Sonne, Schnee - immer Charakter

Mario Götze (r.) erzielte sein erstes Tor für Bayern als Startelf-Spieler
© getty

Der FC Bayern trotz den Bedingungen in Moskau und holt sich Barcas CL-Rekord. Guardiola ist ein bisschen verliebt in seine Spieler und sagt gleich das nächste Training ab. Ein Spieler blüht immer mehr auf.

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Matthias Sammer hatte sich dann doch noch dick eingemummelt. Die Jacke wurde bis unters Kinn und die Wollmütze über den kahlen Kopf gezogen. Vor dem Spiel war Bayerns Sportvorstand noch leicht bekleidet zum "Sky"-Interview angetreten, angesichts der äußeren Bedingungen in Moskau ein gesundheitsgefährender Leichtsinn.

Es war schon verdammt ungemütlich in der kleinen Arena Khimki. Das bisschen Schnee zu Spielbeginn war noch das geringste Übel. "Hier hat es gefühlt minus 20 Grad und der Platz ist auch nicht gerade in einem Topzustand", sagte Sammer.

Mal Sonne, mal Schnee

Fußballspielen macht auf einem derart schwierigen Geläuf nur bedingt Spaß, vor allem dann, wenn man so Fußball zu spielen pflegt, wie es der FC Bayern tut.

"Die Platzbedingungen waren schwieriger als die Kälte. Es war schwierig, vernünftig zu kombinieren, aber eigentlich ist es uns trotzdem ganz gut gelungen", sagte Thomas Müller.

Es scheint, als könne nichts und niemand den FC Bayern derzeit aufhalten. Auch der Spagat zwischen Festtagen wie dem Auftritt in Dortmund und lästiger Pflicht in Moskau inklusive chaotischer Anreise funktioniert weitgehend reibungslos.

Für Pep Guardiola hat das einen denkbar simplen Grund. "Manchmal spielst du bei Sonne, manchmal bei Schnee. Aber du musst immer mit Charakter spielen. Und meine Spieler haben einen sehr guten Charakter", sagte Guardiola.

Persönlicher Rekord für Neuer

Auch Arjen Robben, der hinsichtlich der Maulwurf-Affäre vor dem Abflug nach Moskau noch von einer "sehr traurigen" Geschichte gesprochen hatte, begründete die Siegesserie mit der Willensstärke der Mannschaft.

"Wir sind eine super Truppe und ich bin sehr stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein", sagte Robben, der den besten Bayern-Angriff des Spiels zum 0:1 abschloss.

Dabei mussten die Münchner in Moskau deutlich mehr brenzlige Situationen überstehen als üblich. 15 Mal schoss ZSKA aufs Tor, mit sieben gehaltenen Bällen stellte Manuel Neuer einen persönlichen Rekord als Bayern-Keeper auf. "Manchmal braucht man auch einen guten Torhüter und mit Manu haben wir sowieso den besten", sagte Müller.

Nach einer dominant geführten ersten Halbzeit ließen sich die Bayern nach der Pause in die Defensive drängen, verloren einfache Bälle und bisweilen die Ordnung. Neuer und ein indisponierter Keisuke Honda, der zwei dicke Torchancen kläglich vergab, bewahrten die Bayern vor dem Gegentreffer.

Götze-Premiere für Bayern

Und dann hatte der Spieler, von dem sich die Bayern in naher und ferner Zukunft viele geniale Dinge erwarten und der immer besser in Form zu kommen scheint, seinen großen Auftritt. Ein kurzer Antritt, ein Dribbling bis in den Strafraum an drei Moskauern vorbei und ein trockener Schuss ins rechte Eck - das erste Tor von Mario Götze als Startelf-Spieler im Bayern-Trikot.

"Mario hat wieder gezeigt, dass er große Qualitäten hat. Wenn er im Mittelfeld mit Kroos, Lahm und Thiago spielen und kombinieren kann, ist er sehr stark", sagte Guardiola.

Als Stürmer aufgeboten ließ sich Götze immer wieder fallen, forderte Bälle und spielte viele kurze Pässe im Dreieck mit Lahm und Kroos, nach Lahms Auswechslung auch mit Thiago.

"Ich komme besser in den Rhythmus. Es war klar, dass ich Spiele, dass ich Minuten auf dem Platz brauche. Ich fühle mich jetzt auch körperlich besser", sagte Götze.

Rekorde interessieren nicht

Dass die Bayern mit dem zehnten Sieg in Folge einen neuen Champions-League-Rekord aufgestellt haben, ließ die Spieler weitgehend kalt. "Wir spielen nicht um Rekorde, sondern um Titel", stellte Robben klar. Und Müller will sich damit erst beschäftigen, wenn er nach der Karriere auf der Couch sitzt und Fußball nur noch schaut.

Das kann Müller am Donnerstag schon mal tun. Guardiola hat das Training kurzfristig abgesagt und seinen Spielern frei gegeben. Schon das Training in Moskau wurde gecancelt.

Die Bayern üben nicht mehr; sie spielen nur noch Fußball, wenn auch ein Gegner anwesend ist. Am Samstag kommt Eintracht Braunschweig nach München. Der Tabellenletzte wird bis dahin viel trainieren, nützen wird es den Löwen nicht.

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