Deutschland mit Wildcard für WM 2015

SID
Das DHB-Team hat sich sportlich nicht für die WM qualifiziert
© getty

Sensationeller Paukenschlag nach dem sportlichen Super-GAU: 24 Tage nach der verpassten Qualifikation in den Play-offs erhält die deutsche Handball-Nationalmannschaft als Nachrücker völlig überraschend doch noch ein Ticket für die Weltmeisterschaft 2015 in Katar. Das entschied der Weltverband IHF auf seiner Ratssitzung in Zagreb.

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Die deutschen Handballer reagierten überrascht, aber natürlich hocherfreut auf die Neuigkeit. Am 14. Juni hatte das Team unter Ex-Bundestrainer Martin Heuberger das Ticket in den Play-off-Spielen gegen Polen mit 24:25 und 28:29 knapp verpasst. "Ich kenne die Hintergründe nicht, aber das ist jetzt auch egal. Hauptsache wir sind dabei. Es ist extrem wichtig, dass wir dabei sind, das ist super," sagte Nationalmannschafts-Kapitän Uwe Gensheimer. "Es liegt jetzt an uns zu beweisen, dass wir ein würdiger Teilnehmer der WM in Katar sind", sagte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handball Bundes.

Deutschland erhält den Startplatz von Ozeanien. Gegenwärtig gebe es keinen von der IHF anerkannten Kontinentalverband, so die Begründung des Weltverbandes. Deshalb entschied die IHF, den für den Kontinent reservierten Platz nach den Prinzipien einer Wildcard an einen anderen Nationalverband zu vergeben. Diese geht an die beste, nicht qualifizierte Nation der vorangegangenen WM. Deutschland belegte bei der WM 2013 unter Heuberger den fünften Platz.

"Kein Grund sich zu brüsten"

Handball-Ikone Heiner Brand mahnte trotz der guten Nachrichten dazu, auf dem Teppich zu bleiben. "Wir dürfen uns über die Chance freuen, sollten es aber auch nicht damit übertreiben, denn es besteht ja nun wirklich kein Grund, sich damit zu brüsten", sagte der ehemalige Bundestrainer dem SID und nahm die Mannschaft in die Pflicht: "Man muss die Chance nutzen, so eine Möglichkeit bekommt man nicht allzu oft."

Auch Uwe Schwenker, Präsident der HBL, freute sich über die Nachricht. "Das ist sehr positiv, gerade unter diesen Umständen. Ich hoffe, dass wir dort unter Beweis stellen, dass wir zurecht dabei sind", sagte Schwenker dem SID. DHB-Vizepräsident Bob Hanning nahm die Neuigkeiten ebenfalls freudig auf, sah aber auch keinen direkten Handlungsbedarf in der Trainerfrage.

Noch kein Heuberger-Nachfolger

Nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Polen war der deutsche Handball in eine Krise gestürzt, Coach Heuberger musste seinen Hut nehmen. Ein Nachfolger ist bislang noch nicht gefunden. "Für die Verpflichtung eines neuen Bundestrainers besteht kein höherer Zeitdruck, weil bis September kein Maßnahme geplant ist - es besteht also keine Not. Es bleibt dabei, dass es September, vielleicht Ende August werden kann mit der Verpflichtung eines neuen Bundestrainers", so Hanning im Gespräch mit dem SID.

Für Gensheimer zumindest sind die Verhältnisse wieder zurechtgerückt. "Gegen die Polen waren es sehr enge Spiele. Damals haben wir gesagt, beide hätten es verdient, dabei zu sein. Jetzt ist es tatsächlich so."

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