Kein Sieger im Bayer-Bayern-Duell

Von Florian Bogner
Leverkusens letzter Bundesliga-Sieg gegen den FC Bayern ist über sechs Jahre her (28.08.2004)
© Getty

Der FC Bayern München hat die deutsche Meisterschaft am 13. Spieltag der Bundesliga weiter aus den Augen verloren. Der FCB blieb zwar zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen, spielte bei Bayer Leverkusen aber nur 1:1 (1:1) und hat nun bereits 14 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund - noch nie war der Rückstand zur Tabellenspitze zu diesem Zeitpunkt einer Bundesliga-Saison so groß.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften Leverkusener Arena brachte Mario Gomez den Rekordmeister in Führung (34.), Arturo Vidal erzielte kurz vor dem Pausenpfiff per Elfmeter den Endstand (45.+2). In der Anfangsphase war den Gästen ein Kopfballtor von Bastian Schweinsteiger zu Unrecht aberkannt worden (2.).

Bayern rutschte in der Tabelle wieder auf Platz acht ab, Leverkusen verlor Rang zwei an den FSV Mainz 05 und hat auch schon neun Zähler Rückstand auf den BVB.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Wir waren in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, hatten die besseren Chancen. Da hätten wir das Spiel entscheiden müssen."

Simon Rolfes (Bayer Leverkusen): "Die Bayern hatten vielleicht etwas mehr Ballbesitz, aber wir hatten sehr gute Chancen. Wir spielen ökonomischer und effizienter und verpulvern nicht alle Kräfte am Anfang. Deshalb konnten wir am Ende nochmal zulegen."

Louis van Gaal (Trainer Bayern München): "Wir haben in der ersten Halbzeit ein super Spiel gespielt, hätten aber mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Es ist schade, dass wir wieder zwei Punkte verschenkt haben. Im Moment ist Dortmund vorn und hat die größten Chancen. Aber ich denke, dass wir auch noch eine Chance haben."

Bastian Schweinsteiger (Bayern München): "Ich habe gefühlt, dass ich nicht im Abseits stand. Generell glaube ich schon, dass der FC Bayern eine Spitzenmannschaft ist. Keiner hat uns bisher hergespielt. Auch Dortmund war nicht klar besser als wir. Aber die Tabelle sagt natürlich letztlich schon die Wahrheit aus."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer wieder im 4-2-3-1 und auf zwei Positionen verändert. Hyypiä und Derdiyok sind pünktlich fit geworden und ersetzen Reinartz (5. Gelbe) bzw. Helmes.

Bayern im Vergleich zum 3:0 gegen Nürnberg mit zwei Änderungen: Breno und Müller spielen für den verletzten Demichelis bzw. Altintop. Breno steht erstmals seit September 2009 wieder in der FCB-Startelf. Ribery und Contento sitzen draußen.

21.: Fehlpass Breno. Vidal spielt den Ball am Sechzehner quer. Derdiyok lässt für Sam durch. Der schlenzt den Ball vom linken Sechzehnereck an die Oberkante des rechten Lattenkreuzes.

32.: Weil Pranjic erst von einem Eckball von rechts zurückeilen muss, steht Vidal beim anschließenden Bayer-Konter vorne blank. Butt lässt seinen Schuss aus 20 Metern prallen, Tymoschtschuk klärt zur Ecke.

34., 0:1, Gomez: Nach einem klasse Spielzug über Lahm und Kroos chippt Müller den Ball von rechts in den Strafraum. Schweinsteiger läuft ein, hebt ihn an den langen Pfosten - Gomez muss nur noch einnetzen. Achtes Saisontor.

45.+2, 1:1, Vidal (Elfmeter): Fehlpass Van Buyten. In der Folge läuft Sam vom rechten Strafraumreck auf Pranjic auf und wird vom Kroaten gelegt. Klare Sache. Vidal verwandelt links unten. Fünftes Saisontor.

