"Ein bisschen peinlich ist das schon"

Tibor Pleiß ist einer der deutschen Hoffnungsträger bei der EM
© getty
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SPOX: Andererseits besitzen Sie bei Barca noch einen Vertrag bis 2016 und haben sich in der Stadt eingelebt. Sie fanden sogar ein neues Hobby, dass Sie perfekt mit Barcelona kombinieren können: das Fotografieren. Was steckt dahinter?

Pleiß: Eigentlich war das Zufall. Ich hatte meinem Vater zum Geburtstag eine halbprofessionelle Kamera geschenkt, aber er brachte sie mit nach Barcelona, als mich meine Eltern an Weihnachten besuchen kamen. Ihm ist die Kamera zu groß, deswegen nahm ich sie und ich lief einfach los. Und mir gefiel es sofort. Ich gehe alleine durch die Stadt, entdecke immer neue schöne Ecken und erkunde fotografierend Barcelona. Ohne mich loben zu wollen: Ich finde schon, dass ich einen Blick für Perspektiven besitze und die Fotos schön geworden sind. (lacht)

SPOX: Was fotografieren Sie?

Pleiß: Manchmal die Natur, aber vor allem Gebäude. Dafür bietet sich Barcelona mit den kleinen Gässchen und den sehr abwechslungsreichen Motiven an. Ich habe jetzt auch angefangen, Leute zu fotografieren, aber ich habe noch eine kleine Hemmschwelle. Ich würde sehr gerne Menschen fotografieren, die ich interessant finde, aber ich kenne es von mir selbst, wie unwohl ich mich manchmal vor der Kamera fühle, wenn ich privat unterwegs bin.

SPOX: Bei Ihnen stimmt demnach das Klischee, dass ein Fotograf gerne beobachtet und selbst nicht gerne beobachtet wird?

Pleiß: Auf jeden Fall. Ich schaue lieber zu, als im Mittelpunkt zu stehen.

SPOX: Gilt das auch für den Basketballer Tibor Pleiß?

Pleiß: Bis zum gewissen Grad schon: Selbst wenn ich nicht spiele, achte ich sehr auf die richtigen Perspektiven. Ich versuche immer, die richtige Position einzunehmen, um ein Spiel bestmöglich verfolgen zu können, damit ich die Schwächen des Gegners schon kenne, wenn ich eingewechselt werde.

SPOX: Mit der Rolle des Beobachters: Was denken Sie, wenn Sie außerhalb des Spielgeschehens die Allüren von einigen Basketballern hautnah miterleben?

Pleiß: Es gibt im Basketball die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Und ich finde das faszinierend, weil jeder von ihnen eine eigene Geschichte zu erzählen hat, wie sie es mit ihrer Art nach oben geschafft haben. Ich bin sicherlich eher der Ruhige, der auf dem Boden geblieben ist. Das bedeutet zugleich nicht, dass ich andere Typen nicht mag. Entscheidend ist die Mischung in einem Team und mit zwölf Tibors wäre es genauso langweilig wie mit zwölf Extrovertierten.

SPOX: Chris Fleming, Ihr ehemaliger Coach in Bamberg und aktueller Bundestrainer, soll gesagt haben: "Tibor, Du bist zu intelligent für den Basketball." Stimmt das?

Pleiß: Ja, Chris sprach mich in Bamberg mit den Worten an: "Manchmal würde ich mir wünschen, dass Du weniger intelligent bist." Er wollte damit verdeutlichen, dass ich mir gelegentlich zu viele Gedanken mache und mich damit unter Druck setze. Ich bin und bleibe wohl immer ein Perfektionist, der alles so gut wie möglich umsetzen will. Hin und wieder könnte es helfen, weniger nachzudenken und Dinge passieren zu lassen. So langsam kriege ich das aber gut unter einen Hut. (lacht)

SPOX: Fleming kündigte zuletzt an, dass Sie wie Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Maxi Kleber für die Heim-EM sicher nominiert werden. Speziell zu Nowitzki eint Sie eine gemeinsame Geschichte, von der der NBA-Star allerdings gar nichts weiß. Wie fand das erste Zusammentreffen statt?

Pleiß: Er weiß davon gar nichts, ich kann mich umso besser daran erinnern. Ich müsste 12 oder 13 gewesen sein, als in Braunschweig der Supercup stattfand. Weil ich unbedingt ein Autogramm von Dirk wollte, sind mein Vater und ich extra hochgefahren. Wir waren also da und um Dirk herum gab es eine riesige Menschentraube. Ich war damals noch sehr zurückhaltend und nicht so groß wie heute. Der Wachstumsschub kam erst später. Ich wollte also vor zu Dirk, doch ich konnte mich nicht durchkämpfen. Deswegen schnappte sich mein Vater irgendwann den Ball, den ich von meinem Taschengeld vorher gekauft hatte, räumte sich einen Weg frei bis zu Dirk und ließ ihn unterschreiben. Ich glaube, ich war der glücklichste Junge in der Arena, als ich den Ball mit Dirks Autogramm in der Hand hielt. Er steht immer noch in meinem früheren Kinderzimmer und ich denke gerne schmunzelnd daran zurück, wenn ich meine Eltern besuche. Vielleicht sollte ich Dirk die Geschichte mal erzählen, wenn wir uns bei der EM-Vorbereitung sehen. Wobei: Ein bisschen peinlich ist das schon. (lacht)

Seite 1: Pleiß über die Absage an die Bayern, die NBA und das Duell mit Real

Seite 2: Pleiß über ein interessantes Hobby und das erste Treffen mit Nowitzki

Tibor Pleiß im Steckbrief

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