Patzer, Poeten und pinke Plastikschweine

Von Oliver Birkner / Dominik Stenzel / Adrian Fink
Gianluigi Buffon steht bei Juventus Turin im Tor
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Primera Division

von Adrian Fink

Der Heimscheißer der Liga: Nicht neu, aber deshalb nicht weniger wahr: Egal ob Toilettenbesuch oder Hütten erzielen - daheim ist es einfach am schönsten. Das sieht auch Lionel Messi so. Der hauptberufliche Torjäger, der Buden in einer ähnlichen Regelmäßigkeit produziert, wie der HSV seinen Übungsleiter austauscht, hat (mal wieder) eine Bestmarke geknackt und nun die meisten Heimtore in der LaLiga-Geschichte auf dem Konto, nämlich exakt 180. Dem gegenüber hinkt LaPulga auswärts mit 138 Treffern sichtlich hinterher. Aber wer will es ihm verdenken, auf fremdem Terrain ist der Wohlfühlfaktor per se weniger ausgeprägt. In seinem Wohnzimmer, im Volksmund Camp Nou genannt, flutscht es hingegen wie von alleine und gegen Depor benötigte Messi nur läppische drei Zeigerumdrehungen, ehe der Ball (mal wieder) im Netz zappelte. Da passt es ins nostalgische Bild, dass der ehemalige Wuschelkopf am Sonntag einen Jahrestag feierte: Vor genau zwölf Jahren gab der 29-jährige Extremdribbler sein Debüt im Barca-Jersey. Der Rest ist Geschichte. Vom Platz an der Sonne in der Kategorie "Heimtore in LaLiga" stürzte der Argentinier übrigens den legendären Telmo Zarra, der den Torwächtern in den 40er- und 50er Jahren die Angstperlen auf die Stirn trieb. Um dem Anspruch der lückenlosen Recherche gerecht zu werden: Messis ewiger Gegenpart aus Madrid lieferte den Anhängern im Estadio Santiago Bernabeu bislang 150 Mal einen Grund zur Ekstase. Aber das nur am Rande.

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FIFA-Konter des Spieltags: Es ist der Albtraum eines jeden Konsolen-Nerds: eine eigene Ecke. Die Situation sieht auf dem ersten Blick zwar verheißungsvoll aus, mündet aber oft in der absoluten Katastrophe. Der Gegner, der am Controller zwar keine Chance hat, aber durch viel Glück im Spiel bleibt, klärt per Kopf und der Konter rollt unaufhaltsam. Am Ende des Überfalls legt der Gegenüber feige quer und in der Mitte muss ein Angreifer nur noch einschieben. Jeder Zocker hat dieses Trauerspiel schon dutzende Male erlebt - und die Kicker von Real Betis kennen das Gefühl seit dem Wochenende auch aus dem Real Life, denn im Heimspiel gegen die Königlichen liefen sie in einen solch perfekt getakteten Gegenangriff. Bemerkenswert: Abwehrhüne Pepe eröffnete den Vorstoß, sprintete seine Gegenspieler in Grund und Boden und legte den Ball kurz vor Keeper Adan auf Isco quer, der den Bilderbuchspielzug spielerisch leicht garnierte. Aber das spanische Mittelfeld-Ass war nach dem noch lange nicht satt und steuerte auf dem Weg zur 6:1-Demontage neben dem 4:0 auch das 5:1 sehenswert bei. Ergänzendes Angeberwissen für die morgige Mittagspause: Seine zweite Hütte war zugleich der 100. Treffer in der Trainer-Ära Zinedine Zidane.

Algo Mas? "Gähn, die spanische Liga ist so langweilig, da können nur zwei Teams kicken" - diesen Satz hörte man in den letzten Jahren ähnlich häufig wie polemische Trump-Sprüche im US-Wahlkampf. Zugegeben, wahlweise wird noch Atletico in die Riege der Mannschaften aufgenommen, die ihr Handwerk durchaus verstehen, aber spätestens ab Platz vier bietet die Liga ausschließlich Kanonenfutter. Pustekuchen! Wer Mitte Oktober einen Blick auf die Tabelle wagt, stellt fest: Das ist die spannendste Liga Europas! Der Graben zwischen Tabellenführer Atletico und dem Tabellensechsten Bilbao ist schmale drei Punkte groß. Zum Vergleich: In der Bundesliga sind es unmöglich aufzuholende vier Zähler zwischen den übermächtigen Bayern und Hoffenheim. Wenigstens das Torverhältnis erinnert auf der iberischen Halbinsel an die gewohnten Kräfteverhältnisse: Addiert man die Ergebnisse der großen Drei vom Wochenende zusammen, erhält man ein Torverhältnis von 17:2. Und auch wenn Fußball-Romantiker nach dem Saisonstart auf ein Ende der Sprüche hoffen, am Ende duellieren sich wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen mit langweiligen 20-30 Punkten Abstand zur Mittelschicht der Liga um die Meisterschaft.

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