Rauball: Nicht von Politik fernsteuern lassen

SID
Reinhard Rauball will am 12. Dezember zu einer Entscheidung kommen
© Getty

Für den Profifußball geht es am 12. Dezember um viel: An diesem Tag soll das Sicherheitskonzept verabschiedet werden. Ligapräsident Rauball fürchtet um die Autonomie von DFB und DFL.

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Ligapräsident Reinhard Rauball sieht bei einem Scheitern des umstrittenen Sicherheitskonzepts die Autonomie der Fußball-Verbände gefährdet. "Diese Autonomie darf nicht aufgegeben werden, wir dürfen von der Politik nicht ferngesteuert werden", sagte der Präsident von Meister Borussia Dortmund in einem Interview der "Frankfurter Allgemeine Zeitung", nachdem zuletzt vor allem die Innenminister in der Debatte um Gewalt im Fußball Druck gemacht haben.

Am kommenden Mittwoch sollen die 36 Profivereine bei ihrer Vollversammlung in Frankfurt das Papier verabschieden. "Daher ist es wichtig, dass wir am 12. Dezember zu einer Entscheidung kommen. Zu einer Verschiebung darf es nicht kommen", warnte Rauball.

DFL und DFB in ihrer Autonomie geschützt

Der 65-jährige Jurist kritisierte: "Dass auch Politiker unter Druck stehen, ist klar. Deshalb haben einige nichts ausgelassen. Sie stehen unter Rechtfertigungsbedarf, was die Polizeieinsätze angeht - und das alles wird argumentativ auf die Veranstalter von Fußballspielen abgewälzt." Die DFL und der DFB seien als Verbände in ihrer Autonomie grundsätzlich geschützt.

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Die Innenminister fordern von DFB und DFL, dass sich die Dachverbände im Kampf gegen die Gewalt finanziell mehr engagieren und pro Jahr zehn Millionen Euro für die Prävention bezahlen. "Wir haben signalisiert, dass wir in diese Richtung - von derzeit drei Millionen für Fan-Projekte kommend - gesprächsbereit sind", sagte Rauball.

"Es gibt keinen Königsweg"

Der Jurist will der Politik nicht in jeder Hinsicht folgen, der Fußball müsse seine Hausaufgaben selbst machen. "Aber es gibt keinen Königsweg, der uns garantiert, dass wir zur neuen Saison eine Beruhigung bei allen Spielen haben."

Rauball betonte erneut, dass ein Stehplatzverbot zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion stand. Von einigen Politikern sei dies aber immer wieder als Drohung in den Raum gestellt worden. "Es soll keine Verpflichtung zu Ganzkörperkontrollen geben. Wir wollen Kollektivstrafen vermeiden, indem wir die Täter stellen und bestrafen", erklärte er zudem.

Polizei gegen "überbordende Reglementierung"

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat eine "überbordende Reglementierung" für Fußballfans abgelehnt. Dies treffe vor allem die überwiegende Mehrheit friedlicher Besucher, sagte der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut in einer Pressemitteilung. Fan-Organisationen befürchten, dass künftig vermehrt Ganzkörperkontrollen durchgeführt werden. Politiker hatten eine Verschärfung der Maßnahmen gefordert, nachdem immer wieder Pyrotechnik und Knallkörper in den Stadien gezündet werden.

"Wer ernsthaft erwägt, über durchgängige Leibesvisitationen und Nacktkontrollen von Fans die Sicherheit im Stadion zu erhöhen, schießt nicht nur deutlich am Tor vorbei, sondern verlässt gänzlich den Boden der Verhältnismäßigkeit", warnte Witthaut.

Es müsse in Kauf genommen werden, dass es manchen sogenannten Fans gelänge, auf unappetitliche Weise pyrotechnische Gegenstände ins Stadion zu transportieren; einen Generalverdacht rechtfertige das jedoch nicht. "Das Abbrennen von Bengalos stellt eine Straftat dar und muss kompromisslos verfolgt und bestraft werden", betonte der GdP-Chef.

Pyrotechnik wird konsequent abgelehnt

Auch DFB und DFL machten immer wieder deutlich, dass sie Pyrotechnik konsequent ablehnen und "keinen Millimeter" (Rauball) davon abweichen. "Weil dieses Umdenken bisher nicht durchgängig eingetreten ist, ist die Verschärfung von Kontrollen notwendig, dazu modernste Videotechnik und Schulung der Sicherheitsdienste", kündigte der Ligapräsident an.

Am Wochenende geht die Schweigeaktion von Fan-Organisationen gegen das umstrittene Konzept weiter: Zum dritten Mal soll es nach dem Anpfiff in den Stadien zwölf Minuten und zwölf Sekunden - in Anlehnung an den 12.12. - still sein. Zudem sind in sieben Städten Demonstrationen geplant.

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