Bayern-Rekord? Lächerlich!

SID
Müller sind Pizarros Glückwünsche zum Startrekord sichtlich unangenehm. Javi dreht beschämt ab
© getty

Der FC Bayern München setzt sich zu aller erstaunen bei Werder Bremen durch und sackt den nächsten Bundesliga-Rekord ein. Der kommt im internationalen Vergleich allerdings ziemlich mickrig daher. Sonst so? Trotz anhaltender Schiri-Unpässlichkeiten hagelt es Elfmeter, was zumindest Loris Karius von Mainz 05 ziemlich wenig zu kratzen scheint - und: Festungen gibt's nicht mehr.

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Alle Neune: Jetzt ist es also soweit. Mit dem 1:0 in Bremen verbessern die Bayern ihren eigenen Bundesliga-Startrekord. Die ersten neun Spiele einer Saison hatte zuvor noch nie ein Klub gewonnen. Da die Münchener aber nichts weniger als die Weltherrschaft anstreben, sollten sie sich auch an der internationalen Konkurrenz messen lassen. Und da schneiden sie mal gar nicht so berühmt ab...

Rom, London, Tamuning: Neun Siege zum Start sind nicht schlecht, aber jetzt auch kein Anlass zu Großmachtsfantasien. Immerhin hat das etwa die Roma schon besser hingekriegt. Zehn Siege zum Start gab's für Totti und Co. 2013/14. Noch besser ist der Rekordhalter in England, der übrigens nicht etwa aus Manchester oder Liverpool kommt, sondern aus London. Chelsea? Ne! Arsenal? Ne. Tottenham! 1960/61 starteten die Spurs mit elf Siegen in die Spielzeit. Am Ende wurde das Team um Bomber Bobby Smith souverän Meister vor Sheffield Wednesday. Das wiederum ist aber nichts im Vergleich mit den völlig zu Recht so genannten Quality Distributors aus Tamuning/Guam. Die gewannen die heimische BGMSL 2009/10 mit 20 Siegen in 20 Spielen und 116:26 Toren. Das ist der Maßstab!

Noch mehr Neuner: Nur weil's so hübsch klingt: Die Bayern feierten im neunundneunzigsten Duell mit Werder Bremen ihren neunhundertneunundneunzigsten Bundesliga-Sieg. Mit seinem neunten Saisontor machte Thomas Müller am neunten Spieltag den neunten Saisonsieg der Bayern perfekt und schenkte Werder gleichzeitig das neunhundertneunundneunzigste Heimgegentor seiner Ligageschichte ein.

Ganz schön hart: 47 Gelbe Karten gab's am Wochenende. Das sind mehr als fünf pro Spiel. Mehr Karton gab es in den vergangenen zehn Jahren übrigens nur an einem Spieltag: am 21. der Saison 2013/14. Gleich acht Verwarnungen zeigte Schiri Tobias Welz beim 0:0 des HSV gegen Leverkusen. Sechs Hamburger sahen dabei Gelb. So viele in einem Spiel gab es für den HSV nur einmal zuvor. Letztes Jahr im November gegen - na klar! - Leverkusen.

Home sour Home: Festungen und Trutzburgen sind altertümliche Wörter, und für die modernen Bundesligastadien taugen sie gleich zweimal nicht. Heimstärke war einmal, der Gast ist König in diesen Tagen. In 31 von 81 Spielen in dieser Saison gewannen die Auswärtsteams, das entspricht einer Siegquote von 38 Prozent und der mit Abstand höchsten Quote in der über 52-jährigen Geschichte der Liga. Acht Teams haben erst einen Heimsieg eingefahren, Hoffenheim ist sogar noch sieglos.

Klarer Elfmeter! Nächste Bestmarke oder wie man das auch nennen mag: Noch nie gab es so viele Strafstöße. Im Schnitt wird alle 2,3 Spiele einer gepfiffen. 35 waren es schon in dieser Saison - und die hat nicht alle Gladbach verursacht. Wir sind also auf Kurs, die 126 Elfer der Rekordsaison 1974/75 (alle 2,4 Spiele) zu überbieten.

Apropos Elfmeter: Es wären ja eigentlich noch viel mehr, wenn sich die Serie an erstaunlichen und kaum nachvollziehbaren Schiedsrichterentscheidungen nicht kontinuierlich fortsetzen würde. Leverkusen muss bei Diekmeiers Wrestling-Einlage einen Elfer in Hamburg kriegen. Wiedwalds Versuch, Lewandowski zu entbeinen, hätte man gut und gerne auch ahnden können. Und dann war da noch Andreasens Handspiel... ach Quatsch, das war ja im Kölner Strafraum.

Noch mal apropos Elfmeter: Einen haben wir noch zum Thema. Loris Karius ist und bleibt der Elfmeterschreck der Liga. Diesmal versagten dem sonst (vom Punkt) unfehlbaren Marco Reus die Nerven. Es war der 14. Strafstoß gegen den Mainzer Keeper und der siebte, der nicht reinging.

Schubert-Effekt: Der ebbt nicht ab. Viertes Spiel, vierter Sieg für Gladbachs Interims-Coach. Einen Vereinsrekord hat Andre Schubert schon aufgestellt und bis zu einer Bundesliga-Bestmarke ist es auch nicht mehr irre weit. Joachim Löw, Jürgen Röber, Hans Pilz und Andreas Brehme hat er mit dem 5:1 in Frankfurt schon eingeholt. Ein Sieg fehlt bis Branko Zebec, zwei bis Willi Entenmann und drei bis zum Olymp. Die nächsten Spiele: Schalke (H), Hertha (A), Ingolstadt (H).

Wolfsburger Allerlei: Bas Dost gelang sein 20. Ligator in 2015. Nur Lewandowski (22) und Aubameyang (21) sind besser. Sein Kollege Max Kruse traf erstmals in einem Bundesligaspiel dreifach. Beide gemeinsam bescherten Trainer Dieter Hecking in seinem 300. Bundesligaspiel einen 4:2-Sieg gegen Hoffenheim.

Der 9. Spieltag auf einen Blick