Farfan: Auf dem Weg in die Weltklasse?

Von Für SPOX auf Schalke: Haruka Gruber
Fahnenträger Jefferson Farfan bejubelte den 1:0-Sieg der Schalker gegen Wolfsburg
© Imago

Er wollte nur noch weg von Schalke und Felix Magath, doch Jefferson Farfan blieb - und rächte sich nun an seinem Ex-Coach mit der wunderschönen Torvorlage zum 1:0-Siegtor gegen Wolfsburg. Klubboss Clemens Tönnies ist hellauf begeistert, nur Ralf Rangnick erweist sich als "Spielverderber".

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Als ob Clemens Tönnies seiner Freude Nachdruck verleihen müsste, ballte er noch einmal feierlich die Faust und grinste zu den Journalisten. Dabei waren seine Worte kurz zuvor bereits ein Quell der Begeisterung: "Er ist genial! Ein sensationeller Spieler!"

Verzückt sprach der Aufsichtsratsboss des FC Schalke 04 davon, wie sehr ihn Jefferson Farfan beeindruckt hätte und dass man hochzufrieden sei mit dem Peruaner, den Tönnies lieblich nur "Jeffy" nennt. "Er ist wieder klar im Kopf", sagt Tönnies.

Farfan bereitete mit einem herrlichen Außenristpass den Siegtreffer durch Jurado vor und war der beste Spieler beim 1:0-Erfolg über den VfL Wolfsburg, mit dem sich Schalke jeder Abstiegsangst entledigte. Der Rückstand auf den Tabellenfünften Mainz beträgt überschaubare sechs Punkte.

Farfan setzt Zeichen

Nach dem Abpfiff jubelten die Spieler sogar ausgelassener als nach dem 5:2 bei Inter Mailand. Der sonst bedächtige Benedikt Höwedes griff sich ein Megafon und animierte die Fans, während die anderen Spieler einen wilden Tanz aufführten.

Mittendrin Farfan, der mit dem Schwenken einer überdimensionalen Schalke-Fahne erstmals einen plakativen Beweis seiner Verbundenheit zu dem Verein erbrachte, den er so erpicht darauf war zu verlassen, weil ihn das Miteinander mit Felix Magath ermüdet hatte.

Die Entlassung des unliebsamen Magath, die Ernennung von Ralf Rangnick zu dessen Nachfolger, nicht zuletzt die Erfolge in der Champions League: Das alles scheint den 26-Jährigen davon überzeugt zu haben, dass Schalke womöglich doch der richtige Verein ist.

Clemens Tönnies glaubt an Farfan-Verbleib

"Ich glaube, wir können ihn halten. Er hat uns ein Signal gegeben. Meiner Kenntnis nach steht ein Verbleib nichts im Weg", sagt Tönnies. Er geht davon aus, dass der wahrscheinliche Einzug ins Champions-League-Halbfinale Farfan dazu bewegt, vorzeitig den bis 2012 befristeten Vertrag zu verlängern. Tönnies: "Natürlich ist das wichtig, ein Weiterkommen spielt eine wichtige Rolle."

Sollte Farfan einer Ausweitung nicht zustimmen, wäre Schalke dazu angehalten, ihn bereits nach dieser Saison zu verkaufen, um eine Ablöse zu erzielen. Und Interessenten sind zuhauf vorhanden. Mit Juventus Turin gab es bereits konkrete Gespräche, auch Spanien lockt. Im Grunde müsste sich jeder ambitionierte Topklub Europas mit Farfan beschäftigen, zu beeindruckend gestaltet sich die Saison des Rechtsaußen.

Seine Leistungen gegen Wolfsburg und zuvor in Mailand sowie bei St. Pauli sind nur eine Fortführung einer vor eineinhalb Jahren begonnenen Entwicklung, die womöglich bis in die Weltklasse führt. Während Schalke unter Magath von Spiel zu Spiel und von Wettbewerb zu Wettbewerb seine Wankelmütigkeit nicht ablegen konnte, ging Farfan selbst in den schwierigsten Phasen mit Beständigkeit voran.

Die Ausbeute von zehn Toren und elf Assists aus 37 Pflichtspielen ist gut bis ordentlich, doch sie erfasst nur ungenügend Farfans Bedeutung für die gesamte Mannschaft. "Schalke liegt Farfan zu Füßen", titelte "DerWesten". Und Höwedes sagt: "Jeff hat in den letzten drei Spielen sensationelle Leistungen gebracht. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben."

Nicht nur ein Zauberer

Was Farfan so wertvoll macht: Seine Qualitäten gehen über die eines konventionellen Rechtsaußen hinaus. Er bringt Tempohärte und Technik ein, schlägt gefährliche Flanken und dribbelt gefällig. Dies alles kombiniert er mit einem enormen Fleiß im Spiel gegen den Ball.

So beharrlich der Rechtsverteidiger Atsuto Uchida bei eigenem Angriff fortwährend Farfan hinterläuft, um diesem Raum zu schaffen, beteiligt sich der Peruaner in der Defensive strebsam am Pressing und steht seinem japanischen Hintermann bei.

Unter Magath war Farfan bereits unverzichtbar. Doch in dem vom schnellen Kurzpassspiel dominierten Rangnick-Fußball ist Farfan noch wirksamer. Zumal gegen Wolfsburg erstmals ein Experiment versucht wurde, das recht vielversprechend erschien.

Statt wie sonst üblich an der rechten Seitenlinie zu kleben, tauschte Farfan in der ersten Halbzeit mit Spielmacher Jurado je nach Szene die Position, so dass er auch aus der Tiefe des Mittelfelds, aus dem Zentrum heraus, mit viel Tempo angreifen konnte.

Rangnick bremst Euphorie

Ausgerechnet Rangnick, der Vater der Idee, wollte jedoch Farfan nicht allzu sehr loben. Der neue Schalke-Trainer hat zwar schon bei seiner Antrittsrede gesagt, dass Farfan nicht abgegeben werden soll. Das hieße jedoch nicht, dass dieser besonders herausgehoben werden müsse. "So erwarte ich Jefferson immer. Für solche Leistungen hat ihn der FC Schalke 04 geholt."

Ähnlich moderat äußerte sich Sportvorstand Horst Heldt im SPOX-Gespräch - und widersprach sanft den von Tönnies getätigten Aussagen, wonach Farfan so gut wie sicher auf Schalke bleibt.

Rangnick unterhielt sich mit Farfan, Heldt selbst führte mit dessen Management erste Gespräche, um die "Vergangenheit aufzuarbeiten". Heldt: "Das waren aber keine Verhandlungen. Wir haben lediglich verabredet, das Thema in naher Zukunft angehen zu wollen."

Schalke - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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