Auszeit zur Unzeit

Von Thomas Gaber
Hängende Köpfe bei Mario Gomez (r.) und Franck Ribery: Unnötige Niederlage nach der 2:0-Führung
© Getty

Der FC Bayern wertete die Niederlage beim AS Rom als Betriebsunfall. Das unnötige 2:3 war allerdings ein Rückschritt und der letzte Beweis, dass die Qualität in der Defensive nicht ausreicht.

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Reaktionen:

Philipp Lahm (Bayern München): "Rom musste hier punkten. Dann gerät man unter Druck und dann haben wir es natürlich schlecht gelöst. Wir haben gegen eine große Mannschaft gespielt, das darf man nicht vergessen. Wir sind Erster, das war unser Ziel. Man hat gesehen, dass wir mit diesem Kader auch bestehen können. Vor allem in der Bundesliga, aber auch in der Champions League. Wir dominieren jedes Spiel, nur wir fahren unsere Punkte nicht ein."

Thomas Kraft (Bayern München): "Es ist ärgerlich, dass wir das Spiel am Schluss noch verloren haben. Für mich war es natürlich schön, dass ich endlich mal spielen konnte. Das hat mir der Trainer ermöglicht und ich habe mich sehr darauf gefreut. Natürlich habe ich ein paar Bälle ganz gut gehalten. Aber das stellt mich im Nachhinein nicht zufrieden."

Louis van Gaal (Trainer Bayern München): "Wir haben diese Partie wieder weggegeben. Das haben wir in Mönchengladbach gemacht, das haben wir auch gegen Leverkusen gemacht, jetzt wieder. Das ist unglaublich, weil wir so dominant gespielt haben."

Claudio Ranieri (Trainer AS Rom): "In der zweiten Halbzeit haben wir das System umgestellt, wir haben vertikal gespielt, das Tempo erhöht und den Bayern Probleme bereitet. Aber wir müssen am Boden bleiben, wir sind noch nicht qualifiziert."

Nachbetrachtung:

Drei positive Erkenntnisse nimmt der FC Bayern München mit aus Rom: Der Gruppensieg ist van Gaals Mannschaft nicht mehr zu nehmen, Mario Gomez trifft weiterhin wie am Fließband und mit Thomas Kraft wächst ein vielversprechendes Torwart-Talent heran.

Die Tabelle der Gruppe E

Drei positive Erkenntnisse reichen normalerweise aus, um eine Champions-League-Reise mit dem Prädikat "gelungen" zu versehen. Philipp Lahm hat dies öffentlich auch getan. Man dürfe ja nicht vergessen, dass man neun Spiele ungeschlagen war, der AS Rom eine große Mannschaft ist und man das Ziel Gruppensieg erreicht habe.

Abgesehen von fehlender Selbstkritik nach einer völlig unnötigen Niederlage ist Lahms gelassene Reaktion nicht nachzuvollziehen. Rom war kein Betriebsunfall, Rom war ein Rückschritt.

Der FC Bayern befindet sich sportlich in Schieflage und jede Niederlage ist schädlich beim Versuch, den eigenen Ansprüchen in dieser Saison endlich gerecht zu werden. Insbesondere dann, wenn sie auf derartige Weise zustande kommt.

Eine komfortable Führung wurde durch eigene Unzulänglichkeiten verspielt. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison fehlte den Bayern nach der Pause die nötige Konzentration und Leistungsbereitschaft, ein dominant geführtes Spiel mit einem Sieg zu beenden.

Die Mängel in der Defensive wurden von aggressiven, aber keineswegs furchteinflößenden Römern erneut schonungslos aufgedeckt. Sobald die Verteidiger unter Druck geraten, machen sie Fehler. Selbst der zuverlässige Lahm reiht sich mit schwachen Leistungen ein. Das Defensiv-Problem ist kein temporäres Phänomen, sondern offensichtlich die Folge fehlender Qualität.

"Wir machen vor allem in der Defensive immer wieder Fehler, die wir uns nicht erlauben dürfen. Wenn wir diese Fehler weiter machen, werden wir nicht umhin kommen, uns damit zu beschäftigen, im Winter nachzulegen", stellte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge klar. Wenigstens in diesem Bereich haben die Bayern den Ernst der Lage erkannt.

Analyse: Aushilfskapitän Philipp Lahm total neben sich

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