52.: Platz für Lahm auf rechts. Kluger Rückpass an die Strafraumkante. Kroos schießt den Ball freistehend links vorbei.

62.: Ribery kommt für Tymoschtschuk. Interessant, weil Kroos auf die Sechs rückt und Schweinsteiger zentral offensiv bleibt.

70.: Super Zuspiel von Vidal auf Derdiyok. Butt pariert dessen Schuss aus spitzem Winkel zur Ecke. Beim nächsten Bayer-Angriff pariert Butt einen Vidal-Schuss zur Seite, Sam grätscht nur knapp vorbei.

Fazit: Eine schwache zweite Halbzeit wirft den FCB im Rennen um die Meisterschaft weiter zurück. Leverkusen kann mit dem Punkt eher leben, hätte am Ende sogar siegen können.

Der Star des Spiels: Arturo Vidal. Leistete sich nicht den Luxus, nur auf Schweinsteiger zu achten, sondern kurbelte das Bayer-Spiel an. Die meisten Ballkontakte, die meisten gewonnenen Zweikämpfe und die meisten Torschüsse bei Bayer, dazu gewohnt sicher vom Elfmeterpunkt - viel mehr geht nicht.

Die Gurke des Spiels: Franck Ribery. Sollte in der Schlussphase das Offensivspiel entfachen, legte aber nicht mehr als ein Strohfeuer. 19 Ballkontakte, kein Torschuss, keine Torschussvorlage - van Gaal hatte sich sicher mehr erhofft. Stattdessen hatte der ebenfalls gerade erst genesene und ebenso eingewechselte Castro den Franzosen total im Griff.

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer. Pfiff viel zu kleinlich und ohne Linie. Dazu sah Assistent Carsten Kadach Schweinsteiger bei dessen Kopfballtor zu Unrecht in Abseits (2.). Insgesamt ein sehr schwacher Auftritt des Gespanns.

Analyse: Rein statistisch gehörte die Anfangsviertelstunde mit 5:0 Torschüssen den Hausherren. Bayern hatte jedoch mehr Ballbesitz (60 Prozent), ein zu Unrecht aberkanntes Tor und einen sehr präsenten Schweinsteiger entgegen zu setzen.

Während der FCB gewohnt geduldig in Richtung Strafraum kombinierte, versuchte Bayer den Ball schnell zu machen. So spielten die Innenverteidiger die Außen Barnetta/Sam oft direkt per Flachpass an, wenn Rolfes den Ball mal nicht als erste Anspielstation entgegen nahm. Auffällig war auch die Vielzahl der langen Abschläge von Adler direkt auf die Außen.

Nach einer halben Stunde hatten sich die Gäste aber darauf eingestellt. Bei Leverkusen häuften sich die Abspielfehler, Bayern kam ins Rollen - fast zwangsläufig fiel das 0:1. Zur Pause wäre diese Führung verdient gewesen, wurde aber durch Van Buytens Schlampigkeit und Pranjic' einzigen Fehler im ersten Durchgang zunichte gemacht.

Mit dem Ausgleich beschenkt, begaben sich die Hausherren nach der Pause vollends in Habacht-Stellung und lauerten nur noch auf Konter. Im Bewusstsein dessen gingen die Gäste aber kein erhöhtes Risiko ein und blieben bei ihrer kontrollierten Offensive. Ergebnis: Das Spiel verflachte.

Erst mit Riberys Einwechslung nahm die Partie wieder Fahrt auf, was aber nicht am Franzosen lag. Bayern stand aber fortan höher, was den Hausherren - vornehmlich über die Ribery-Seite - die erwünschten Konterchancen ermöglichte.

So gehörte die Endphase den Leverkusenern, Bayern gab in der Schlussviertelstunde bis auf einen Gomez-Kopfball (91.) keinen einzigen Torschuss mehr ab. Der Sieger hieß am Ende nicht Bayer oder Bayern - sondern Dortmund.

Leverkusen - Bayern: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema