-CD ist schon eingelegt.

Goldener Poulidor: George Hincapie

Der große Amerikaner tritt ab. Die 17. Tour-Teilnahme des in Queens geborenen 1,91-Hünen ist neuer Rekord und gleichzeitig sein letzter Auftritt in Frankreich. Mit 39 macht er Schluss. Für Radsport-Fans in den 20ern und 30ern gehört er zum Inventar der Tour. Achtmal ackerte sich der Helfer par Excellence für den späteren Sieger ab (Rekord) und konnte dabei vier Etappensiege feiern. Fahr' dem Sonnenuntergang entgegen, George! Du hast es dir verdient.

Silberner Poulidor: Jens Voigt

"Voigte" hat sogar noch ein Jahr mehr auf dem Buckel als Hincapie, aber wenn man ihn bei dieser Tour gesehen hat, dann ist 40 das neue 20. Eine unglaubliche Leistung im Team von RadioShack bei dieser Tour, ganz starke Leistungen bei Ausreißergruppen, und fast hätte es sogar zu einem Etappensieg gereicht. Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Ein Jens Voigt ist nie abgehängt. Er ist so gut drauf, er will auch 2013 wieder in Paris einfahren: "Ich muss sehen, ob ich es nochmal zur Tour schaffe. Ich werde es jedenfalls probieren." Und twittern kann er auch. "Ich habe heute festgestellt, dass es nach dem Schmerz noch ein komplettes Universum voll mit noch mehr Schmerz gibt", witzelte er nach 15. Etappe. Bleib uns erhalten, Jensie!

Bronzener Poulidor: Didi Senft

Ja, wo war er denn, der Tour-Teufel im roten Kostüm und Dreizack, der am letzten Anstieg auf die Fahrer wartet? Eine schwere Erkrankung machte einen Ausflug des 60-Jährigen ins Hochgebirge unmöglich. Die Fans können aber aufatmen: "Bei der 100. Tour und dann meiner 20. im nächsten Jahr schwenke ich wieder den Dreizack." Wir hoffen es: Senft ist Kult, und das absolut zu Recht!

Teil 1: Bester Tweet, Bester Sportsmann

Teil 2: Stärkste Wade, Doping bei der Tour

Teil 3: Bester Bösewicht, Lebenswerk

Die Gesamtwertung im Überblick

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