Löw hat die freie Auswahl

Von Haruka Gruber
Löw, DFB
© Getty

München - Es war arg grenzwertig, was die deutsche Nationalmannschaft damals ihrem Publikum bot.

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Sei es wegen Lustlosigkeit, sei es wegen verletzungsbedingten Ausfällen: Deutschland reiste 1999 mit einer Rumpfmannschaft zum Confederations Cup nach Mexiko und blamierte sich bis auf Erich Ribbecks graue Haare. Bei klanglosen Namen wie Heiko Gerber, Ronald Maul oder Mustafa Dogan kein Wunder, mag sich der eine oder andere gedacht haben. 

Acht Jahre ist es her und viel geändert hat sich 2007 nicht - zumindest oberflächlich. Lust auf das DFB-Team haben mittlerweile zwar alle, aber verschiedenste Blessuren verhinderten größtenteils den Einsatz von Basisspielern wie Michael Ballack oder Torsten Frings.

Dennoch marschiert Deutschland konsequent durch die EM-Qualifikation - dank der zweiten und dritten Garnitur, die es anders als damals versteht, in der Nationalelf ihr Niveau zu steigern. Piotr Trochowski etwa, auch ein Simon Rolfes oder Patrick Helmes wussten mit dem Adler auf der Brust zu gefallen.

Aber wie geht es weiter für die 1B- bzw. 1C-Spieler? Beim Quali-Doppelschlag gegen Irland (Sa., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) und Tschechien (Mi., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) werden sie gebraucht, immerhin fallen Ballack, Bernd Schneider und Miroslav Klose aus. Und danach? Sollten die etablierten Kräfte zurückkehren, bleibt den meisten während der EM vermutlich nur der bequeme, aber undankbare Platz auf der heimischen Couch.

Das Hoffen auf einen der 23 Kaderplätze: Wer hegt berechtigte EM-Hoffnungen und wer fällt durch Jogi Löws Raster? SPOX.com unterteilt die Kandidaten in vier Gruppen:

Keine Sorge, die Tickets sind zurückgelegt!

Die erste Elf steht - komme, was wolle. Die Abwehr mit Philipp Lahm und Marcell Jansen auf den Außen sowie Christoph Metzelder und Per Mertesacker zentral. Das Mittelfeld, in dem Frings als Sechser, Schneider und Bastian Schweinsteiger auf den Halbpositionen sowie Ballack vorgezogen eingeplant sind. Miroslav Klose und Kevin Kuranyi als erste Optionen im Sturm.

Und sollten Jens Lehmann und Timo Hildebrand genug Spielpraxis sammeln, sind die Nummern eins und zwölf ebenfalls vergeben.

Sicher können sich auch die Premium-Ersatzspieler sein. Clemens Fritz als Alternative für Lahm - eine Position, die Arne Friedrich neben der Innenverteidigung auch bekleiden kann. Thomas Hitzlsperger und Tim Borowski im Mittelfeld sowie Mario Gomez und Lukas Podolski im Angriff gelten als erste Stellvertreter - den Verletzungen und Formtiefs zum Trotz. Damit wären bereits 18 Plätze besetzt.

Die vakanten fünf Stellen sind hart umkämpft...

Bloß nicht zu sicher sein!

Robert Enke (Tor): Spürt im Nacken den Atem der Jugend.
Manuel Friedrich (Abwehr): Solide Saison, solider vierter Mann für die Abwehr Mitte.
Christian Pander (Abwehr): Hammerschuß, Hammerflanken. Stellungsspiel muss besser werden, um Jansen Konkurrenz zu machen.
Gonzalo Castro (Abwehr): Unerfahren, phasenweise hektisch und unkonzentriert. Riesen-Plus: Kann auf beiden Außenpositionen und im Mittelfeld eingesetzt werden.
Roberto Hilbert (Mittelfeld): Wäre der logische Ersatz für Schneider - wäre da nur nicht sein Leistungsloch.
Piotr Trochowski (Mittelfeld): Kann mit dem Ball alles - zeigt es nur selten. Zudem nicht der Allerschnellste.
Simon Rolfes (Mittelfeld): Herausragende Kraft als Sechser in Leverkusen. Aber kein Standing in der Öffentlichkeit.
Patrick Helmes (Sturm): Erst zwei Tore in der 2. Liga, dennoch ein Kandidat. Bringt das gesamte Stürmer-Paket mit.
Stefan Kießling (Sturm): Trifft mittlerweile - und arbeitet gut nach hinten. Kopf-an-Kopf mit Helmes.

Jogi, nimm uns mit!

Serdar Tasci (Abwehr): Manuel Friedrichs Rivale. Sammelte diese Saison wenig Argumente für sich.
Sami Khedira (Mittelfeld): In der Raute überall einsetzbar. Das Problem: Steckt wie Gomez, Hilbert und Tasci im Tief.
Jermaine Jones (Mittelfeld): Außenseiter mit gar nicht mal so schlechten Chancen. Löw hat ihn explizit ins Gespräch gebracht.
David Odonkor (Mittelfeld): Zehrt noch immer von Deutschlands bekanntester Torvorlage. Bei Betis unauffällig.
Jan Schlaudraff (Sturm): So ein Fummler fehlt Jogis Jungs. Bei den Bayern in der Hierarchie vor Podolski - obwohl er lange fehlte.

Warum eigentlich nicht!

Manuel Neuer und Rene Adler (Tor): Pusten Enke den Atem in den Nacken.
Heiko Westermann (Abwehr): Stellt keine Ansprüche, ist zumindest zuverlässig. Nowotny in jung.
Peer Kluge (Mittelfeld): Der beste Nürnberger - unter zugegeben schwachen Nürnbergern. Vielseitig.
Andreas Ottl (Mittelfeld): Zeigt beim FCB, dass man auf ihn zählen kann. Müsste nur mehr spielen.
Albert Streit (Mittelfeld): Überragende Technik, überragende Standards. Ist forsch, deswegen kein typischer Jogi-Jünger.
Mike Hanke (Sturm): Neun Spiele, vier Tore. Ordentliche Bilanz, ist bei Löw aus unerfindlichen Gründen dennoch unten durch.
Gerald Asamoah (Sturm): Torgefahr sucht man bei ihm vergeblich, holt aber den einen oder anderen Freistoß heraus. Und: Stimmungskanone.
Oliver Neuville (Sturm): Ernsthafte Alternative - wenn der komplette Sturm ausfallen sollte.

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