FC Bayern: Spitzenmannschaft oder nicht?

Von Florian Bogner
Leader unter sich: Vidal (l.) war bester Leverkusener, Schweinsteiger noch der beste Bayer
© Imago

Der FC Bayern München setzt mit dem 1:1 (1:1) bei Bayer Leverkusen seine Auswärts-Remis-Serie fort - und präsentiert sich zwiegespalten. Während Trainer Louis van Gaal sein Team weiter im Aufwind wähnt, hakt Sportdirektor Christian Nerlinger den Titel ab. Bastian Schweinsteiger weiß nicht so recht, Franz Beckenbauer grantelt.

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Reaktionen:

Louis van Gaal (Trainer Bayern München): "Eine Spitzenmannschaft muss so klug sein, in Ruhe in die Halbzeit zu kommen. Wir waren die bessere Mannschaft und haben wieder zwei Punkte weggegeben. Ich finde das schade. Wir werden immer besser, aber wenn man nicht gewinnt, bekommen die Spieler nicht dieses Gefühl."

Christian Nerlinger (Sportdirektor Bayern München): "Es ist jetzt nicht die richtige Herangehensweise, von der Meisterschaft zu reden. Wir sollten die Plätze drei und zwei anvisieren."

Mario Gomez (Bayern München): "Es ist bitter. Leverkusen war sehr stark, aber wir hätten gewinnen können. Im Endeffekt ist das Ergebnis gerechtfertigt und der Punkt okay. Wir müssen zufrieden sein."

Bastian Schweinsteiger (Bayern München): "Ich habe gefühlt, dass ich nicht im Abseits stand. Generell glaube ich schon, dass der FC Bayern eine Spitzenmannschaft ist. Keiner hat uns bisher hergespielt. Auch Dortmund war nicht klar besser als wir. Aber die Tabelle sagt natürlich letztlich schon die Wahrheit aus."

Franz Beckenbauer (Ehrenpräsident Bayern München): "Es gab Dutzende von Situationen, in denen man unbedrängt den Gegner in Ballbesitz kommen lässt. Wenn ich in der letzten Minute der ersten Halbzeit 1:0 führe, dann haue ich den Ball irgendwo in die Obertribüne, aber versuche nicht, Klein-Klein zu spielen. Das sind Anfängerfehler, Kindergartenfehler. Man kann den Gegner natürlich zum Ausgleich einladen - aber so kommt man nicht weiter. Das ist keine Spitzenmannschaft. Von Ribery erwarte ich mir ein anderes Engagement. Natürlich hat er sich bemüht, aber das ist zu wenig. Da kann ich van Gaal sogar verstehen."

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Beide Mannschaften spielen sehr diszipliniert. Ich denke, dass meine Mannschaft heute, besonders in der zweiten Halbzeit, wesentlich stärker gespielt hat und auch die größeren Torchancen gehabt hat. Da hätten wir das Spiel gewinnen müssen."

Nachbetrachtung:

Nach dem 0:0 in Hamburg und dem 3:3 in Mönchengladbach sollte die Partie in Leverkusen für den FCB abermals richtungweisend für den Meisterkampf werden - heraus kam das fünfte Unentschieden der Saison, das die Bayern erneut als gefühlte Verlierer zurück lässt.

Ein mickriger Auswärtssieg nach 13 Spieltagen ist jedenfalls zu wenig für die Ansprüche des Meisters. Da Dortmund Woche für Woche dreifach punktet, könnte sich Bayern nach den kommenden unangenehmen Auswärtspartien auf Schalke und in Stuttgart schon zu Hinrunden-Ende ein Fernglas zulegen.

In der vergangenen Saison lieferten die CL-Siege gegen Haifa (1:0) und bei Juventus (4:1) erst Anfang Dezember die Initialzündung für eine am Ende geniale Bayern-Saison. In dieser Spielzeit wartet man weiter vergeblich auf das bajuwarische "Coming Out" - oder ist es dafür vielleicht sogar schon zu spät?

14 Punkte Rückstand auf die Spitze hatte der Rekordmeister nach 13 Bundesliga-Spielen jedenfalls noch nie - daran ändern auch die Durchhalteparolen der Verantwortlichen nichts. Um van Gaals 30-Punkte-Vorgabe bis zur Winterpause zu erreichen, braucht der FCB aus den kommenden vier Spielen drei Siege. Dortmund hat aber bereits jetzt 34 Zähler gesammelt.

Immerhin: Ansätze sind da. Deswegen hatte van Gaal auch nicht Unrecht, seine Spieler für eine gelungene erste Halbzeit zu loben. Schweinsteiger übernahm darin einmal mehr die Chefrolle, der neu in die Abwehr beorderte Breno gab nach über einem Jahr ein ordentliches Startelf-Debüt. Dafür patzte Nebenmann van Buyten vor dem Gegentor.

In der zweiten Halbzeit zeigte Bayern jedoch einmal mehr, dass man zwar auf Augenhöhe mit der Konkurrenz ist, aber eben nicht über ihr steht. Rene Adler musste keinen einzigen Ball halten. Zum Selbstverständnis des FC Bayern gehört nun mal, auch mal eine schwächere Leistungen mit einem Sieg zu schönen - und nicht, passable Leistungen nach einem weiteren Remis schön zu reden.

Bezeichnend, dass nur Ehrenpräsident Beckenbauer und Sportdirektor Nerlinger nach dem abermaligen Rückschlag zugaben, dass man im Augenblick nicht über die Meisterschaft zu sprechen brauche.

Leverkusen konnte mit dem Spiel indes besser leben als der FCB - vor allem, weil Heynckes' Matchplan beinahe aufgegangen wäre.

Nach dem Ausgleich ließ der Coach seine Mannschaft deutlich tiefer agieren. Dem starken Schweinsteiger war der Aktionsradius genommen, Bayern kreierte nur noch eine Chance.

Als van Gaal dann Geheimwaffe Ribery brachte, hatte Heynckes in Castro schon den perfekten "Aufnehmer" aufs Feld geschickt. Konsequenz: Ribery machte keinen Stich.

Die sich bietenden Konterchancen hätten die Hausherren dann beinahe noch zum Sieg genutzt. Auch, weil Leverkusen in der Schlussphase erneut frisch und konzentriert wirkte.

Am Ende freute sich jedoch nur Dortmund, denn langsam aber sicher verliert auch Bayer den BVB aus den Augen. Neun Punkte Rückstand sind es bereits - und ein Meisterschaftsanwärter dürfte nach sieben Heimspielen auch mehr als zwei Heimsiege auf dem Konto haben.

Leverkusen - Bayern: Daten zum Spiel

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