Trainer Niko Kovac nach vier sieglosen Spielen mit dem FC Bayern: Im Strudel

Niko Kovacs Bayern haben nach sieben Siegen zum Auftakt nun viermal in Folge nicht gewonnen.
© Getty

Der FC Bayern München hat gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:3 verloren und somit zum vierten Mal in Folge nicht gewonnen. Erstmals in seiner Amtszeit wird Trainer Niko Kovac kritisch hinterfragt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Kurz nachdem Gladbachs Alassane Plea Niklas Süle ausgespielt und den Ball rechts unten zum zwischenzeitlichen 0:1 aus Sicht des FC Bayern ins Tor geschossen hatte; kurz nachdem Niko Kovac daraufhin am Rande seiner Coaching Zone erst einen Schluck aus seiner roten Trinkflasche genommen und dann ein bisschen gestikuliert hatte, verschwand er unter dem Dach seiner Trainerbank.

"Steht auf, wenn ihr Bayern seid", begannen die ohnehin schon stehenden Bayern-Fans in der Südkurve zeitgleich zu singen. Einige zunächst sitzende Leute auf den verbliebenen drei Tribünen folgten dem Aufruf und erhoben sich, aber der unter dem Dach der Trainerbank, der blieb einfach sitzen.

Das heißt natürlich nicht, dass er sich nicht mehr dem FC Bayern verbunden fühlt. Aber symbolträchtig war es schon: An diesem Samstagabend wurde nämlich die Verbundenheit zwischen dem Arbeitgeber FC Bayern und dem Arbeitnehmer Niko Kovac erstmals in ihrer erst 97 Tage jungen Zusammenarbeit hinterfragt.

Der Vollständigkeit halber: Nach dem 0:1 erzielte Lars Stindl noch das 0:2 und dann kurz vor Ende Patrick Herrmann das 0:3. Diese Niederlage war nach dem Remis gegen den FC Augsburg, der Niederlage gegen Hertha BSC und dem Remis gegen Ajax Amsterdam in der Champions League für den FC Bayern gleichzeitig das vierte sieglose Pflichtspiel in Folge.

In der Zwischenzeit meinte Präsident Uli Hoeneß betonen zu müssen, dass der Trainer für seine bisher praktizierte Rotation "am Ende auch den Kopf hinhalten" müsse. Woraufhin sich dieser zu den Aussagen natürlich auch öffentlich äußern musste. Eine Mixtur, die man Krise nennt. Und in einer Krise wird branchenüblich zunächst der Trainer hinterfragt.

Der FC Bayern München und die Zeit

Ob er denn Sorge um seinen Job hätte, wurde Kovac nach der Niederlage gegen Gladbach also erstmals gefragt und er antwortete: "Das kann ich nicht beantworten. Ich kenne den Mechanismus im Fußball, beziehungsweise in der Bundesliga." Und dann erklärte er noch, dass er sogar über den verschärften Mechanismus bei seinem aktuellen Arbeitgeber informiert ist: "Ich weiß, dass ich beim FC Bayern bin und dass die Zeit hier anders läuft als woanders."

Die Zeit vergeht in München gerade sogar noch rasender als ohnehin schon, es ist schließlich Oktoberfest. In der Früh auf die Wiesn, eine Maß, vielleicht noch eine, ein Hendl und noch eine Maß und schon ist es dunkel und dann ist der Tag auch schon wieder vorbei. Und wenn man das öfter macht, vergehen auch die zwei Oktoberfest-Wochen insgesamt recht zügig.

An diesem Sonntag, dem letzten Oktoberfest-Tag, besucht schließlich auch die Mannschaft des FC Bayern zusammen mit ihrem Trainer das Oktoberfest, allzu ausgelassen dürfte es aber nicht werden. Am ersten Sonntag wäre es wohl entspannter gewesen. Exakt zwei Wochen ist es nämlich her, dass der FC Bayern mit 2:0 gegen den FC Schalke 04 gewonnen und Hoeneß gesagt hatte: "Es ist schon genial, was da zurzeit passiert. Da schnalzt du mit der Zunge." Für Kovac war es der siebte Sieg im siebten Pflichtspiel, er war der Held.

Die Spieler stehen zu Trainer Niko Kovac

Gegen den FC Augsburg kassierte der FC Bayern dann aber einen späten Ausgleich, in den folgenden drei Spielen wurden die Leistungen schwächer, die Ergebnisse magerer und die Zungen hörten auf zu schnalzen. "Wir sind gerade in so einem Strudel drinnen. Das war eine schwarze Woche für uns", resümierte Süle.

Schon in den beiden zurückliegenden Spielzeiten geriet der FC Bayern um diese Jahreszeit in so einen Strudel, jeweils wurden drei Pflichtspiele in Folge nicht gewonnen. In der vergangenen Saison kostete dieser Strudel Trainer Carlo Ancelotti den Job. So schlimm ist es um Kovac noch nicht bestellt, er wird wohl noch das eine oder andere Mal nicht gewinnen dürfen.

Die Spieler bekennen sich jedenfalls öffentlich zu ihm. "Gut, positiv, selbstbewusst", ist Joshua Kimmichs aktueller Eindruck von Kovac. "Wir stehen zum Trainer. Wir haben ja auch in den ersten sieben Spielen, in denen der Trainer hochgejubelt wurde, zu ihm gestanden", sagte Süle. Und Kapitän Manuel Neuer antwortete auf die Frage, ob die Mannschaft noch glaubt, was Kovac sagt: "Ja, klar."

Damit das aber auch so bleibt, muss er nun eine zielführende Analyse liefern, wie es nach den sieben erfolgreichen Spielen zu diesem erstaunlichen Bruch kommen konnte.

Niko Kovac: "Ich bin nicht ratlos"

Kann er diese Analyse liefern? Ob er denn ratlos sei, wurde Kovac also gefragt. "Ich bin nicht ratlos, denn ich weiß, warum es nicht geklappt hat. Ratlos ist man, wenn man nicht weiß, wieso etwas so gekommen ist", antwortete er und zählte im Laufe seines Vortrags einige Aspekte auf: fehlendes Spielglück, individuelle Fehler in der Defensive, fehlende Ideen in der Offensive und etwas Verunsicherung bei der eigenen Mannschaft, dafür aber perfekte Chancenverwertung bei der gegnerischen. "So ergibt das eine das andere", erklärte Kovac. Und das andere dann schließlich das vierte sieglose Spiel in Folge für seinen FC Bayern.

"Wir müssen mit dieser Niederlage, die sehr wehtut, leben", sagte Kovac und betonte, vielleicht, um es selbst erst wirklich zu begreifen: "Die Niederlage ist real." Es schien, als würde er sich fragen: Passiert das gerade tatsächlich? Der zunächst von allen Verantwortungsträgern so gelobte bis gehuldigte Trainer befindet sich gerade in einem Abwärtsstrudel. Bis in die triste Realität hat er ihn bereits hinabgespült.

Artikel und Videos zum Thema