Gerammelt voll dank Tinder

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Im Madrider Vorort sind die Ränge nur selten gut besetzt
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Premier League

Von Frank Oschwald

Sebastiaaaaaaaaaaan des Spieltags: Aus deutscher Sicht kann man den Hype um Jürgen Klopp ja mit einer gewissen Brise Lässigkeit betrachten. Wir dürften ihn inzwischen recht gut kennen, wissen, zu was er im Stande ist und was er für einen Fußball spielen lässt. In Liverpool wissen sie das vielleicht auch, scheinen dabei hier und dabei aber zu vergessen, dass Klopp weder der Messias noch der Fußballgott persönlich ist.

Noch vor seinem ersten Spiel wurde der Ex-BVB-Coach auf der Insel derart frenetisch empfangen, dass es selbst dem, sagen wir, nicht medienscheuen Klopp zu viel wurde. Auch bei seinem ersten Spiel bekam man das zu spüren. Im Gästeblock beim 0:0 gegen Tottenham waren zahlreiche deutsche Fahnen zu sehen. Darauf waren mit "Jürgen Meister" und "Liverpool uber alles" Nachrichten zu lesen, die zwar lieb gemeint, letztlich aber doch verstörend waren. Als würde man seiner Freundin den Microsoft Train Simulator schenken. Das ist auch lieb gemeint, aber doch irgendwie...falsch.

Doch, klar, auch für die Medien ist der Sonnyboy aus dem Blackforrest ein grandioser Gewinn. Neben den van Gaals, Mourinhos und den ganzen Suppenkaspern endlich mal ein normaler Trainer, mag der ein oder andere Journalist denken. Deshalb richteten sie bei BT Sport direkt mal eine KloppCam ein. Die war das ganze Spiel über, oh wonder, auf den Coach gerichtet. Das Bild wurde dann im kleinen Fenster unten links ständig eingeblendet.

Trotz des Ballyhoos um Klopp gab's trotzdem nur einen Punkt. Aaaaaber! Der Klopp-Effekt in Liverpool zieht schon. Sein Team legte in Sachen Sprints und Distanz gleich mal einen Saison-Bestwert hin. Zudem schaffte es in der aktuellen Saison keine Mannschaft, im direkten Duell mit Tottenham weiter zu laufen als die Spurs. Counterattack, friends of the sun, counterattack.

Dennoch bleibt es ein Wunder, dass Klopp überhaupt an der Seitenlinie der Reds sein Unwesen treiben darf. Schließlich setzte er sich gegen übermächtige Konkurrenz durch. Ein Mitbewerber stellte die völlig unverständliche Absage der Reds gar ins Internet. Dabei hatte er doch speziell angegeben, bei FIFA 2015 mit Portsmouth nach dem Aufstieg sogar die Champions League gewonnen zu haben. Die Reds meinten im offiziellen Antwortschreiben (!), dass dies nicht die Erfahrung sei, die aktuell gesucht sei.

Messias des Spieltags: Zumindest einen Teilzeit-Messias konnte auch Coventry City unter der Woche begrüßen. Der Drittligist landete einen Transfercoup und lieh Joe Cole für gut einen Monat von Aston Villa aus. Die Fußball-Anhänger quittierten das Leihgeschäft mit Unverständnis. Auf der Wikipedia-Seite des mehrfachen Nationalspielers gesellte sich Coventry als eigene Zwischenüberschrift zu Chelsea, Liverpool und Co. Während sich bei den bisherigen Stationen Fans die Seele aus dem Leib schrieben, war unter dem Drittligisten nur ein Wort zu lesen: "Jesus!".

Auch der Verein selbst schien etwas verwundert über den Transfer. Auf dem offiziellen Twitter-Account veröffentlichte man das kurzzeitige Leihgeschäft mit den folgenden Worten: "Willkommen beim CCFC Joe Cole. Ja, der Joe Cole. Ernsthaft, Joe Cole. Der wirkliche Joe Cole." Jetzt kickt der Gute halt für ein paar Spiele in der dritten Liga, was soll's? Im Ohr haben wir allerdings immer noch die Aussage von Steven Gerrard. Der sagte 2010 nämlich: "Alles, was Messi kann, kann Joe Cole auch. Wenn nicht, sogar besser." Ja. Vielleicht.

Anything else: Im Sommer beendete Kevin Davies seine aktive Karriere. Schluss und vorbei sind die Zeiten in Saus und Braus. Jetzt wird jeder Penny zweimal umgedreht. Auch deshalb verhökert der Ex-Stürmer wohl aktuell seine riesige Star-Wars-Kollektion. Auf Twitter zeigte er seinen großen Schatz noch mal her, bevor er unter den Hammer kam. Die englischen Zeitungen stürzten sich auf die Geschichte und engagierten gar Star-Wars-Experten, die den Wert der Figuren schätzen sollten. 10 Pound pro Figur, 50 Pound für jedes Gefährt. Das lässt die Kasse bei 140 Figuren und 34 Gefährten mehr als 3000 Mal klingeln. Kein schlechter Bonus. Vielleicht hat Davies aber auch einfach kein Bock mehr auf die Figuren.

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