Slomka gibt Ziel "Königsklasse" aus

SID
In Hannover herrscht Euphorie - die Teilnahme am internationalen Geschäft ist ihnen kaum zu nehmen
© Getty

Hannover 96 hat nach dem 2:0 gegen Verfolger FSV Mainz 05 seine Zurückhaltung abgelegt und die Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League als neues Saisonziel ausgerufen. Bei den Mainzern herrscht dagegen Ernüchterung.

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Ein Blick auf die Tabelle genügte, und Mirko Slomka legte seine Zurückhaltung der vergangenen Wochen ab. Der Trainer des Überraschungsteams Hannover 96, der Gedanken an die Champions League zuletzt noch für "relativ vermessen" gehalten hatte, gab seinen Spielern nach dem souveränen 2:0 (1:0) gegen Verfolger FSV Mainz 05 und dem Patzer von Rekordmeister Bayern München ein neuen Saisonziel aus: die Qualifikation für die Königsklasse.

"Wir haben immer gesagt, dass wir da sein müssen, wenn die Bayern schwächeln. Jetzt werden wir alles versuchen, um unseren Platz zu verteidigen, auch wenn wir wissen, dass das ein hartes Stück Arbeit wird", sagte Slomka, nachdem 96 die Münchner (1:1 beim 1. FC Nürnberg) mit einem Punkt Vorsprung vom dritten Rang verdrängt hatte.

Europa-Comeback nach 19 Jahren

Das Comeback der Niedersachsen auf europäischer Bühne nach 19 Jahren ist angesichts von zehn Punkten Vorsprung auf Platz sechs so gut wie sicher. Die Frage lautet nur: In welchem Wettbewerb?

Die Spieler gingen wie ihr Coach verbal in die Offensive. "Bayern gegen Hannover ist zwar ein Duell David gegen Goliath, aber wir sind bereit", sagte Innenverteidiger Emanuel Pogatetz.

Sergio Pinto, Torschütze zum 2:0-Endstand (59.), meinte: "Kein Zweifel: Wir sind nächstes Jahr international dabei. Und wer will nicht lieber Champions League spielen?"

Doch egal, ob es am Ende für Fußballabende gegen Barcelona oder Bratislava reicht, schon jetzt geht die Saison der Hannoveraner in die Klubgeschichte ein.

Elf Heimsiege und 53 Punkte bedeuten jeweils Vereinsrekord, schon Rang vier wäre die beste Bundesliga-Platzierung der Klubhistorie.

Erfolgs-Coach Mirko Slomka

Die Fans schweben auf einer Euphoriewelle. Sie feierten ihr Team noch viele Minuten nach dem Abpfiff. Der lautstarke Wunsch der Anhänger nach Mirko Slomka in der Fankurve blieb jedoch unerfüllt.

"Ich bin kein großer Freund solcher Aktionen. Die Fans wissen, dass ich die Stimmung in der Arena sehr schätze, aber die Mannschaft hat es verdient, gefeiert zu werden", sagte der Erfolgscoach, der neben Bayern-Trainer Louis van Gaal (56 Prozent) der einzige aktuelle Bundesligatrainer ist, der mehr als die Hälfte seiner Spiele (51 Prozent) gewinnen konnte.

Gegen Mainz war es aber weniger das glückliche Händchen des Trainers, das den fünften Heimsieg in Serie brachte, sondern die Schlüsselszene in der 45. Minute: Nach einem Konter brachte FSV-Verteidiger Nikolce Noveski den Hannoveraner Lars Stindl im Strafraum zu Fall und sah wegen dieser Notbremse die Rote Karte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Torjäger Didier Ya Konan sicher zu seinem 13. Saisontor (45.+1).

Elfmeter sorgt für Diskussionen

Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer handelte hier zwar regelkonform, dennoch sorgte seine Entscheidung hinterher für Diskussionsstoff.

"Durch den Elfmeter und den Platzverweis wurden wir doppelt bestraft. Man sollte den Schiedsrichtern erlauben, es in solchen Szenen auch bei einer Gelben Karte zu belassen", forderte der Mainzer Torhüter Heinz Müller. FSV-Trainer Thomas Tuchel sprach gar von einem "Super-GAU" und meinte: "Da ging alles schief, was schief gehen konnte."

Fragen, ob er nun die Europapokalteilnahme in Gefahr sehe, konterte Tuchel mit beißender Ironie. "Wir haben vor der Saison klar das Ziel Europacup ausgegeben, das droht uns jetzt aus den Händen zu gleiten. Der ganze Verein wird jetzt nervös", sagte der Trainer und fügte nach einer kurzen Pause an, um sicher zu gehen, dass es alle verstehen: "Das war ironisch gemeint."

Hannover - Mainz: Daten zum Spiel

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