Die falsche Antwort

Von Stefan Rommel
dfb-cze-nach
© Getty

München - Es war Mitte der zweiten Halbzeit, als bei etlichen Fans in der Allianz Arena dieser unheimliche Deja-vu-Effekt einsetzte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Deutschland lag gegen Tschechien im eigenen Stadion 0:3 zurück und die flinken Gäste waren drauf und dran, auch noch den vierten Treffer nachzulegen. "Wie damals gegen England", raunten sich die Zuschauer zu.

Gemeint war das 1:5-Desaster vom September 2001 gegen den Erzrivalen in der WM-Qualifikation, verbockt von einer Mannschaft ohne Leidenschaft, Biss und Engagement.

Ganz so schlimm war der Auftritt der DFB-Elf anno 2007 nun nicht, und die Tschechen ließen zum Glück noch Milde walten. Es ist also nichts passiert, außer dass ein besseres Testspiel hoch verloren wurde. Aber etwas bedenklich stimmt die Leistung schon.

Fahrlässige Spielweise

Wer Joachim Löw kennt - also abgesehen von diesem ständig bemühten "högschde Disziplin"-Gewäsch - weiß sehr wohl, dass dem Bundestrainer die unbedarfte Vorstellung seiner Mannschaft gar nicht geschmeckt hat.

Löw wollte unbedingt den Schwung des fantastischen Jahres 2007 rüberretten ins EM-Jahr 2008, sich der Charakterfrage nach der vorzeitiger Qualifikation stellen.

Die Mannschaft hat sie falsch beantwortet. Die fahrlässige Spielweise genügte nicht den Anforderungen, die die hoch motivierte Tschechische Republik an die deutschen Spieler stellte.

Und wahrscheinlich hätte sie auch nicht gegen Bosnien-Herzegowina oder Finnland gereicht.

Abend zum Vergessen

Für die Zuschauer war es ein Abend zum Vergessen. Das Stadion war voll, die vom DFB fast schon peinlichst akribisch vorbereitete Choreographie vor dem Spiel zwar nicht der Brüller, aber immerhin.

Aber angesichts sündhaft teurer Eintrittspreise von bis zu 120 Euro pro Karte wären eine vernünftige Einstellung und Einsatzwille das Mindeste gewesen.

Die Fans wären trotz der deftigen Niederlage mit einem halbwegs guten Gefühl nach Hause gegangen. Leider hat die Mannschaft diese Chance ungenutzt verstreichen lassen.

Trotz der teilweise gellenden Pfiffe (die wirklich überzogen waren) hat das Team natürlich seinen Kredit bei den Fans nicht verspielt. Einen Denkzettel hat es aber erhalten.

Deutliche Ansprache angekündigt

Schade, im Sinne der schnellen Analyse und Wiedergutmachung, trifft sich die Nationalelf erst wieder in vier Wochen. Löw hat angekündigt, dass noch einige Dinge deutlich zu besprechen seien beim nächsten Länderspiel.

Ein patziges Verhalten wie das von Torsten Frings, dem es offenbar völlig egal war, wie die Fans reagierten, ist zu Löws gezielter Ursachenforschung das laue Gegenstück.

Schließlich waren es genau diese Fans, die die Mannschaft letztes Jahr durch die WM schweben ließen. Und die nächstes Jahr auch in Österreich und der Schweiz dabei sein werden. Ganz sicher sogar.

Artikel und Videos zum Thema