Keine Lust mehr auf Kuranyi

Von SPOX
Kevin Kuranyi
© Getty

Es war der Tag, an dem sich Kevin Kuranyi und Bundestrainer Joachim Löw zum Eklat vom Wochenende geäußert haben. Kuranyi tut die Art und Weise, wie er das DFB-Team während des Russland-Spiels fluchtartig verlassen hat, zwar leid. Dennoch steht er aber zu seinem Handeln. Ebenso wie Löw, der den Rauswurf von Kuranyi aus der Nationalelf für unwiderruflich erklärte. Kritik gab es auch - und zwar von Kuranyis Mitspielern.

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"Es ist sehr schade, wenn ein Spieler uns verlässt. Er ist offenbar mit der persönlichen Enttäuschung nicht zurechtgekommen", sagte Philipp Lahm auf der DFB-Pressekonferenz. "Man muss aber die Entscheidungen des Trainers akzeptieren, das haben wir alle schon in frühster Jugend gelernt. Mitten in der Nacht abzuhauen, das geht natürlich nicht."

Lukas Podolski saß sichtlich genervt neben Lahm. Er wollte sich zur Personalie Kuranyi überhaupt nicht mehr äußern. Stattdessen beschwerte er sich: "Man muss auch mal darüber reden, dass wir gegen Russland eine tolle erste Halbzeit gespielt haben, und nicht nur über Dinge, die nichts mit dem Spiel zu tun haben."

Poldi ist das Thema Kuranyi offensichtlich leid - und damit ist er nicht allein. Löw wollte die zahlreichen Nachfragen zum Eklat vom Samstag auch nicht mehr beantworten. "Für mich ist die Sache erledigt", sagte der Bundestrainer - Punkt.

Unfreiwillige Komik

Auch Kuranyi indes hofft, "dass das alles schnell vorbei ist." Der Angreifer äußerte sich - skurriler Weise zeitgleich mit den Nationalspielern - auf einer extra einberufenen Pressekonferenz in Gelsenkirchen. Der Schalker entschuldigte sich dabei für die Art und Weise, wie er sich bei Nacht und Nebel abgesetzt hat, in der Sache machte er aber klar, dass es für ihn nach der Verbannung auf die Tribüne keine andere Wahl gab. "Nur ich kann fühlen, was in mir vorgeht, nicht einmal mein Vater kann verstehen, warum ich das getan habe." Ob es noch einmal ein Zurück in die Nationalelf gibt? "Das entscheiden andere Menschen", sagte Kuranyi.

Für unfreiwillige Komik sorgte er, als er versuchte, die Leistung der Nationalelf gegen Russland zu würdigen. "Ich konnte ja leider nur die erste Halbzeit sehen", rutschte es ihm heraus. Ein Freud'scher Versprecher, schließlich war er ja genau wegen seines Abgangs zur Halbzeit aus dem Team geflogen.

Was hatten die Protagonisten auf den Pressekonferenzen sonst noch zu sagen? SPOX fasst die wichtigsten Aussagen zusammen.

Das sagte Joachim Löw:

"Für mich ist die Sache erledigt. Kuranyi wollte nach seiner Nichtberücksichtigung beim Russland-Spiel zu seiner Familie, was ich ihm nicht erlaubt habe. Am gestrigen Abend hat Kuranyi nach seinem Abgang angerufen und sich entschuldigt. Das habe ich akzeptiert und zur Kenntnis genommen, an der Entscheidung, ihn künftig nicht mehr zu nominieren, ändert das aber nichts."

Das sagte Kevin Kuranyi:

"Ich habe noch nie in meiner Karriere mit irgendjemandem Probleme gehabt. Ich habe immer versucht, mit Gesprächen jeden zu verstehen. Jetzt hoffe ich, dass auch die Öffentlichkeit versucht, mich zu verstehen. Es tut mir für die Mannschaft und die Betreuer leid, dass ich sie im Stich gelassen habe. Ich habe mich dort immer wohl gefühlt und glaube daran, dass die Nationalelf noch sehr viel erreichen wird. Ich bedanke mich bei jedem, der mich unterstützt hat. Nur ich kann fühlen, was in mir vorgeht, nicht einmal mein Vater kann verstehen, warum ich das getan habe. Ob das falsch war, weiß ich selber nicht. Ich werde immer versuchen, mich zurückzukämpfen und werde nun alles für Schalke 04 tun. Es gibt keine Worte, mit denen ich das wiedergutmachen kann. Egal, wann ich gegangen wäre, es wäre auf jeden Fall falsch gewesen."

"Ich hoffe jetzt, dass das alles schnell vorbei ist und ich mich wieder auf den Fußball konzentrieren kann. Ich wusste, dass es nach meiner Aktion Konsequenzen geben würde, hoffe jetzt aber, dass sich alle Leute bald wieder beruhigen. Ich habe noch nie ein persönliches Problem mit einem Trainer gehabt, auch nicht mit Joachim Löw. Das war auch diesmal nicht der Fall. Ich habe Respekt vor jeder Entscheidung eines Trainers."

Das sagte Philipp Lahm:

"Es ist sehr schade, wenn ein Spieler uns verlässt. Er ist offenbar mit der persönlichen Enttäuschung nicht zurechtgekommen. Man muss aber die Entscheidungen des Trainers akzeptieren, das haben wir alle schon in frühster Jugend gelernt. Mitten in der Nacht abzuhauen, das geht natürlich nicht. Es ist wichtig für eine Mannschaft, nicht nur 18 sondern 30 oder 40 Spieler zu haben, die man bringen kann. Da gibt es immer wieder Härtefälle wie jetzt Kuranyi, aber trotzdem ist es wichtig, immer wieder wechseln zu können."

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