"Ich will kein Shaquille O'Neal sein"

Von Interview: Philipp Scherping
Johannes Voigtmann (r.) hat sich in Frankfurt zum Führungs- und Nationalspieler entwickelt
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SPOX: Kommen wir zurück zu Ihnen. Sie haben noch ein Jahr Vertrag bei den Fraport Skyliners, werden aber durch Ihre Leistungen mit Sicherheit Begehrlichkeiten bei größeren Klubs geweckt haben. Wie sieht Ihre persönliche Planung für die nächsten Jahre aus?

Voigtmann: Wie Sie schon sagen: Ich habe nächstes Jahr Vertrag in Frankfurt. Und sollte ich in der nächsten Saison nicht hier spielen, wäre das eine große Überraschung für mich. Weiter schaue ich bisher nicht.

SPOX: Mit Ihnen, Danilo Barthel und Konstantin Klein hat Frankfurt drei vielversprechende deutsche Spieler in den eigenen Reihen. Mit Niklas Kiel kommt zudem ein großes Talent nach. Beweist Frankfurt gerade, dass man Talente fördern und gleichzeitig Erfolg haben kann?

Voigtmann: Ja, was heißt gleichzeitig? So eine Philosophie ist immer mit ein bisschen Risiko verbunden. Besonders die letzten zwei Jahre waren jetzt auch nicht ganz so erfolgreich, wenn man das Erreichen der Playoffs als Anspruch nimmt. Aber es lohnt sich schon, Zeit zu investieren, weil man bei uns sieht, dass wir als junge Deutsche nicht mehr nur Mitläufer sind, sondern auch Verantwortung tragen. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen für alle anderen Vereine und alle anderen Spieler. Mit ein bisschen Vertrauen und Risiko kann man auch mit jungen deutschen Spielern Erfolg haben.

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SPOX: Merken Sie, dass dieser deutsche Kern der Mannschaft auch mehr Fans anlockt? Stichwort Identifikationsfiguren.

Voigtmann: Da kann ich wenig zu sagen, aber vorstellen kann ich es mir. Es ist halt was anderes, wenn die Leute über mehrere Jahre da sind und die Mannschaft nicht in jedem Jahr runderneuert wird.

SPOX: Sie selbst absolvieren ihre dritte Saison in Frankfurt. Wo sehen Sie Ihre Stärken auf dem Feld - und wo wollen sie noch besser werden?

Voigtmann: Ich muss auf jeden Fall an meiner Athletik arbeiten. Da werde ich auch im Sommer sehr den Fokus drauf legen. Naja, aber ich denke, das kommt noch. Meine größte Stärke ist die Spielübersicht, mein Spielverständnis. Und ich habe auch einen ganz guten Wurf, also relativ positionsuntypische Stärken.

SPOX: Fühlen Sie sich manchmal wie ein Guard im Körper eines Centers?

Voigtmann: Ja, ganz so extrem vielleicht nicht, aber schon ein bisschen. (lacht)

SPOX: Haben Sie ein Vorbild, dessen Spiel Sie studieren?

Voigtmann: Nee, überhaupt nicht. Ich versuche, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich weiß, wo ich mit meinem Spiel hin will, was ich als Spieler verkörpern möchte. Also sage ich nicht: 'Ich will jetzt wie Shaquille O'Neal oder wie Tibor Pleiß sein.' Ich versuche schon mir von einigen Spielern was abzuschauen, wenn es etwas abzuschauen gibt, will aber trotzdem meinen eigenen Stil finden.

SPOX: Haben Sie sich irgendeinen Move von jemandem abgeschaut? Gibt's da was zu erzählen?

Voigtmann: Als ich mit dem Basketballspielen angefangen habe, hat mich Kyle Visser extrem beeindruckt. Aber so richtig abgeguckt habe ich mir von niemandem etwas. Der One-Legged-Fadeaway a la Nowitzki ist also noch nicht im Repertoire. (lacht)

SPOX: Die meisten deutschen Basketballer hätten wahrscheinlich gesagt, dass Nowitzki einer der Wunschgäste zum Abendessen wäre. Sie meinten dagegen mal, dass ihre Wunschgäste Stefan Raab, Wladimir Klitschko und Fidel Castro wären. Wie würde so ein Dinner denn aussehen?

Voigtmann: (lacht) Ja, das wäre bestimmt schwierig unter einen Hut zu kriegen. Ich würde alle drei einfach nacheinander abklappern. Bei Klitschko wird's dann wahrscheinlich sehr proteinreich zugehen. Stefan Raab könnte vielleicht aus der Metzgerei ein bisschen Wurst mitbringen. Und mit Fidel würde ich ein bisschen über Politik philosophieren (lacht).

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