"Solang' ich nicht getroffen werde, geht's weiter"

Philipp Pentke war in der Schlussphase der Partie unter Beschuss
© getty

In der Schlussphase des Relegations-Rückspiels zwischen dem TSV 1860 München und Jahn Regensburg flogen etliche Gegenstände in den Gäste-Strafraum - Jahn-Tormann Philipp Pentke räumte sie unbeirrt weg. Im Anschluss berichtete er von einer Absprache mit dem Schiedsrichter und erklärte die Situation aus seiner Sicht. Außerdem sprach Pentke über traurige Ordner, den Film "300" und Mitleid mit seinem Ex-Klub.

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Frage: Herr Pentke, haben Sie dafür gesorgt, dass dieses Spiel nicht abgebrochen werden musste?

Pentke: Die Schiedsrichter und ich haben ein gutes Händchen bewiesen. Ich habe mich mit ihm lange beraten und ihm gesagt, er soll unbedingt weiterspielen lassen. Dann hatten wir die klare Absprache, dass es weitergeht, solange ich nicht getroffen werde. Er meinte, ich solle dafür sorgen, dass das ganze Zeug vom Platz beseitigt wird und er hat natürlich gehofft, dass nichts Gröberes passiert. Ich bin aus dem Osten und solche Zustände fast gewohnt. Die Polizisten standen ja auch da und die können ein bisschen was aushalten mit ihren Rüstungen. Das war aber eine außergewöhnliche Situation, denn so etwas kommt nicht jedes Wochenende vor.

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Frage: Wie beurteilen Sie das Verhalten der 1860-Fans?

Pentke: Ich kann den Unmut der Fans verstehen, aber dass es so derart ausartet ist natürlich nicht schön. Das ist ein Unding, aber wir haben uns auch davon nicht unterkriegen lassen. Gott sei Dank ging alles ordentlich zu Ende.

Frage: Wie war es für Sie, nicht zu wissen, was hinter Ihrem Rücken passiert?

Pentke: Immer wenn ein Raunen durchs Stadion ging wusste ich, dass gleich eine Sitzschale geflogen kommt.

Frage: Denken Sie, dass die Situation bei einem Spielabbruch gänzlich eskaliert wäre?

Pentke: Es war vielleicht abzusehen, dass sie dann ausgerastet wären. So ist das aber im Fußball, Emotionen gehören dazu und manchmal schlagen sie etwas aus. Wir sind aber alle unbeschadet und deswegen ist alles gut.

Frage: Sie haben einst selbst bei 1860 gespielt, sind also an alter Wirkungsstätte aufgestiegen. Wie fühlt sich das an?

Pentke: Für mich persönlich ist das natürlich ein absolutes Highlight. Mir tut es aber auch leid für die Leute hier, die seit 20 Jahren wirklich ehrliche Arbeit leisten. Das hat Ihr Verein einfach nicht verdient. Ich habe gerade einen Ordner gesehen, der fast Tränen in den Augen gehabt hat. Wir sind nicht gekommen, um Geschenke zu verteilen, sondern wollten das Geschenk mitnehmen und das haben wir auch gemacht.

Frage: Wie haben Sie und Ihre Mannschaft sich vor dem Spiel eingeschworen?

Pentke: Kennen sie den Film "300"? Davon haben wir vor dem Spiel gesprochen. Wir waren eine kleine Armee, die nicht wollte, dass der große Löwe aufgeweckt wird. Wir wollten keinen Funken für Sechzig versprühen lassen und vermeiden, dass es irgendwie in deren Richtung laufen könnte. Und wir wollten auch nicht, dass die 60.000 hier Vollgas geben und die Mannschaft mitzieht. Wir hatten aber selbst ungefähr 7.000 Fans hinter uns, die uns nach vorne geschrien haben.

Frage: Welche Rolle spielte Trainer Heiko Herrlich?

Pentke: Unser Trainer hat uns letzten Sommer gesagt, dass wir ihm vertrauen sollen. Das war am Anfang ein bisschen schwierig, aber wir haben es getan. Er hat uns das Tag für Tag eingeprügelt und wir konnten es eigentlich auch nicht mehr hören, aber das Ergebnis spricht für sich. Wir sind zu Recht aufgestiegen und man hat gesehen: Wir sind eine Mannschaft und Sechzig nicht.

Frage: Was ist für die nächsten Stunden geplant?

Pentke: Es gab einen kleinen Fauxpas, denn wir haben nur alkoholfreies Bier. Deshalb glaube ich, dass wir erstmal die nächste Tankstelle plündern müssen. Alles kann, nichts muss und das setzen wir jetzt auch um.

Philipp Pentke im Steckbrief

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