Bayern verzweifelt an BVB-Perfektion

Von Daniel Börlein
Thomas Müller (l.) und Jerome Boateng lieferten sich während des Spiels eine Auseinandersetzung
© Imago

Der FC Bayern München hat nach der Niederlage in Leverkusen bereits sieben Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund. Ist die Meisterschaft schon entschieden? Während der BVB mal wieder auf Understatement macht, herrscht bei den Bayern Krisenstimmung. Und derzeit ist nicht absehbar, dass sich daran etwas ändert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In Basel hatten es die Bayern immerhin noch in die Kabine geschafft. Damals flogen erst nach der Champions-League-Pleite in der Schweiz hinter verschlossenen Türen die Fetzen zwischen Thomas Müller und Holger Badstuber. Die beiden deutschen Nationalspieler schoben sich gegenseitig die Schuld am Gegentor zu - so, dass es auch draußen auf dem Gang noch zu hören war. Die Kollegen mussten schlichten.

In Leverkusen krachte es erneut zwischen zwei Bayern-Stars. Dieses Mal auf dem Platz, für jeden zu sehen. Jerome Boateng keifte nach einer Bayer-Chance in Richtung Müller und ließ sich zu einem Schubser gegen den Mittelfeldspieler hinreißen. Müller, außer sich, brüllte zurück. Erst Rafinha konnte die beiden Streithähne trennen.

Nur elf Punkte aus sieben Spielen

Dabei stand es zu diesem Zeitpunkt noch 0:0, und die Bayern hatten bis dato einen durchaus ordentlichen Auftritt hingelegt. Hinterher versuchten die Beteiligten zwar, den Vorfall herunter zu spielen (Boateng: "Wir sind ja keine Mädchen."). Doch die Szene machte deutlich, wie es derzeit um das Nervenkostüm der Bayern bestellt ist.

Die letzten Wochen haben Spuren hinterlassen beim Rekordmeister. In der Champions League droht nach der 0:1-Hinspielniederlage das Aus gegen Underdog Basel. In der Bundesliga läuft in der Rückrunde kaum etwas zusammen.

Elf Punkte gab es aus sieben Partien bislang erst. Zum Vergleich: Borussia Dortmund holte im neuen Jahr schon 21 Zähler und damit fast doppelt so viele wie die Münchner.

Titel schon passe?

Nach dem Sieg des BVB gegen Mainz ist der Rückstand der Bayern auf die Schwarzgelben inzwischen auf sieben Punkte angewachsen. Der Titel scheint schon jetzt passe. "Ab dem heutigen Tag müssen wir sicherlich nicht mehr von der Meisterschaft reden", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger nach der Pleite in Leverkusen.

"Wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Die Meisterschaft müssen wir im Moment mal bisschen vergessen", erklärte Arjen Robben, der in der Offensive einige auffällige Szenen hatte, aber wie seine Kollegen die Chancen nicht nutzte.

"Das ist die Crux, die uns im Moment begleitet. Das war schon in Basel so", sagte Coach Jupp Heynckes. "Und es ist nunmal so, dass der Schuss meistens nach hinten los geht, wenn man die Chancen nicht nutzt."

Heynckes unter Druck

Der Bayern-Coach versuchte, nach der Partie Gelassenheit und Souveränität zu vermitteln. Gelingen wollte ihm dies allerdings nicht unbedingt. Und so wird es nun langsam auch für Heynckes ungemütlich. "Zu gegebenem Zeitpunkt" werde er den Trainer zum Gespräch bitten, sagte ein sichtlich angefressener Nerlinger. Wann dies sein werde, "muss ich nicht verkünden."

Heynckes, das betonte er selbst zuletzt auch immer wieder, muss nun Lösungen liefern, schließlich sind zwei Jahre ohne Meisterschaft in München eigentlich undenkbar. Damit sich der Rekordmeister allerdings überhaupt nochmal Hoffnungen machen darf, müsste der BVB zunächst mal patzen. Momentan scheint das undenkbar.

BVB: Achter Sieg in Folge

Gegen Mainz landeten die Borussen ihren achten Sieg in Folge, sind nun seit 18 Partien ohne Niederlage und haben in dieser Zeit 15 Zähler mehr als der FC Bayern eingefahren. "Wir sind wieder so stark wie letztes Jahr", sagte Hummels nach der starken Vorstellung gegen Mainz.

Von der Meisterschaft will in Dortmund aber niemand sprechen, schließlich ist man damit schon im vergangenen Jahr erfolgreich gefahren: "Wir hatten in der letzten Saison schon mal 13 Punkte Vorsprung und dann noch sechs, sieben verloren. Wir sind in der Endphase der Saison und haben noch schwere Aufgaben vor uns", sagte BVB-Coach Jürgen Klopp.

Großkreutz: "Ziehen unser Ding durch"

Momentan allerdings kaum vorstellbar, dass die Borussia nochmal ernsthaft ins Straucheln gerät. Derzeit lassen sich die Schwarzgelben von nichts aus der Bahn werfen.

Nicht von einem völlig überraschenden Gegentor eine Viertelstunde vor Schluss, wie gegen Mainz. Auch nicht vom Fehlen von Stammkräften wie Sebastian Kehl oder dem seit Wochen verletzten Mario Götze.

"Wir ziehen unser Ding weiter durch", sagte Kevin Großkreutz, der sich über einen perfekten Tag freute. "Die Blauen (Schalke, Anm. d. Red.) haben verloren, die Bayern haben verloren. Und wir haben ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen."

Bei den Bayern herrschte dagegen Krisenstimmung. "Natürlich kommt jetzt die Kritik und wir sind unter Druck. Dem müssen wir uns stellen", sagte Nerlinger, der zum Schluss einen kurzen Einblick in den Gemütszustand der Mannschaft gewährte: "Es war relativ ruhig in der Kabine." Immerhin. Zuletzt war das ja nicht immer so.

Leverkusen - Bayern: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema